Egyd Gstättner: "Wiener Fenstersturz oder: Die Kulturgeschichte der Zukunft"
Ist Zeit Powidl? Egyd Gstättner schickt Egon Friedell und H.G. Wells in die
Zukunft und zurück.
"Ein begeisterter Verehrer, ja Verschlinger Ihrer sämtlichen Werke
gestattet sich, eine bescheidene Anfrage an Sie zu richten, die Sie hoffentlich
nicht allzusehr belästigt. Sie haben in Ihrem vor längerer Zeit erschienenen
prachtvollen Roman Die Zeitmaschine einen Gelehrten geschildert, der mit
einem Apparat seiner Erfindung in die vierte Dimension, nämlich in die Zeit, zu
reisen vermag. Er versucht es zunächst nach vorne: in die Zukunft, und die
Schicksale, die ihm dabei widerfahren, sind von Ihnen mit einer dichterischen
Phantasie ausgesponnen, die jeden Leser entzücken muß. Er kehrt zurück, erzählt
seine Erlebnisse, besteigt bald darauf wieder den Apparat, um in die
Vergangenheit zu reisen und hier bricht der Roman ab." (Aus "Die Rückkehr
der Zeitmaschine", einer satirischen Hommage Egon Friedells an H.G. Wells)
Seit April 1954 trägt eine Gasse im 21. Wiener Gemeindebezirk den
Namen jenes vielseitig begabten Mannes, der, als ihn Mitglieder der SA
verhaften wollten, seinem Leben am 16. März 1938 mit einem Sprung
aus dem Fenster seiner Wohnung im dritten Stock des Hauses Gentzgasse
7, die auch sein Arbeitszimmer mit umfangreicher Bibliothek
beherbergte, ein Ende setzte.
Am Haus befindet sich eine Gedenktafel mit dem Text: "In diesem
Hause lebte von 1900 - 1938 der österreichische Schriftsteller u.
Kulturhistoriker Egon Friedell, geb. 21.1.1878. Hier sprang er am 16. 3.
1938 aus Furcht vor der Ergreifung durch die SA in den Tod."
Im
Unterschied zu vielen anderen Bedrohten hatte sich Friedell wiederholt und
standhaft geweigert, ins Exil zu gehen, zu sehr hing er an seiner
Umgebung. In seiner wachsenden Verzweiflung hatte er Freunde und Bekannte
sogar um Gift und eine Pistole gebeten.
Egon Friedell (geboren als Egon Friedmann) über sich selbst: "Geboren am 21. 1.
1878 in Wien, zweimal in Österreich und zweimal in Preußen maturiert, beim
viertenmal glänzend bestanden. In verhältnismäßig kurzer Zeit in Wien zum
Doktor der Philosophie promoviert, wodurch ich die nötige Vorbildung zur
artistischen Leitung des Kabaretts 'Fledermaus' erlangte."
Als eine der bekanntesten Nummern und Langzeiterfolg des genannten Kabaretts gilt "Goethe im
Examen", ein anno 1908
von Egon Friedell und Alfred Polgar verfasster
komischer Einakter, in dem Friedell höchstpersönlich jahrzehntelang den Goethe gab.
Dieses Stück findet übrigens auch im gegenständlich besprochenen Roman häufig Erwähnung.
Egyd Gstättner, geboren am 25. Mai 1962, nahm den Selbstmord Egon Friedells zum Ausgangspunkt seiner
interessanten Romankonstruktion, welche zunächst die Verkettung tragischer
Ereignisse aus Sicht verschiedener Figuren schildert. Nachdem Friedell im Todessturz Zwiesprache mit
seinem "treuen Freund" Slibowitz gehalten und einen
seltsamen Mann mit altmodischem Zylinder wahrgenommen hat, können die entsetzten
Augenzeugen, darunter die treue Haushälterin
Hermine Schimann sowie der herbeigeeilte Arzt, nur noch den Tod des
Sechzigjährigen feststellen.
