Julio Cortázar: "Rayuela"
Himmel
und Hölle
"Rayuela", Titel dieses bemerkenswerten Buches, ist die Bezeichnung
für
ein weltweit verbreitetes Kinderspiel, das im deutschsprachigen Raum
zumeist
unter "Himmel und Hölle" bekannt ist. Dabei werden rechteckige
Felder
auf den Boden gemalt und dann kleine Steinchen nach einem bestimmten
System vom
unteren Ende der Zeichnung zum oberen Ende bugsiert. Von der
Hölle in den
Himmel sozusagen. Zur Veranschaulichung für den Leser wird dem
ersten Kapitel
des Romans eine Illustration vorangestellt, die solch eine
Kinderzeichnung
zeigt. Ebenfalls vorangestellt hat der Autor seinem Roman einen
Wegweiser, eine
Art Gebrauchsanweisung für seine Leser. Darin betont
Cortázar,
dass es sich bei "Rayuela" nicht um ein Buch handelt, sondern um
mehrere, vor allem aber um zwei Bücher. Cortázar
erklärt das wie folgt: "Das erste Buch
lässt sich in der üblichen
Weise lesen. Es endet mit dem Kapitel 56, unter dem sich drei
auffällige
Sternchen befinden, die gleichbedeutend sind mit dem Wort Ende.
Folglich kann
der Leser auf das verzichten, was folgt. Das zweite Buch lässt
sich so lesen,
dass man mit dem Kapitel 73 anfängt und dann in der
Reihenfolge weitermacht,
die am Fuß eines jeden Kapitels angegeben wird."
Entscheidet sich der
Leser für diesen zweiten Weg, so lässt er sich auf
das Sprunghafte eines
Himmel-und-Hölle-Spiels ein, auf ein Hin- und
Herblättern im Buch. Damit wird
dem Leser viel abverlangt, denn die bruchstückhaft
aneinandergereihten Kapitel
wollen sich partout nicht zu einem Ganzen fügen.
Ständig zündet Cortázar
die Nebelkerzen des Surrealismus und verundeutlicht damit etwaige
Zusammenhänge.
Die Diskontinuität der Handlung tut ein Übriges,
immer neue Themen jagen
einander, die assoziativen Verknüpfungen sind derart locker,
dass Zusammenhänge
nur schwer auszumachen sind.
Trotzdem kann dieses Buch Suchtpotenzial entwickeln, es
überzeugt auf ganzer
Linie, egal für welche Variante des Lesens man sich
entscheidet. Auf gar keinen
Fall sollte man dem wohl eher ironisch gemeinten Rat des Autors folgen,
(der
auch wohl eher die Neugierde des Lesers anstacheln wird), und die
Kapitel 57-155
"getrost beiseite lassen." Denn gerade hier finden
sich immer
wieder literarische Perlen, bedeutungsprall und sinngesättigt
kommen viele
dieser Kapitel daher und einige enthalten auf nur einer Seite mehr
Substanz als
ganze aufgeblasene Massenverkaufsschwarten auf tausend Seiten.
Allerdings finden
sich hin und wieder auch Kapitel, die mir eher als reine
Ausstattungskomponenten
erscheinen, die mehr Nippes als Substanz sind.
Cortázar hat seinen Roman in drei Teile
gegliedert: "Vom anderen Ufer", "Vom hiesigen Ufer", "Von
anderen Ufern". Also auch wieder drei Bücher, wenn man so
will. "Vom
anderen Ufer" meint unter Anderem vom Ufer der Seine, die Handlung
spielt
im Paris der frühen fünfziger Jahre des zwanzigsten
Jahrhunderts, wo sich eine
Gruppe intellektueller Bohemiens zusammengefunden hat, sich als
Schlangen-Club
bezeichnet, um bei Alkohol und Jazz über Musik, Literatur und
den Sinn des
Lebens zu diskutieren. Hauptprotagonist ist ein gewisser Horacio
Oliveira, ein
intellektueller Zyniker, seine Freundin La Maga, deren richtiger Name
allerdings
Lucia lautet, verkörpert als Gegenpol die naive Unschuld. Als
Horacio die Maga
verliert und der Schlangen-Club sich auflöst, kehrt er nach
Argentinien zurück
"ans hiesige Ufer", wo sich die Handlung des zweiten
Teils
"Vom hiesigen Ufer" abspielt. Horacio trifft dort mit Traveler, einem
alten Jugendfreund, zusammen. In dessen Frau Talita glaubt Horacio
Oliveira die
Maga wiederzuerkennen. Er halluziniert, verschanzt sich am Ende in
einer
Irrenanstalt und beobachtet von einem Fenster aus, wie die Patienten im
Hof
Himmel und Hölle spielen. Dieses Spiel wird im
übertragenen Sinne von vielen
der im Roman agierenden Personen teils bewusst, teils unbewusst
gespielt.
