Alfred Brendel: "Nach dem Schlussakkord"
Fragen und Antworten
"Ich
hasse Lärm. In
der Musik baut alles auf Stille auf."
Mit diesen Worten ist der Meister des Klaviers,
Alfred Brendel,
deutlich
gekennzeichnet. In seinen Aufzeichnungen von Gesprächen,
Gedichten,
Beantwortungen von öffentlichen Fragebögen und einem
Selbstgespräch gibt
Alfred Brendel dem Abschied vom Konzertleben einen Schlussakzent.
Die Gespräche in dem vorliegenden Erinnerungsband drehen sich
um
Musikinterpretationen, um Künstler, die besonderen Vorlieben
von von A. Brendel,
Aussagen zu seinen Eindrücken über Filme,
Komponisten, Künstler, Maler und
allgemeinen Musikbetrachtungen.
Hier zeigt sich der Pianist mit einer Vielzahl an Begabungen. Malerei,
Architektur und Literatur, dazu das Verfassen von eigenen Gedichten
bieten
Einblicke in den Charakter einer Persönlichkeit, die uns
über Jahre im
Konzertleben mit Klavierkonzerten und Soloabenden erfreut hat. A.
Brendel ist
ein humorvoller, nüchterner, uneitler und klar denkender
Mensch, der sich
keinen Illusionen über sich oder das Leben hingibt. Er
weiß genau zu
unterscheiden, wo er eigenen Ansprüchen genügt und wo
sie ihm versagt blieben.
In aller Bescheidenheit wirkt er gelassen, selbstironisch und immer
wieder
dankbar für seine Musikbegabung, die ihn durchs Leben
begleitet hat.
In deutlicher Manier bezeichnet er sich selbst als nicht vom Intellekt
gesteuert. In seinen Worten:
"Im Zusammenwirken von Chaos und Ordnung, Gefühl und
Überlegung sollte
die Hitze des Chaos' durch die Ordnung zur Wärme reduziert
werden. Die Wärme
erwärmt ihrerseits wiederum die Kühle zur Ordnung. Ob
das bewusst oder
unbewusst geschieht, hat kaum Bedeutung, solange das Resultat stimmt
..."
Und immer wieder spricht er über das Husten, eine
Störung im Konzertleben, die
ihn gelegentlich unwillig einhalten ließ, um die
Zuhörer um Stille zu bitten!
Mit der Beantwortung von Fragebögen aus verschiedenen
angesehenen Zeitungen
rundet sich das Bild des Pianisten zu einer originellen, klaren und
durchaus
heiteren Persönlichkeit, von der man gern hört, wie
sie zum Leben, der Musik,
der Freundschaft und den Künsten steht.
In einer letzten anrührenden Hommage an den Künstler
Alfred Brendel sind die
Worte von Peter Hamm zu verstehen, in denen er ihm dankt. Er hebt darin
hervor,
dass sich Brendel für die letzten Monate oder Wochen seines
Lebens
Haydn als
Begleiter wünscht. Damit wird auch dem Publikum die Musik
eines zuweilen zu
gering beachteten Komponisten der Wiener Klassik ans Herz gelegt.
Das schmale Buch liest sich schnell und erfordert einige
musiktheoretische
Kenntnis.
Der einzige Mangel dieser Ausgabe ist die sehr kleine Schrift.
(Claudine Borries; 05/2010)
Alfred
Brendel: "Nach dem Schlussakkord. Fragen
und Antworten"
Mit einem Nachwort von Peter Hamm.
Carl Hanser Verlag, 2010. 112 Seiten.
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