Indem nach dem verzweifelten, zudem gesundheitlich
schwer angeschlagenen Egon Friedell auch Herma und Franz Kotab, Unterfeldwebel
Holzhauser, Doktor Pollak, dessen Gattin und Andere zu Wort kommen, quasi ihre
Wahrnehmungen und Schlussfolgerungen, ihre Erinnerungen an Egon Friedell und
eigene Gedanken zum Geschehenen rückblickend zu Protokoll geben, entsteht ein aus
verschiedenartigen
Bausteinen zusammengesetztes Mosaik der sogenannten Wirklichkeit
mit auffallend als solche kenntlichen Bezügen zur Gegenwart, beispielsweise
zum Thema Sterbehilfe oder auch zeitlos penetrante Wahlkampffloskeln einfachster Machart.
Aufgrund der Betrachtungen aus
unterschiedlichen Blickwinkeln ergibt sich ein detailreiches Bild der Lebensumstände,
der Zeitgeschichte, der bürgerlichen Bildungs- und Künstlergesellschaft in Wien und der
handelnden Personen, unter denen sich nationalsozialistische Fanatiker
ebenso wie Mitläufer und
Skeptiker befinden.
Auch Erwin Goldarbeiter äußert sich zu den Vorkommnissen:
Ihm wurden im Zuge eines konspirativen Treffens zwei bislang
unveröffentlichte Manuskripte Friedells ausgehändigt, mit denen er nach
Amsterdam, in die Schweiz und nach Norwegen reist, um einen Verleger zu finden,
ein damals heikles und schwieriges Unterfangen.
Ein
gewisser "Eidschi" mischt sich immer wieder hitzköpfig ein, seinem Vokabular
ist anzumerken, dass er wohl Englisch als Muttersprache hat,
darüberhinaus scheint dieser Zwischenrufer mehr als alle Anderen zu wissen. Es
handelt sich um jenen seltsamen Mann mit Zylinder: H(erbert) G(eorge) Wells
(1866-1946), der leibhaftig mit seiner wandelbaren Zeitmaschine und technischem
Zubehör umherreist und
nun zum wiederholten Mal (man denke an Karl Kraus und den unheilvollen Radfahrer
oder an verhängnisvolle Schüsse auf Hakenkreuzfahnen!) versucht,
Egon Friedell rechtzeitig aufzufangen.
Friedell wird als schwieriger, jedoch herausragender Kreativer, als einsamer Mensch und Hundefreund, als
unglücklich Liebender (Lina Loos!), als Naschkatze - mit Verlaub: Vielfraß - und passionierter Slibowitztrinker
im Gefüge der damals in Wien ansässigen Geistesgrößen verortet,
beispielsweise kommen sein Verhältnis zu Karl Kraus sowie eine einst am Westbahnhof
ergangene Aufforderung seitens Hugo von Hofmannsthals, endlich "das große
deutsche Lustspiel" zu verfassen, mehrfach zur Sprache.
Nach dem ersten Drittel des Romans, die politisch gärende Stimmung im
Wien jener
Zeit rund um Egon Friedells Selbstmord (Hitlers Rede auf dem Heldenplatz, der Anschluss
Österreichs an das Deutsche Reich), das Begräbnis in kleinstem Rahmen, die
Nachlassinventarisierung und Testamentseröffnung, die Nöte der enteigneten
Flüchtenden sind erschütternd dargestellt und die Charaktere eingehend
vorgestellt worden, steht mit einem Mal H.G. Wells im Mittelpunkt, der
anlässlich einer P.E.N.-Tagung mit einer
Schriftstellergruppe (auch Thomas Mann ist mit von der Partie) in Stockholm weilt. Aufgrund des
Angriffs Nazi-Deutschlands auf Polen wird die Veranstaltung jedoch vorzeitig
abgebrochen.
Marjorie, Wells' Schwiegertochter, berichtet über besorgniserregende Verhaltensänderungen ihres
Schwiegervaters, der an Leberkrebs im Endstadium leidet und aufgrund der
Kriegsereignisse, die seine apokalyptischen Romane in den Schatten stellen,
zunehmend deprimiert und noch pessimistischer ist.
