Katja Crone, Robert Schnepf und Jürgen Stolzenberg (Hrsg.): "Über die Seele"
Kein
leichter Stoff
Die Frage nach der Natur geistiger Prozesse ist wohl so alt wie die
Menschheit selbst. Zu Anfang wurden übernatürliche
Ursachen als Erklärung herangezogen, die Existenz einer
immateriellen Seele wurde postuliert, die wiederum von einer
übernatürlichen Instanz, einem göttlichen
Schöpfer beispielsweise, ins Leben gerufen worden war. Zum
Seelenbegriff gesellten sich dann später Begriffe wie Geist
und Bewusstsein, Begriffe, die einer mehr naturalistischen
Betrachtungsweise Tür und Tor öffneten. Mit dem
rasanten Aufstieg der Naturwissenschaften trat dann der Seelenbegriff
zunehmend in den Hintergrund und der Bewusstseinsbegriff eroberte sich
den Stellenwert, den er bis heute innehat. Nun bleibt scheinbar nur
noch die Frage zu klären, ob das Phänomen des
Bewusstseins irgendwann mit den Mitteln der naturwissenschaftlichen
Forschung zu erklären sein wird.
Von dieser Entwicklung, von den Vorstellungen, die man sich von der
Antike bis in unsere Zeit hinein von der Seele beziehungsweise dem
Geist oder dem Bewusstsein gemacht hat, handeln die Aufsätze
dieses Bandes. Die Beiträge beschränken sich dabei
allerdings strikt auf das Philosophische. Theologische Ansätze
zum Erklären der Seele bleiben weitgehend ausgeklammert.
Die Herausgeber, die hier allesamt auch als Autoren vertreten sind,
haben ihre Publikation in drei große Teile gegliedert und wie
folgt überschrieben: "Funktionen der Seele in Antike und
Mittelalter", "Transformationen des Seelenbegriffs in Neuzeit und
Moderne" und "Seele, Geist und Bewusstsein in der aktuellen
Diskussion". Die Autorinnen und Autoren, die ihre Beiträge zu
dieser Publikation beigesteuert haben, sind alle international
renommierte Koryphäen auf ihrem Gebiet. Leider formulieren sie
ihre Texte auch dementsprechend, bedienen sich also ihres
philosophischen Fachjargons, so dass die Versicherung des Verlagstextes
im Vorsatz, die Beiträge richteten sich "dezidiert
an ein breiteres Publikum" wie ein schlechter Witz anmutet.
Die Autoren argumentieren auf einem thematisch wie sprachlich hohen
Niveau, das sich aber weitgehend dem Verständnis auch durch
den Laien sperrt. So gerät die Lektüre für
manch einen Leser vermutlich zu einem Hindernislauf durch schwer
zugängliches philosophisches Terrain, über
Fußnoten hinweg und so weiter. Wer mag schon auf Anhieb den
Sinn von Sätzen erfassen wie: "Das Denken der Seele
ist darum eine Bewegung des Unterwegsseins, kein
Immer-schon-im-Ziel-Sein wie das Denken des Geistes, eine Bewegung des
Suchens und kein ewiges Gefundenhaben. Als Suchen des Zu-Denkenden ist
das diskursive Denken der Seele das Außer-sich-Sein des
Denkens, des Denkens, das bei sich selbst und in sich selbst ist, wenn
es bei dem Zu-Denkenden und im Geist immer schon Gedachten ist,
nämlich dem Sein als der Fülle der Ideen. Weil das
Denken nur als das intellektuelle Einsehen, also als In-eins-Sehen der
Ideen wahrhaft bei sich selbst ist, darum ist die intellektuelle
Selbstanschauung des Geistes das Ziel und die Vollendung der suchenden
Denkbewegung der Seele."
Die oben zitierten Sätze stammen von Jens Halfwassen,
Ordinarius für Philosophie an der Universität
Heidelberg. Und seine in diesem Band vertretenen Kolleginnen und
Kollegen formulieren (von wenigen Ausnahmen abgesehen) kaum
verständlicher. Da drängt sich die Frage auf: Wer
soll hier eigentlich informiert werden? Ein breiteres Lesepublikum?
Wohl kaum. Das ist zu bedauern, denn von der Thematik her
dürfte der Band schon auf ein breites Interesse
stoßen. Was man am Ende der Lektüre begriffen haben
wird, hängt nicht zuletzt ab von der philosophischen
Vorbildung des einzelnen Lesers. Wenn das Buch sich wirklich auch an
ein breiteres Lesepublikum richten soll, dann wäre ein Glossar
philosophischer Fachbegriffe wünschenswert gewesen. Mit einem
normalen Fremdwörterbuch kommt man hier kaum weiter. Als
Einführung in das Thema, wie es der Verlag behauptet,
erscheint dem Rezensenten das Buch wenig geeignet, doch wer sich
zumindest in der Propädeutik der Philosophie zuhause
fühlt, und wer ein wenig Mühe und Nachdenken nicht
scheut, für den kann "Über die Seele" durchaus zur
gewinnbringenden Lektüre werden.
(Werner Fletcher; 04/2010)
Katja
Crone, Robert Schnepf und Jürgen Stolzenberg (Hrsg.):
"Über die Seele"
Suhrkamp Taschenbuch, 2010. 479 Seiten.
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