Der dritte Teil des Buches "Von anderen Ufern" beinhaltet jene
Kapitel, die nicht unbedingt gelesen werden müssen, wer sie
allerdings auslässt,
macht sich - wie bereits angesprochen - eines schweren
Versäumnisses schuldig.
Auch wenn sich hier zahlreiche Nebenhandlungen mit dem roten
Erzählfaden aus
Buch 1 verwickeln und es dem Leser schwer machen, diesem roten Faden im
erzählerischen
Labyrinth auf der Spur zu bleiben. Eine zentrale Rolle spielen hier die
Aufzeichnungen eines gewissen Morelli, eines alternden Schriftstellers,
der fast
ein alter ego von Cortázar sein könnte.
Vor allem Morellis Werke sind es auch, die im Schlangen-Club diskutiert
werden.
Morelli lebt gar im selben Haus, in welchem auch Horacio und die Maga
wohnen,
einem Treffpunkt für die Mitglieder des Schlangen-Clubs, ohne
dass diese aber
etwas von der Nähe des Schriftstellers ahnen. Erst als Morelli
bei einem
Verkehrsunfall verletzt wird, weil er auf einer Hundescheiße
ausgerutscht ist,
erfahren seine Jünger etwas davon. Sie besuchen den
Schriftsteller im
Krankenhaus. Im Buch heißt es unter Anderem von Morellis
Werken: "Was
Morelli anstrebt ist, die geistigen Gewohnheiten des Lesers
aufzubrechen.
Morelli ist ein Künstler, der eine bestimmte Vorstellung von
der Kunst hat, und
die besteht in erster Linie darin, dass die gebräuchlichen
Formen zu verwerfen
sind, etwas durchaus Übliches bei jedem guten
Künstler. Was ihn zum Beispiel
auf die Palme bringt, ist der Roman nach Art eines chinesischen
Rollbilds. Ein
Buch, das man von Anfang bis Ende liest, wie ein gehorsames Kind."
Die
Parallelen zu "Rayuela" sind unverkennbar. An anderer Stelle
heißt
es: "Die Erzähltechnik von Leuten wie Morelli ist
nichts weiter als
eine Aufforderung, das eingefahrene Gleis zu verlassen."
Oder: "Las
man das Buch, hatte man zuweilen den Eindruck, dass Morelli erwartet
hatte, die
Häufung von Fragmenten werde sich mit einemmal zu einer
Gesamtrealität
kristallisieren. Aber allzu sehr konnte man der Sache nicht trauen,
denn
Zusammenhang hieß ja im Grunde, Assimilation an Zeit und
Raum, Anordnung nach
den Wünschen des Leser-Weibchens. Morelli wäre nicht
damit einverstanden
gewesen." Das alles scheint auch irgendwie auf
Cortázar
und seinen Roman "Rayuela" zu passen. Ein entscheidender Hinweis
findet sich noch auf der Seite 628. Oliveira sagt da: "Im
ersten Band
war eine Stelle schrecklich kompliziert, dieser Mensch hier und ich
haben
stundenlang diskutiert, ob beim Drucken der Texte ein Irrtum
unterlaufen ist
oder nicht." Das trifft haargenau auf das 34. Kapitel von
"Rayuela"
zu, wo man die Zeilen wie folgt lesen muss: eins, drei, fünf,
sieben und so
weiter und zwei, vier, sechs, acht ...
Cortázars Ironie kommt hier zum Ausdruck,
wie eigentlich im gesamten Roman immer wieder. Eine sowohl wohlwollende
als auch
wohltuende Ironie, die niemals aufs Beleidigen oder Verletzen aus ist.