Eidschi selbst hadert mit seinem erlahmten Schreiben, dem geschwundenen
Erfolg, auch beim schönen Geschlecht, und der Situation der Menschheit insgesamt.
Da bekommt er von Marjorie
ein Exemplar von Friedells Roman "Die Rückkehr der Zeitmaschine"
geschenkt und ist regelrecht hingerissen vom ihm bislang völlig unbekannten
"Wiener Frechdachs", den er nun unbedingt kennenlernen möchte. Die Schwiegertochter liefert allen Ernstes eine auch im Buch auf
Englisch abgedruckte Kurzbiografie des Wiener Literaten, und welche Folgen sich aus Wells' Wunsch
ergeben, liegt auf der Hand: Ein zum Selbstmord entschlossener Wiener Künstler soll
in der Vergangenheit rechtzeitig vom Erfinder der Zeitmaschine abgeholt werden!
So kommt es, dass sich etwa in Buchmitte der verzweifelte Egon Friedell auf dem
Fensterbrett seiner Wohnung befindet, doch wird er diesmal von H.G. Wells mit der
Zeitmaschine aufgefangen. Nach einigen Abstechern in andere Zeiten und
wissenschaftlich anmutenden Belehrungen über Zeitreisen befindet man sich
schließlich immer noch in Wien, allerdings wohl anno 2017, denn Friedell erblickt in einer
Buchhandlung einen Roman, der sofort sein Interesse weckt: "Als ich das Fräulein Fröhlich ansprach und sie
fragte, ob sie den Roman Wiener Fenstersturz gelesen habe und empfehlen
könne, blickte sie auf, lächelte mich an und antwortete mir: Selbstverständlich!
Das sei ein fantastischer, buchstäblich ein fantastischer Roman,
gewissermaßen der Mercedes unter den Neuerscheinungen der Saison." (S. 218,
219)
Eine
kleine Runde durch das "wienerfreie Wien" und kaum wiederzuerkennende Wiener Kaffeehäuser
(Rauchverbot! Keine Künstler! Fotografierende Fremde!) schockieren Friedell und
den aus seinem im "Café Central" platzierten Abbild entwichenen Peter
Altenberg, der sich den beiden Zeitreisenden kurzerhand angeschlossen hat (H.G.
Wells verblüfft übrigens wiederholt mit völliger Unwissenheit, was österreichische
Literaten anbelangt), ebenso wie auch ein drogensüchtiger und
medikamentenabhängiger Dichter ohne Werk, dem die denkbar undankbare Aufgabe
zukommt, dem in seine Zeit eingekehrten Trio das Wien des Jahres 2017 zu erklären,
wo beispielsweise großflächig Tätowierte ebenso selbstverständlich sind wie
sonderbare Apparaturen vor jedermanns Gesicht und
fotografierwütige Touristenhorden. Rettungssanitäter sehen erstaunlicherweise
fremdländisch aus, omnipräsente englischsprachige Reklametafeln lassen
befürchten, London habe sich über Wien gestülpt, doch immerhin gibt es die Fiaker noch,
allerdings sitzen sekttrinkende Japaner in den Kutschen! Eine Invasion gar?
Der Oberkellner informiert: "'Brüssel ist unsere Hauptstadt.' Österreich war
von Belgien erobert worden! Von diesem Zwergstaat! Eine Schande." (S. 198)
In diesen Passagen wettert Egyd Gstättner in bester
österreichischer Tradition fulminant und mit geradezu heiligem
Zorn gegen genussfeindliche Verbote, freiwillige Selbstverblödung,
Therapiesucht, Informationslawinen als Gedankenersatz, hässliche
Wortkreationen sowie pseudoreligiöse Konsumtrottelei und stellt -
im übertragenen Sinn - einige der
verantwortungslos-verantwortlichen Herrschaften nach allen Regeln der
Autorenkunst an den wohlverdienten Pranger; eine längst
überfällige Abrechnung mit dem nichtenden Zeitgeist einer
angeblich einheitsglobalistischen Fortschrittskultur und der
mehrheitlich tumben Bevölkerung mitsamt mehr oder weniger
gewählten Vertretern, allesamt längst scheinsolidarisch in
bildungsfernen oder sonstigen Schichten versunken.
