Christian Hesse: "Wer falsch rechnet, den bestraft das Leben"
Das kleine Einmaleins der Alltagsmathematik
"Mathe ist ein Arschloch", findet
sich gelegentlich auf Schülertischen oder an den Wänden von Schultoiletten. Die
Idee, dass ein großer Teil der Mathematik, die wir in der Schule lernen,
überflüssig ist, ist weit verbreitet, und gerade in Deutschland scheint es eine
Art Auszeichnung zu sein, dass man trotz fehlender Mathematikkenntnisse
beruflich erfolgreich ist. Laut Christian Hesse, der selbst in Harvard studiert
hat, scheint dies eine germanische Besonderheit zu sein.
Ausgehend vom arithmetischen Mittel und möglicher Falschanwendung stellt der
Autor zunächst die unterschiedlichen Mittelwerte vor, die in der
Alltagsmathematik eine Rolle spielen können. Für einige Leser wird es bereits
ausreichend überraschend sein, zu lesen, dass es tatsächlich mehrere Arten von
Mittelwerten gibt - und auch noch etwas, das man den Median nennt - und dass die
Verwendung eines unpassenden Mittelwerts zu mathematisch scheinbar richtigen
Lösungen führen kann, die aber mit der beobachtbaren Realität und unseren
Annahmen darüber erstaunlich wenig zu tun haben.
Nach dieser ausgiebigen Beschäftigung mit den Mittelwerten - voller eingängiger
Beispiele und Zeichnungen und mit gelegentlichen Exkursen auf Nebenschienen -
werden dann unterschiedliche Paradoxien (Simpson, Braes etc.) vorgestellt und
ihre Auswirkungen auf Straßenplanung, medizinische Forschung etc. Auch hier wird
wieder ausgiebig illustriert, so dass man beim aufmerksamen Lesen einen guten
Überblick über die Problematiken bekommt, die sich in diesen Bereichen ergeben
können.
"Wer falsch rechnet, den bestraft das Leben" schließt mit einer Betrachtung des
Fehlers an sich und seiner Bedeutung für das Leben und die Entwicklung desselben
auf der Erde.
Fazit:
Ein sehr dichtes und informatives Buch, das deutlich zeigt, wie leicht wir uns
von mathematischen Dar- und Vorstellungen täuschen lassen und wie oft auch
"Zahlenprofis" auf bestimmte Aspekte der Statistik und
Wahrscheinlichkeitsrechnung hereinfallen können. Außerdem wird auch ausgiebig
auf die Wichtigkeit der richtigen Datenerhebung eingegangen und auch auf die
Frage, welche Art der mathematischen Betrachtung für ein gegebenes Problem
überhaupt in Frage kommt, damit man nicht Antworten auf Fragen bekommt, die man
eigentlich gar nicht gestellt hat - und keine auf jene, um die es einem
eigentlich gegangen ist
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 11/2014)
Christian Hesse: "Wer
falsch rechnet, den bestraft das Leben.
Das kleine Einmaleins der Alltagsmathematik"
C.H. Beck, 2014. 217 Seiten mit 73 Abbildungen.
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