Und mit
sicherem Instinkt spürt Cortázar dem
Absurden in der Verzweiflung nach, dem Komischen im allzu Ernsten. Sein
Wortschatz gleicht einer schier unerschöpflichen Schatztruhe,
und "Rayuela"
ist wie eine sprachliche Wundertüte, die kuriose
Wortschöpfungen gebiert: "Kilizpt
er dir die Murte? Und lässt er dich die Plinien zwischen die
Arbusen legen? Ja,
und dann wabern wir uns die Porzien." Ein weiteres Beispiel: "Da
sie des Klienten und seiner Klinozephalie überdrüssig
waren, nahmen sie ihm
die Klivie und den Klusil weg und ließen ihn eine Klobasse
schlucken. Dann
verpassten sie ihm ein klinisches Klistier auf der Kloake, obwohl er
kleptophobisch klagte wegen des so klystronisch durch die
Klüse jagenden
Wassers, während die Klystonen in der Klimax wie auf einem
Klavizitherium
revoltierten." Daraus spricht eine unverhohlene Lust an
sprachlicher
Anarchie. Und die perfekt herausgearbeiteten sprachlichen Nuancen
werfen denn
auch ein anerkennendes Licht auf den Übersetzer.
Cortázars "Rayuela" kann man mit
Fug und Recht als ein wichtiges, wenn nicht sogar als das wichtigste
Werk in der
Literatur Argentiniens bezeichnen. Christian Hansen schreibt in seinem
Nachwort,
dem er eine Widmung an den Übersetzer Fritz Rudolf Fries
voranstellt: "Damit
wird der Roman zu einem Ort der Vielstimmigkeit und utopischer
Begegnungen, wo
man als Leser Freundschaften fürs Leben schließt."
Eine Aussage, die
auch der Rezensent nur unterstreichen kann.
(Werner Fletcher; 09/2010)
Julio
Cortázar: "Rayuela. Himmel und Hölle"
(Originaltitel "Rayuela")
Aus dem Spanischen von Fritz Rudolf Fries.
Mit einem Nachwort von Christian Hansen.
Suhrkamp, 2010. 656 Seiten.
Buch
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Julio
Cortázar wurde am 26. August 1914 in Brüssel
geboren. Mit seinen argentinischen Eltern zog er im Alter von vier
Jahren in einen Vorort von Buenos Aires. Er absolvierte dort an einer
sogenannten "Escuela Normal " eine Ausbildung zum Grundschullehrer und
nahm ein Universitätsstudium auf, das er aber er aus
finanziellen Schwierigkeiten frühzeitig abbrechen musste. Er
arbeitete dann als Lehrer in verschiedenen Provinzschulen und begann in
dieser Zeit, sich ernsthaft dem Schreiben zuzuwenden. 1938 erschien ein
erster Gedichtband, und 1944 veröffentlichte er seine erste
Erzählung in einer Zeitschrift. Im selben Jahr erhielt er an
der Universität von Mendoza (Argentinien) eine Dozentur
für französische Literatur, aber schon 1946, aus
Protest gegen den Wahlsieg Peróns, legte er sein Lehramt
nieder. Er veröffentlichte weiter in Zeitschriften,
ließ sich zum Übersetzer für Englisch und
Französisch ausbilden und erhielt 1951 ein Stipendium des
französischen Staates. Er ging nach Paris, wo er bis 1974 als
Übersetzer für die "UNESCO" tätig war. In
Paris verfasste er 1963 auch den Roman "Rayuela" (dt. "Rayuela. Himmel
und Hölle "), der in den 1960er-Jahren zum "Kultbuch" einer
ganzen Generation von Intellektuellen und Studenten wurde. Seit Mitte
der 1960er-Jahre erschienen erste Übersetzungen seiner
Erzählungen ins Französische, Italienische, Deutsche
und Englische, und sein internationaler Ruf begann stetig zu wachsen.
Es sind vor allem seine Erzählungen (die deutsche
Gesamtausgabe, "Die Erzählungen ", erschien 1998 bei
Suhrkamp), die Cortázar bald zu einem der originellsten und
kreativsten Autoren Lateinamerikas machten. Seit den 1960er-Jahren
engagierte sich Cortázar, wie viele lateinamerikanische
Intellektuelle, zunehmend politisch, unterstützte die
kubanische Revolution, die Regierung Allendes und später auch
die sandinistische Revolution in Nicaragua.
Sein Gesamtwerk umfasst außer Romanen und
Erzählungen auch Theaterstücke, Lyrik und
verschiedene Bände mit Kurzprosa; es weist ihn als einen der
bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts aus.
Julio Cortázar starb am 12. Februar 1984 in Paris.