Naturgemäß hat der unvergessliche Thomas Bernhard,
der "Krachlederhosenmann", in einem der Kaffeehäuser einen
typischen Glanzauftritt, und auch der
zwangsgebührenfinanzierte Rundfunk ist bei den ebenso zahlreichen wie
unerklärlichen Wiederholungen von Friedells Todessprung in all seiner Pracht und
Herrlichkeit zur Stelle.
Um Friedells allem Anschein nach schweren
seelischen Verwundungen auf den Grund zu gehen, reisen Wells und Friedell aus
dem Jahr 2017 zurück in die Zeit vor Egon Friedells Geburt, beobachten seine
zukünftigen Eltern. Danach werden bedeutsame Aspekte aus Friedells Kindheit und
Jugend erörtert, wodurch sich aufschlussreiche Feststellungen ergeben und
Friedell weitere Einsichten gewinnt, besonders, was die schmerzliche Trennung
der Eltern betrifft, die auch aus der Sicht Moriz Friedmanns, der bald nach der
Scheidung von seiner über alles geliebten, jedoch untreuen und kaltherzigen Frau
Caroline stirbt, geschildert wird. Eindringlich werden die Zerstörung der
familiären Geborgenheit, die Zerrüttung jeglicher Lebenssicherheiten und die
Scheidungsverhandlungen beschrieben. Vor dem Hintergrund dieser
Familienkatastrophe blickt Friedell in bewegenden Worten auf seinen schwierigen
Lebensweg und sein umfangreiches Werk zurück.
Und Eidschi, dem man derartige Gemütsregungen und
mitfühlende Aussagen kaum zugetraut hätte, erweist sich schlussendlich als
tröstender, sakral einsichtiger Gefährte in Friedells nun aber wirklich
allerletzter Sekunde ...
Reich an Anekdoten, literarischen Querverweisen und klugen Gedanken,
ist der Roman "Wiener Fenstersturz" selbst Zeitmaschine, zudem wahre
Fundgrube an Heiterkeiten wie auch Erschütterungen und vor allem
natürlich niveauvolles Leseerlebnis, wobei die "Kulturgeschichte
der Zukunft" erst noch niedergeschrieben werden muss, so sie es denn
wert ist ...
(kre; 09/2017)
Egyd Gstättner: "Wiener Fenstersturz
oder: Die Kulturgeschichte der Zukunft"
Picus, 2017. 318 Seiten.
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Egyd Gstättner
lebt als freier Autor in seiner Heimatstadt Klagenfurt. Ständige Publikationen
in "Kleine Zeitung" und "Die Presse" sowie in vielen anderen nationalen und
internationalen Medien. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen.
Zur Netzpräsenz des Autors:
http://members.aon.at/gstaettner/index.html
Weitere Bücher des Autors (Auswahl):
"Karl Kraus lernt Dummdeutsch Oder Neue Worte für eine neue Welt"
Von A wie Afrika bis Z wie Zukunft: Ein
vollständiges Alphabet hat Egyd Gstättner als Richtschnur genommen und seine
Gedanken zu den wesentlichen wie zu den unwesentlichen Lebensfragen unserer Zeit
notiert. Er spannt den Bogen von den Aufgaben eines Altbundespräsidenten über
die Bildungspolitik inklusive "PISA"-Test und Zentralmatura, die alljährliche
Fastenzeit, die Schönheit eines Graffitos bis hin zu "Facebook" und den Tücken
des Genderns, der Qualitätssicherung und der Kompetenzorientierung und erzählt
von Frauenverstehern, Bademeistern, Pistolenproduzenten und einem Kontinent voll
von Friedensnobelpreisträgern.
