Ian Mortimer: "Im Mittelalter"
Handbuch für Zeitreisende
Einladung. Ort: England. Zeit:
14. Jahrhundert.
"Zur Orientierung wird Ihnen ein ausführlicher Reiseführer übermittelt. Darin
finden Sie alles, was Sie wissen müssen. Alles über Land und Leute, Gebräuche
und Sitten, Gefahren und Risken, zusammengetragen von einem renommierten
Fachmann in Sachen historischer Zeitreisen."
Tatsächlich: Dieser Reiseführer hält, was er verspricht. Eigentlich handelt es
sich um ein Sachbuch über das englische Mittelalter in der Form eines
Reiseführers. Der 1967 geborene Autor Ian Mortimer ist Historiker und gilt als einer der besten
britischen Autoren über das Mittelalter, der sowohl Sachbücher als auch
historische Romane schreibt. Sein Ziel ist es, die Vergangenheit lebendig,
nachvollziehbar zu machen und uns Nachfahren zu zeigen, dass sie Teil von unserer
Gegenwart ist. Er schildert das mittelalterliche England in allen denkbaren
Facetten: Von der Landschaft, der Gesellschaft, dem Alltagsleben über das Essen,
die Kleidung bis zur Gesundheit, der Rechtsprechung und zur Unterhaltung.
Zur Orientierung: Das 14. Jahrhundert in Europa wird dem Spätmittelalter
zugerechnet, das vor allem durch seine Krisen in Erinnerung bleibt. Die Pest,
genannt der Schwarze Tod, dem in einer ersten Welle zu Mitte des Jahrhunderts
ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer fällt, Klimawandel, Beginn des
Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich und generell Konflikte
um weltliche und geistliche Herrschaftsansprüche bilden das Gerüst. Aber die
Menschen, wie leben sie, wie führen, ja wie können sie ihr Leben führen? Ian
Mortimer zeichnet ihre Welt anschaulich nach.
England im 14. Jahrhundert. Es gab keine großen Städte, außer London. Aber die
Leser werden entführt in die Gerüche und Geräusche einer englischen
mittelalterlichen (Klein-)Stadt, sie können sich am Markt umsehen und die Häuser
bestaunen. Vielleicht sogar ein Quartier für die Nacht aussuchen. Denn das ist
ja das Wichtigste für einen Reiseführer: praktische Hilfestellung leisten.
Wichtig ist dem Autor jedoch auch, ein möglichst lebendiges Bild des Landes und
seiner Bewohner zu zeigen und mit ihrem Denken vertraut zu machen. Dass die Welt
mit anderen Augen gesehen wird, ist vielleicht klar, aber inwiefern? Bei der
Betrachtung des Landes fallt zum Beispiel auf, dass die Dörfer nach unserer
Sichtweise nicht besonders hübsch sind. Eine scheinbar unordentliche Ansammlung
von Häusern eben. Kein Blumenschmuck, keine Postkartenidylle. Stattdessen eine
Ordnung, die sich erst bei näherem Hinschauen zu erkennen gibt. Da ist das
Feuerholz vom Haus aus leicht erreichbar, das Plumpsklo in der Nähe der Tür, die
Geflügelhäuser stehen dort, wo sie für Füchse und andere Räuber möglichst nicht
erreichbar sind. Die Sinnhaftigkeit und Nützlichkeit schaffen hier die Ästhetik,
ein anderes Verständnis
von Schönheit.
Ein Kapitel ist dem Wesen der mittelalterlichen Menschen gewidmet, in dem der
Autor versucht, sich ihrem Denken und ihrem Weltbild zu nähern. Wie lebt man in
einer gewalttätigen, unsicheren Gesellschaft? Wie steht es mit dem Humor, dem
Benehmen und dem Wissen? Es ist wichtig, die für den Alltag nötigen Werkzeuge
wie Sprachen, Maßeinheiten, Zeiteinheiten zu kennen, über Geld und Preise
Bescheid zu wissen. Mortimer stellt den Lesern gern einfache Fragen: Wie gehen
Sie es an, wenn Sie eine Reise innerhalb Englands planen. Wie machen Sie das? Es
gibt keine Landkarten, keinen Kompass, Straßen und Brücken müssen ausfindig
gemacht, räuberische Angriffe abgewehrt und Zölle gezahlt werden.