Weitere Buchtipps:
Horacio Quiroga: "Die Wildnis des Lebens. Gesammelte
Erzählungen"
In einer intensiven und mitreißenden Weise umkreisen Quirogas
Erzählungen oft
große, schwere Themen wie Tod, Wahnsinn oder
unglückliche Liebe. Tatsächlich
war Horacio Quirogas Leben derart geprägt von
Tragödien und Verlust, dass es
schwerfällt, Leben und Werk nicht miteinander
kurzzuschließen. Quiroga erzählt
vom Ringen des Einzelnen angesichts eines Daseins, das sich stets als
größer
als er selbst und letztlich unbezwingbar erweist. Dabei verliert dieses
Ringen
nie an Spannung - atmosphärisch dicht, psychologisch genau, im
Ton bisweilen
fast lakonisch entspinnt Quiroga fesselnde Geschichten vom Horror und
Mysterium
des Auf-der-Welt-Seins. Ein moderner Klassiker der Weltliteratur.
Horacio Quiroga wurde 1878 in der uruguayischen Stadt Salto als Sohn
des
argentinischen Konsuls geboren. Nach Kindheit und Jugend in Uruguay
verbrachte
er den Großteil seines Lebens in Argentinien - ein Leben
voller Schicksalsschläge,
Gewalt und Abenteuer. 1937 beging er nach einer Krebsdiagnose Selbstmord.
Quiroga gilt als einer der Begründer der modernen
lateinamerikanischen
Literatur und entfaltete seine Meisterschaft vor allem in kurzen
Prosaformen. Poe,
Maupassant und Kipling hat er selbst als seine wichtigsten
Vorbilder
benannt. (S. Fischer)
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Ariel
Magnus: "Ein Chinese auf dem Fahrrad"
Ramiro, Zeuge bei der Gerichtsverhandlung gegen den vermeintlichen
Brandstifter
Li, wird in das chinesische Viertel von Buenos Aires entführt.
Mehr Gast als
Geisel lernt er eine völlig neue Kultur kennen und verliebt
sich in die hübsche
Chinesin Yintai, die ihm mit ihren Liebesspielen und ihren Reden
für eine
chinesische Vormachtstellung in der Welt die Sinne raubt.
Dieser ungezügelt komische Roman führt den Leser in
die Wunderwelt
chinesischer Miniläden, ins Chinesenviertel von Buenos Aires,
und ist eine
witzige Liebeskomödie.
Die ganze Stadt sucht einen mysteriösen
Brandstifter, Fosforito (das Streichhölzchen) genannt, der, so
das Gerücht,
nach seinen Untaten immer auf einem Fahrrad flüchten soll - er
ist ja ein
Chinese. Li passt genau ins Bild, und so wird er verhaftet. Bei seiner
Verurteilung nimmt er eine Geisel, den Computerfanatiker Ramiro. Er
entführt ihn ins
Chinesenviertel von Buenos Aires, und zwischen den beiden entwickelt
sich eine
Freundschaft. In einer merkwürdigen Abwandlung des
Stockholm-Syndroms findet
Ramiro immer mehr Gefallen an seinen Entführern und ihrer
Welt, in der er zwar
kein Wort versteht, aber immerhin den besten Sex seines Lebens hat. In
dieser
Welt steht alles Kopf: Sein Bewacher bittet ihn, bei einem
großangelegten
Einbruch mitzumachen, seine Liebhaberin will nur an der frischen Luft
mit ihm
schlafen, und Li gesteht, dass alles eine große Verwechslung
war. Als Ramiro
merkt, dass Li gar nicht Fahrrad fahren kann und die großen
jüdischen Machtkämpfe
doch chinesische sind, wird es Zeit für ihn, auch einmal
selbst eine
Entscheidung zu treffen.