Mit unverwechselbaren Pointen und scharfem
Beobachtungssinn lauert Egyd Gstättner dem Zeitgeist auf und stellt ihn an den
Pranger. Und dabei gibt es nichts und niemanden, der ungeschoren davonkommt. (Picus)
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"Das Freudenhaus. Roman
über das absurde Theater"
In einer Provinzhauptstadt wird ein Fußballstadion gebaut - ohne dass es dafür
ein ausreichendes Publikum gäbe. Selbst an Spieltagen bietet es ein Bild
überwältigender Leere - gleichsam als Kathedrale irrwitziger Gigantomanie.
Egyd Gstättner schickt sein Alter Ego Fraundorfer auf Recherche: Von den leeren
Stühlen des Stadions bis in die Niederungen der Lokalpolitik sowie des
Narzissmus und der Gier gräbt er. Zur Seite steht ihm der Geist des Eugène
Ionesco, der Meister des absurden Theaters, der zunächst nicht fassen kann, was
Fraundorfer zutage fördert. Bald aber wird er mit einstimmen in den Chor des
Absurden - vor zweiunddreißigtausend leeren Stühlen.
In gewohnter satirischer
Schärfe stößt Egyd Gstättner in bizarre Abgründe menschlicher Gier und grotesken
Geltungsdrangs und führt die bis zur Kenntlichkeit entstellten Protagonisten der
alltäglichen Absurdität vor. (Picus)
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"Am Fuß des Wörthersees. Neue Nachrichten aus der Provinz"
Der Wörthersee und die Menschen, die an seinen Ufern leben, stellen eine
ganz besondere Welt dar, zumindest wenn man Egyd Gstättner, der selbst schon
sein ganzes Leben lang dort daheim ist, glaubt. Seine sehr persönlichen,
kritischen "Nachrichten aus der Provinz" berichten von der Oberschicht rund um
den Wörthersee, die ihren eigenen Gesetzen gehorcht und auch Geistliche nicht
ausschließt, von Kleinkriegen und verletzten Vögeln. Er karikiert die große
Politik im Kleinen - vor allem aber ist diese Auslese eine beinahe intime
Bestandsaufnahme eines Schriftstellers, der seine Heimat zu lieben versucht, dem
aber immer wieder (Pflaster-) Steine in den Weg gelegt werden.
Egyd Gstättner
ist ganz in seinem Element, und so entschlüpft einem immer wieder ein bitteres
Lachen, wo man nicht gerade zustimmend den Kopf schüttelt. (Picus)
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"Das Geisterschiff"
Ein Mann sucht im Süden sein Glück - der erfolgreiche Maler Josef Maria
Auchentaller aus dem Kreis der Wiener Secessionisten entflieht dem Trubel der
Großstadt in ein kleines Fischerdorf an der österreichischen Adria. Es ist eine
Insel außerhalb der Zeit, die vom Untergang Österreich-Ungarns, dem Ersten
Weltkrieg, dem italienischen Faschismus und dem Zweiten Weltkrieg nur am Rande
berührt wird. Dort beginnt er langsam in den Schatten seiner Frau zu gleiten,
als diese ein Hotel eröffnet und er bald hauptsächlich Werbepostkarten malt.
Sein ganzes Herz hängt an der geliebten Tochter. Er will nicht wahrhaben, dass
sie den Freitod gewählt hat, will nicht wahrhaben, dass seine Frau ihn betrügt
und seine Karriere versandet, einzig der Tod ist ihm allgegenwärtig: Kollegen,
Freunde, Bekannte sterben der Reihe nach, und er selbst sehnt sich nach dem
eigenen. Fast vierzig Jahre verbringt er so auf seinem Geisterschiff.
Ohne
ihn wäre die Wiener Secession nicht das, wozu sie wurde: Auchentaller war
Gründungsmitglied der Künstlergruppe - und doch ist er heute ihr unbekanntester
Vertreter. Egyd Gstättner erzählt voll Esprit ein Künstlerleben im Abseits und
erweckt den romantisch Todessehnsüchtigen noch einmal zum Leben. (Picus)
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"Die Familie des Teufels"
Allein gegen die Literaturgeschichte zur Rezension ...