Eine Reise vom 21. ins 14. Jahrhundert ist ein wirkliches Abenteuer. Aber sie
ist mehr als das. Sie verlangt mehr an Fertigkeiten und Wissen, als wir gemeinhin
haben, und am Ende erscheint es uns als eine große Schule des Lebens, die zeigt,
was es heißt, Mensch zu sein, in unterschiedlichen Zeiten und unter
unterschiedlichen Bedingungen. Gelegentlich scheint der Reiseleiter von so einer
Reise rundweg abzuraten. Die Gefahren sind einfach nicht abwägbar.
Gewalttätigkeit, Krankheiten, Hunger und schließlich unwissende Ärzte machen
auch das Leben des Besuchers schwer.
Mortimers Mittelalter-Handbuch wurde im Original erstmals bereits anno 2008 publiziert, sechs Jahre später nun die
deutsche Übersetzung. Ein Umstand, der vermutlich dem verlegerischen Erfolg zu
verdanken ist, der aber auch die Frage aufwirft, inwiefern die
deutschsprachigen, nicht spezialisierten Leser ihren Gefallen daran finden
können. Denn die Unterschiede zwischen England und Kontinentaleuropa sind
zweifellos groß, aber gleichzeitig sind die Lebensumstände für den sogenannten
"gemeinen Mann" sehr ähnlich. Denn die mittelalterliche Kultur Europas war eng
verwoben und somit Teil unserer aller Geschichte. Und, wie der Autor betont,
hilft es uns, mit der eigenen Zeit zurechtzukommen, indem wir uns anschauen,
wie die menschliche Erfahrung in anderen Jahrhunderten und Ländern aussah.
Fazit:
Es ist ein sehr empfehlenswerter Reiseführer.
(Brigitte Lichtenberger-Fenz; 05/2014)
Ian Mortimer: "Im Mittelalter. Handbuch für
Zeitreisende"
(Originaltitel "The Time Traveler's
Guide to Medieval England.
A Handbook for Visitors to the Fourteenth Century")
Übersetzt von Karin Schuler.
Piper, 2014. 432 Seiten.
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festgefügt der Alltag aussah - im Lauf der Jahrhunderte haben sich die Welt und
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vor 1000 Jahren war zugleich eine Epoche des Aufbruchs. (DVA)
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Arnold Esch: "Die Lebenswelt des europäischen
Spätmittelalters. Kleine Schicksale selbst erzählt in Schreiben an den Papst"
Menschen des späten Mittelalters, die sonst in keiner historischen Quelle zu
Wort kämen, erzählen ihre kleinen Schicksale. Sie schreiben an den Papst und
bitten um Beistand: Da geht es um Liebe und Tod, Krieg und Pest, Condottieri und
Piraten, Pilgerfahrten und Hexenritte. Arnold Esch hat diese Stücke zu einem
hinreißenden Buch verwoben, das uns durch alle Sphären führt: vom Himmel durch
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Aus Tausenden von unveröffentlichten Schreiben an den Papst hat Arnold Esch für
diesen Band, der an die "Wahren Geschichten aus dem Mittelalter" anschließt,
eine Auswahl getroffen. Doch diesmal kommen die Gesuche nicht nur aus dem
mitteleuropäischen Raum, sondern aus ganz Europa, von Portugal bis Polen, von
Schottland bis Sizilien. Kaum irgendwo sonst wird das Mittelalter so aus der
Nähe betrachtet und gerade dadurch ungewöhnlich anschaulich und lebendig. (C.H.