Ariel Magnus wurde 1975 in Buenos Aires geboren. Er studierte in
Deutschland,
schrieb für verschiedene Medien in Lateinamerika und die "taz"
in
Berlin und lebt heute als Autor und literarischer Übersetzer
in Buenos Aires. Im Jahr 2007 wurde er für seinen
Roman "Ein Chinese auf dem Fahrrad" mit dem internationalen
Literaturpreis "Premio La otra Orilla" ausgezeichnet. Das Buch wurde
in zahlreiche Sprachen übersetzt. (Kiepenheuer & Witsch)
Buch
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Eduardo Sacheri: "Warten auf Perlassi"
Vom Bahnhof sind es noch sechs oder sieben Kilometer bis O'Connor,
einem
kleinen Dorf, das seit den 1990er-Jahren von der Landkarte Argentiniens
verschwunden ist. Aráoz steigt als Einziger aus dem Zug,
sieht sich verloren
um. Der Bahnhofsvorsteher nimmt ihn in seinem Wagen mit zur alten
Tankstelle,
die auch Zimmer vermietet. Es ist die Tankstelle von Perlassi, seinem
Fußballidol
aus Kindertagen. Von ihm will Aráoz erfahren, was damals
wirklich passiert ist,
als Perlassis Mannschaft ein entscheidendes Spiel verlor und damit den
Anfang
ihres schmählichen Abstiegs einläutete - ein Abstieg,
der in Aráoz'
Erinnerung eng mit dem Fortgang des Vaters verknüpft ist. Doch
statt seines
Idols steht ein alter Mann an der Zapfsäule: Perlassi sei
für ein paar Tage
unterwegs, seine Rückkehr ungewiss. Aráoz
lässt sich nicht abweisen, zu Hause
erwarten ihn nur eine leere Wohnung und zu viele Gedanken.
Während er in der
schäbigen Pension ausharrt, kommt er der Wahrheit ein gutes
Stück näher und
lernt, sich mit der schlimmsten aller Niederlagen auszusöhnen.
Eduardo Sacheri wurde 1967 in Buenos Aires geboren. Er ist Professor
für
Geschichte und unterrichtet an Universitäten und Gymnasien.
(Berlin Verlag)
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Antje Hinz: "Argentinien hören"
Eine musikalisch illustrierte Reise durch die Kulturgeschichte
Argentiniens von den Mythen der indigenen Ureinwohner bis in die
Gegenwart.
Am 25. Mai 1810 setzten Kreolen den spanischen Vizekönig ab und
erklärten ihre Unabhängigkeit vom spanischen Königreich.
Der 25. Mai ist heute der höchste Nationalfeiertag in Argentinien. (Silberfuchs)
Hörbuch-CD bei amazon.de bestellen
Barbara Potthast, Sandra Carreras: "Eine
kleine Geschichte Argentiniens"
Seit seiner Unabhängigkeit von Spanien
ist das Land, das
Schriftsteller wie Borges,
Tangosänger wie Carlos Gardel und Ikonen wie Evita
Perón
hervorgebracht hat, von einer wechselvollen Geschichte gezeichnet:
Brutale
Diktaturen folgten auf populistische Regierungen, und die
Wirtschaftskrise von
2001 bedeutete für große Teile der
Bevölkerung den Verlust ihres gesamten Hab
und Guts. Daneben blüht das kulturelle Leben vor allem in der
Hauptstadt Buenos
Aires, die mit zahlreichen Buchhandlungen, Theatern und Kinos
glänzt.
Der Band behandelt die politischen, sozialen und kulturellen
Entwicklungen in
Argentinien, angefangen bei der Kolonialzeit, über die
Unabhängigkeit bis hin
zu den heutigen Herausforderungen, denen das Land sich stellen muss.
(Suhrkamp)
Buch
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Martín Caparrós:
"Wir haben uns geirrt"
Caparrós hat einen provokanten Roman über ein
längst nicht
aufgearbeitetes Kapitel argentinischer Geschichte geschrieben. Der
Erzähler
Carlos - gebrochen, zweifelnd, einmal ätzend scharf, dann
wieder melancholisch
im Ton - ist ein faszinierender, vielschichtiger Antiheld. Seine
Geschichte ist
die einer (nicht nur argentinischen) Generation, die daran glaubte, die
Welt zu
verändern, am Anfang eines gerechten Zeitalters zu stehen, und
kläglich
gescheitert ist. Carlos' Kampf fand 1977 jäh ein Ende, als
seine Frau verhaftet
wurde. Ihr Schicksal ist seitdem ungeklärt. Resigniert sieht
er zurück,
zweifelt an den alten Idealen. Richtet er seinen Blick auf das heutige
Argentinien, packt ihn ohnmächtige Wut. Die Frage nach dem
Sinn politischer
Militanz und Utopien, nach Aussöhnung oder Vergeltung lassen
ihn nicht los. Er
trifft sich mit den Tätern von damals - vermeintliche Sieger,
die dennoch nicht
unbeschadet aus dem Krieg hervorgegangen sind. Dann
stößt er auf die
Geschichte eines Pfarrers, der den Folterern allabendlich den Segen
erteilte
...
