Herman Charles Bosman: "Mafeking Road"
Die tiefste südafrikanische Provinz als Weltbühne
Zwischen 1930 und 1940, während seiner Zeit in England, schrieb der Südafrikaner
Herman Charles Bosman diese Geschichten, in denen er seine persönlichen
Erfahrungen mit dem Burenkrieg, dem Leben im südafrikanischen Hinterland - dem
Groot Mariko - und der Apartheid verarbeitete; mit zum Teil bitterböser Ironie.
Sein Erzähler Oom Schalk Laurens/Lourens, (die Schreibweise variiert), hat wirklich des Öfteren den Schalk im Nacken und prangert so in scheinbarer
Naivität die Verlogenheit, Feigheit, den Aberglauben und den Rassismus genauso
an wie das eher negative Frauenbild. Und natürlich geht es auch ein wenig um die
afrikanische Tierwelt.
So begegnet der Erzähler in seiner ersten Geschichte einem Leoparden, was ihm
keiner seiner späteren Zuhörer so ganz glauben will, bis das Tier auch an anderen Stellen gesehen
wird und für Nervosität
sorgt. Aber auch Schamanentum aus holländischer und aus Stammessicht werden
einander im Wettkampf gegenüber gestellt, wobei der Afrikaaner nicht so gut
wegkommt, einer der sogenannten Kaffernkriege wird als Hintergrund für überaus
unerwartete Loyalität genutzt, sexuelle Moral und Scheinheiligkeit werden immer
wieder thematisiert und lächerlich gemacht, genauso, wie die Faulheit der
Afrikaaner, die diese gerade ihren schwer arbeitenden schwarzen Angestellten
vorwerfen.
Feigheit vor dem englischen Feind, Minderwertigkeitskomplexe gegenüber denen,
die "nachdem sie unser Land erobert haben es nicht nur besser regieren, sondern sogar besser
Afrikaans sprechen als wir", all dies und noch viel mehr wird in diesen sehr kurzen und gut lesbaren
Geschichten aus heute nicht durchwegs nachvollziehbarer Perspektive dargestellt.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 03/2013)
Herman Charles Bosman: "Mafeking Road"
(Originaltitel "Mafeking Road and other Stories")
Übersetzt und mit einem Nachwort von Michael Kleeberg.
Unionsverlag, 2013. 202 Seiten.
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Herman Charles Bosman, geboren 1905 in der Nähe von Kapstadt, gilt als Solitär und Sonderling der Weltliteratur. Versetzt als junger Lehrer in einen abgelegenen Teil des Western Transvaal (Südafrika), erschoss er im Streit 1926 seinen Stiefbruder. Er wurde zunächst zum Tode und dann zu zehn Jahren Haft verurteilt, bevor er 1930 begnadigt wurde und in die englische Emigration ging. In London schrieb Bosman den Großteil seiner mehrere Bände umfassenden Kurzgeschichten, von denen zu seinen Lebzeiten nur drei Titel veröffentlicht wurden. 1940 kehrte er nach Südafrika zurück, wo er 1951 starb.