Beck)
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Abaelard und Héloïse: "Liebesbriefe"
Welch glühende Bekenntnisse, welch unauflösbare Bindung, welch verzweifelte und
letztlich im Glauben triumphierende Passion! Abaelard, einer der wichtigsten
Gelehrten des Mittelalters, und seine hochgebildete Schülerin Héloïse sind
einander insgeheim verfallen. Mit der Schwangerschaft der jungen Frau kommt
alles ans Licht: Das Paar heiratet nun im Stillen, ein Sohn wird geboren, aber
Verrat setzt der Beziehung ein jähes Ende. Ein gutes Dutzend Jahre vergeht. Als
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versammelt den intimen Briefwechsel des Paars, bestechend durch seine
leidenschaftliche Emphase und Wortgewandtheit. (Manesse)
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Horst Brunner (Hrsg.): "Von achtzehn Wachteln und dem
Finkenritter. Deutsche Unsinnsdichtung des Mittelalters"
Die Ritter im Mittelalter hätten sich beim Turnier nur bierernst die Köpfe
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holde Damen angehimmelt - welch ein Irrtum, müsste man über
dieses weitverbreitete Vorurteil sagen. Einige der schönsten deutschsprachigen
Werke und Werklein der (zumeist spät-)mittelalterlichen Lachkultur werden in
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zusammengestellt. (Reclam)
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Thomas Vogtherr: "Die Welfen. Vom Mittelalter bis zur
Gegenwart"
Die Welfen sind das älteste europäische Fürstenhaus. Vom Aufstieg in der
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Kaisertum bildet die Geschichte der Welfen ein Beispiel für mittelalterliches
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einen der Höhepunkte. Ein faszinierendes Panorama europäischer Adelsgeschichte
vom Mittelalter bis in die Gegenwart. (C.H. Beck)
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"Augenzeuge des Konstanzer Konzils. Die Chronik des Ulrich
Richental"
Übersetzt von Henry Gerlach und Monika Küble.
Ulrich Richental erlebte das Konstanzer Konzil als Bürger der Stadt aus nächster
Nähe. Seine Chronik zählt zu den eindrucksvollsten Quellen des späten
Mittelalters. Anschaulich und detailliert hält der Augenzeuge Ulrich Richental
die Geschehnisse im Großen wie im Kleinen fest. Er war sozusagen der erste
Klatsch- und Lokalreporter der Geschichte und bietet Einblicke in das Treiben
einer spätmittelalterlichen Stadt vor dem Hintergrund der politisch-religiösen
Machtspiele.
Anlässlich des sechshundertjährigen Jubiläums erscheint die Chronik des Ulrich
Richental zum ersten Mal in neuhochdeutscher Übersetzung und ermöglicht so einen
direkten Zugang zu einem der spannendsten Ereignisse seiner Zeit. (Theiss)
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Hans-Jörg Gilomen: "Wirtschaftsgeschichte des
Mittelalters"
Die "Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters" umfasst einen Zeitraum von rund
eintausend Jahren - von der Spätzeit der Völkerwanderung bis zum Aufblühen des
Handels in den Hansestädten und den urbanen Zentren Italiens wie Genua, Venedig
und Florenz. Die wirtschaftliche Dynamik in Europa zeigt sich regional ganz
unterschiedlich, so dass es sich lohnt, nach den jeweils hemmenden und
fördernden Kräften zu fragen - nach der persönlichen Freiheit, den
Grundherrschaften, den technischen, aber auch den klimatischen Entwicklungen,
der Demografie und der Lage der Arbeitskräfte. Über all diese und viele weitere
Aspekte mittelalterlicher Wirtschaftsgeschichte informiert Hans-Jörg Gilomen in
seiner konzisen Einführung. (C.H. Beck)
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Reinhold Kaiser: "Neue Fischer Weltgeschichte Band 3.
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Band 3 der hochkarätigen Neuen Fischer Weltgeschichte - ein Panorama des
frühmittelalterlichen Lebens in Europa und dem Mittelmeerraum.