Eine mutige Auseinandersetzung mit Argentinien und ein furioses
Stück
Literatur.
Martín Caparrós wurde 1957 in Buenos Aires
geboren. Er ging 1976 ins Exil,
studierte in Paris an der Sorbonne Geschichte, lebte in Madrid und New
York,
leitete Literaturzeitungen, übersetzte Voltaire,
Shakespeare und Quevedo,
erhielt 1992 den "Premio Rey de España", 1994 ein
"Guggenheim-Stipendium" und 2004 den "Premio Planeta
Latinoamérica"
für seinen Roman "Valfierno", war in der Jury des "Premio
Cervantes" und schrieb mehrere Bücher. Heute lebt er als
Schriftsteller
und Journalist in Buenos Aires. Er zählt zu den
führenden Intellektuellen
seines Landes. (Berlin Verlag)
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Rodolfo
Walsh: "Das Massaker von San Martín"
Am 9. Juni 1956 wird im Stadtteil Florida in Buenos Aires eine Gruppe
Männer
verhaftet und abtransportiert. Sie stehen im Verdacht, in einen
Aufstand gegen
die Regierung verwickelt zu sein, der zu der Zeit gerade stattfindet.
Nur wenige
in der Gruppe haben überhaupt eine Ahnung, worum es geht und
wessen man sie
bezichtigt. Aber die Angelegenheit nimmt ihren Lauf, und in dem Ort San
Martín
kommt es zum Massaker. Doch es gibt Überlebende.
Walsh ist der Sache mit den Mitteln des investigativen Journalismus
nachgegangen, hat die Überlebenden gefunden, befragt, hat ihre
Aussagen überprüft
und verglichen, und was er hier vorlegt, ist die spannende Geschichte
eines
ungeheuerlichen Vorgangs in der Nach-Perón-Zeit, eine "wahre
Geschichte", geschrieben wie ein Krimi. Sie ist heute ein Klassiker der
argentinischen Literatur und eines der frühen Beispiele
für das, was man als
nichtfiktionalen oder dokumentarischen Roman bezeichnet hat.
Rodolfo Walsh wurde 1927 in der Provinz Río Negro geboren.
Er war der Abkömmling
von irischen Einwanderern. 1977, während der
Militärdiktatur in Buenos Aires,
wurde er von Sicherheitskräften entführt und
getötet, nachdem er in einem
Offenen Brief die Militärjunta gegeißelt hatte.
Rodolfo Walsh war Journalist
und Schriftsteller. Er gilt heute als Klassiker der modernen
argentinischen
Literatur. (Rotpunktverlag)
Buch
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Norma Huidobro: "Der
verlorene Ort"
María ist die einzige junge Frau, die noch in ihrem Dorf
geblieben ist.
Umso gieriger liest sie die vor Leben übersprudelnden Briefe
ihrer Freundin aus
Buenos Aires. Doch plötzlich reißt der Briefkontakt
ab, und ein Fremder
erscheint, der Marías Welt aus den Fugen geraten
lässt.
Es ist ein heißer, trockener Tag in dem verlassenen Ort Villa
del Carmen weitab
von Buenos Aires. Die junge María steht hinter dem Tresen
des einzigen
Restaurants, als ein Fremder auftaucht. Ferroni, so stellt sich heraus,
ist aus
der Hauptstadt gekommen, weil er auf der Suche nach Marías
Freundin Matilde
ist, die als vermisst gemeldet wurde. Einmal schmeichelnd, dann wieder
einschüchternd
versucht er, María auszuhorchen. Die traut Ferroni nicht
über den Weg und hält
sich bedeckt. Marías unheilvolle Ahnung, dass die Freundin
in Schwierigkeiten
sein könnte, verdichtet sich immer mehr, und die
Atmosphäre wird zunehmend
bedrohlich.
Norma Huidobro, geboren 1949 in der Provinz Buenos Aires, ist
Professorin für
Literatur und leitete ein Schreibinstitut. Sie hat bisher zahlreiche
Kinder- und
Jugendbücher geschrieben. 2007 erschien ihr
Romandebüt "Der verlorene
Ort", der mit dem renommierten "Premio Clarín" ausgezeichnet
wurde. Die Autorin lebt in Buenos Aires. (Hoffmann und Campe)
Buch
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