"Das China des Mao Zedong"
GEO Epoche Nr. 51
Mao Zedong war ursprünglich
über gewisse Umwege erst einmal Lehrer geworden und hat, so eine Anekdote, den
Beginn einer Revolution verpasst, weil er noch nach wasserfesten Schuhen gesucht
hatte. Im Magazin "GEO Epoche Nr. 51" wird der Lebensweg des "Großen
Vorsitzenden" nachgezeichnet und zwar unter der Leitung von Joachim
Telgenbüscher, der sich bei dieser Arbeit von dem Sinologen Hauke Neddermann
unterstützen ließ. Vereint haben sie die Figur Mao Zedongs und seine Zeit
ziemlich greifbar gemacht.
Nach der bei Magazinen der Reihe "GEO Epoche" so häufigen einleitenden
Fotoserie wird zunächst
von Kaiser Puyi
erzählt, dem letzten Kaiser des Chinesischen Reichs, und dessen Weg in den
politischen Untergang.
Darauf folgt eine Darstellung von Maos politischen Anfängen, die erstaunlich
bescheiden waren.
Sodann wird über Chang Kaishek, den nationalistischen Gegenspieler der
chinesischen Kommunisten, und die Invasion in die Mandschurei berichtet und wie
diese beiden Faktoren das Land in heftige und blutige Unruhen gestürzt haben.
Unruhen, welche die heutige verbreitete Duldsamkeit vieler Chinesinnen und
Chinesen mit erklärt.
Im Weiteren werden die verschiedenen wichtigen Stationen in Maos Karriere bis zu
seinem Tod dargestellt ("Der lange Marsch", der Bürgerkrieg, "Das goldene
Zeitalter", der Korea-Krieg, "Der große Sprung nach vorne" und die
Kulturrevolution, Nixon in China und Maos Tod) unterbrochen durch einen Artikel
über John Rabe in Nanjing.
Abgeschlossen wird die Artikelreihe mit einem Beitrag zur Wirtschaftsreform
unter Deng Xiaoping nachdem sich die Wogen nach Maos Tod geglättet hatten und
die Machtkämpfe der Nachfolger beendet waren sowie einem längeren Artikel zu den
Studentenunruhen am Tiananmen-Platz im Jahr 1989, in dem besonders auch Fragen
zur Anzahl der Toten und Verletzten kritisch hinterfragt werden.
Jedoch wäre allein dieser Bereich sicherlich eine eigene Ausgabe oder auch
einige Bücher wert, wie überhaupt beinahe alle in diesem Magazin thematisierten
Ereignisse.
Abgeschlossen wird das Magazin mit der bewährten Zeittafel und einem kurzen
Mitarbeiterporträt. Auch in dieser Ausgabe werden den allgemein bekannten Fakten
interessante Details zugefügt und einige Interpretationen dieser Fakten
hinterfragt, was das "GEO Epoche Nr. 51" auch für Kenner der Materie zu einem
interessanten Lesestoff macht.
So war dem Rezensenten nicht bewusst, dass zum Beispiel der Begriff
"Papiertiger" aus Maos dichterischem Schaffen kommen soll. Und dies ist nur eine
kleine Beifügung.
Wie gewohnt, ist das Bildmaterial für diese Ausgabe wieder gut ausgesucht und
hervorragend aufgearbeitet, wobei daran zusätzlich auffällt, dass ein Artikel
über die besondere Propagandaästhetik des volksrepublikanischen Denkens und
Handelns eine lohnenswerte Ergänzung des Magazins dargestellt hätte, das aber so
schon viele Anregungen zum Weiterstudium gibt.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 11/2011)
"Das China des Mao Zedong. GEO Epoche Nr. 51"
Gruner & Jahr, 2011. 170 Seiten.
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Einige Buchtipps:
Sabine Dabringhaus: "Mao Zedong"
Niemand hat Chinas Geschichte im 20. Jahrhundert so sehr geprägt wie Mao Zedong.
Er hat das vom Bürgerkrieg erschütterte Land wiedervereinigt und die
Volksrepublik gegründet. Seine politischen Experimente, der "Große Sprung nach
vorn" und die "Große Proletarische Kulturrevolution", kosteten Millionen
Chinesen das Leben. Das Buch zeigt vor dem chronologischen Hintergrund die
Ambivalenz des Revolutionsführers, Staatsgründers und Machtpolitikers zwischen
unvorstellbarer Brutalität und fortdauernder Anziehungskraft. (C.H. Beck)
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Almut Hille, Gregor Streim und Pan Lu (Hrsg.):
"Deutsch-chinesische Annäherungen. Kultureller Austausch und gegenseitige
Wahrnehmung in der Zwischenkriegszeit"
Infolge des
Ersten Weltkriegs veränderten sich die Beziehungen zwischen Deutschland und
China grundlegend. Aus einem Kolonialverhältnis wurde eine Zweckgemeinschaft
zweier Länder, die sich beide als Verlierer der Versailler Verträge sahen. Mit
der außenpolitischen und wirtschaftlichen Annäherung intensivierte sich der
kulturelle Austausch. In Deutschland wurde erstmals auch das moderne China
wahrgenommen. Und chinesische Intellektuelle orientierten sich bei ihrem Bemühen
um eine Modernisierung des eigenen Landes an der deutschen Kultur. Die Beiträge
des vorliegenden Bandes nehmen einzelne Beispiele und verschiedene Etappen
dieses Austauschs in den Blick. Das Themenspektrum reicht dabei von Literatur,
Bildender Kunst und Philosophie bis zur Populärkultur. (Böhlau)
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Françoise Hauser: "Alles Mythos! 20 populäre Irrtümer über
China"
Die Wahrheit über 1,3 Milliarden Chinesen: Überraschend: 20 populäre Irrtümer
über das Land der Mitte, origineller Zugang zu einem spannenden Thema,
Unterhaltung und fundierte Information.
Gräbt man in
München oder Berlin ein Loch, ein ordentlich tiefes Loch, man muss schon mit
Ehrgeiz an die Sache gehen, kommt man angeblich in China heraus. Doch vom Land
der Mitte trennt Deutschland mehr als ein Bauprojekt oder der Langstreckenflug.
Die China-Expertin Francoise Hauser räumt mit großer Fachkompetenz Stereotypen
und Vorurteile aus: Chinesen dürfen nur ein Kind haben. Chinesen leben im
Sozialismus. Die Kommunistische Partei regiert China. Dabei hinterfragt sie die
westlichen Vorstellungen auch mit einer Prise Humor: Chinesen trinken dauernd
Tee. Chinesen
essen Hunde. Chinesen sehen alle gleich aus. Und was der Halbwahrheiten mehr
sind. Die Faszination einer großartigen Kultur lässt bei der Lektüre nicht nach.
Ganz im Gegenteil! (Theiss-Verlag)
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Erwin Wickert (Hrsg.): "Der gute Deutsche von Nanking"
Buch zum Film von Oscar-Preisträger Florian Gallenberger mit Ulrich Tukur und
Daniel Brühl.
Der deutsche Kaufmann John Rabe (1882-1950) half in den Jahren 1937/38 unter
Einsatz seines Lebens, 250.000 Chinesen in Nanjing vor den Massakern der
japanischen Besatzer zu retten. Seine von Erwin Wickert herausgegebenen und
kommentierten Tagebücher aus dieser Zeit beschreiben den verzweifelten Einsatz
für die bedrohten Zivilisten. (Goldmann)
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