Vom spätantiken Imperium Romanum und den Invasionen fremder Völker bis zum
oströmischen Reich unter Justinian, von den Franken und Langobarden bis zu Karl
dem Großen, von Byzanz bis zu den neuen Reichen seit dem Hochmittelalter
entfaltet der Band das ganze Panorama Europas vom 4. bis zum 11. Jahrhundert.
Dabei gelingt Reinhold Kaiser außer einer faszinierenden Erzählung auch ein
neuer, globaler Blick auf den Kontinent und seine überregionalen Verflechtungen.
Themen sind u. A. Handel und Herrschaft, Kirche und Religion, Bildung und
Wissenschaft, Bevölkerung und Gesellschaft. Eine Gesamtdarstellung auf höchstem
Niveau, die auf lange Sicht Maßstäbe setzt. (S. Fischer)
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Peter Prange: "Ich, Maximilian, Kaiser der Welt"
Im Mittelalter verwurzelt, stößt er das Tor zur Renaissance auf: Maximilan I.
von Habsburg - letzter Ritter des Abendlands, erster Kaiser
der Neuzeit. Mitreißend schildert Peter Prange den Mann,
dessen Ideen und Taten Europa bis heute prägen und der doch ein
Zerrissener ist - in der Liebe zu zwei ganz unterschiedlichen Frauen und
im Zwiespalt zwischen Macht und Leidenschaft.
Er wird einmal über halb Europa herrschen - doch als er seiner Lebensliebe
Rosina von Krain begegnet, ist er noch ein "Bettelprinz", der sich am
verarmten Wiener Kaiserhof nach Ruhm und Ehre sehnt. Angetrieben von
seiner Idee, das alte römisch-deutsche Kaiserreich wiederaufzurichten,
wirbt er um Maria, die Erbin von Burgund. Fortan wird er ein Zerrissener
sein in der Liebe zu zwei ganz unterschiedlichen Frauen und im Zwiespalt
zwischen Kalkül und Gefühl. Als Herrscher stößt er in seinem Reich das Tor
zur Neuzeit auf - aber um welchen Preis? Die dramatische Lebensgeschichte
des Tat- und Prachtmenschen, des Liebhabers und Kunstfreundes Maximilian
erzählt Erfolgsautor Peter Prange ebenso sachkundig wie mitreißend. (Scherz)
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Meinrad Pizzinini: "Die Grafen von Görz"
Der renommierte Historiker und erfolgreiche Sachbuchautor Meinrad Pizzinini ist der wohl beste Kenner der Geschichte der Grafen von Görz. In seinem Buch erzählt er auf spannende Weise aus dem Leben und Wirken des Herrschergeschlechts und bringt zahlreiche neue Erkenntnisse mit ein.
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Karin Schneider-Ferber: "Aufstand der Pfeffersäcke. Bürgerkämpfe im Mittelalter"
Ob ungerechte Steuerlast, Amtsmissbrauch oder Geldverschwendung - zu meckern gab es in deutschen Städten bereits im Mittelalter reichlich. Von Augsburg bis Wismar kam es deswegen immer wieder zu bürgerlichem Widerstand. Karin Schneider-Ferber erzählt die Geschichte von zehn prominenten Aufständen und zeigt ihre Ursachen und historisch-politischen Hintergründe auf.
Zornerfüllt und waffenklirrend, lärmend und gewaltbereit - so standen aufgebrachte Bürger im Mittelalter vor ihrer Obrigkeit. Nichts fürchteten die Mächtigen mehr als einen Aufstand mitten in der Stadt. Denn der Volkszorn konnte viel erwirken, vom Ämterverlust bis hin zum Todesurteil.
Karin Schneider-Ferber zeigt in diesem Buch, dass der "Wutbürger" wahrlich keine neue gesellschaftliche Entwicklung ist. In vielen deutschen Städten ist sie fündig geworden - von wütenden Augsburgern bis hin zu rebellischen Braunschweigern. (Theiss)
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