Weitere Buchtipps:
Bernhard Viel: "Egon Friedell. Der geniale Dilettant"
Als Hitler im März 1938 in Wien einmarschierte, stürzte sich Egon Friedell
aus dem Fenster seiner Wohnung. Der Schriftsteller, Kabarettist und
begnadete Schauspieler setzte damit seinem ungewöhnlichen Leben auf
tragische Weise ein Ende.
Friedell war ein
"Wiener Original". Als bissig-brillanter Kommentator entzückte er mit
blitzenden Pointen das Publikum. Mit seiner legendären "Kulturgeschichte der
Neuzeit" eroberte er sich seinen Platz im Pantheon der Geschichtsschreibung.
Mit Sprachwitz gesättigt und schon deshalb jenseits akademischer Gleise,
besticht das Werk durch den eigenwilligen Blick, mit dem der Autor den
Entwicklungsgang Europas durchleuchtet.
Bernhard Viel spürt in seiner Biografie der Persönlichkeit Friedells nach,
die einen doppelbödigen, ja prekären Charakter aufwies: Traumatisiert seit
seiner Kindheit, verstärkte die ungeliebte jüdische Identität die inneren
Konflikte maßgebend. Viel macht die Verletztheit sichtbar, mit der Friedell
hinter der virtuosen Selbstinszenierung zu kämpfen hatte - und die
gleichzeitig ein wesentlicher Antrieb seiner Kunst war. (C.H. Beck)
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Egon Friedell: "Schriftspieler. Autobiographische Texte, Briefe und Dokumente"
"Ich empfehle ihn für beginnende wie für fortgeschrittene geistige Verfettung." Alfred Döblin
Egon Friedell - Schriftspieler und Schausteller, als der er sich selbst
bezeichnete, oder auch bücherfressender Partylöwe, wie Volker Haage ihn
nannte - war Kulturhistoriker und Essayist, Theaterkritiker und
Kabarettautor, Homme des Lettres und Bonvivant, jedenfalls eine der
vielschichtigsten und vielseitigsten Persönlichkeiten der österreichischen
Literatur des 20. Jahrhunderts.
Die vorliegende Auswahl, als Einführung zu Leben und Arbeit Egon Friedells
gedacht, versammelt in erster Line autobiografische Texte: Friedells
brillante aber nicht immer ernst zu nehmende Essays zur eigenen Person und
zum eigenen Werk, ergänzt durch eine Auswahl seiner Briefe, echte und
fiktive, wie sein berühmt gewordener Briefwechsel mit Hans Sassmann, Lina
Loos und Peter Altenberg. Aufgenommen wurden auch Zeugnisse zu seinem
Privatleben von Zeitgenossen wie Karl Kraus, Peter Altenberg und Alfred
Polgar, aber auch von seiner Haushälterin Hermine Kotab.
Abgeschlossen wird der Band mit bisher unveröffentlichten Zeugnissen zum tragischen Tod Friedells
am 16. März 1938, der noch immer nicht restlos geklärt ist. (Löcker)
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Egon Friedell:
"Kulturgeschichte der Neuzeit"
Mit der "Kulturgeschichte der Neuzeit" - seinem Meisterwerk, das Geschichte in
spannenden Geschichten erzählt und in einer zeitlos klaren Sprache geschrieben
ist - wurde Egon Friedell weltberühmt. Vom Schwarzen Tod bis zum Ersten
Weltkrieg umspannt Friedells Panorama alles, was die europäische Seele bewegte
und erschütterte. (Diogenes)
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Egon Friedell:
"Die Rückkehr der Zeitmaschine"
Eine literarische Kuriosität von Gewicht: Egon Friedell fügt als ironische
Hommage an H. G. Wells' Zeitmaschine seine "Zweitmaschine" hinzu. Nach unerhört
lebhafter Korrespondenz mit Mr. Wells (bzw. seiner Sekretärin, Miss Hamilton)
kommt Egon Friedell einem weiteren Vertrauten des Zeitreisenden auf die Spur,
der endlich das Geheimnis lüftet und von der letzten großen Reise mit der
Zeitmaschine berichtet. (Diogenes)
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