Veronika Schantz: "Bei sich selbst ankommen"
Eine achtsame Entdeckungsreise
Ein freundliches, humorvolles und
augenöffnendes Buch als Hilfestellung zu mehr Selbstachtsamkeit mit einer Prise
Ironie - die richtige Einstimmung darauf, ein Thema trotz seiner Relevanz leicht
und lustig zu nehmen und mit sich selbst ein bisschen gütiger zu sein.
In
ihrem Buch "Bei sich selbst ankommen. Eine achtsame Entdeckungsreise" leitet die
Autorin Veronika Schantz den Leser bei einer Reise zu sich selbst an. Was auf
den ersten Blick vielleicht abgedroschen oder esoterisch klingt, ergibt bei
genauerer Betrachtung einfach Sinn. Der Leser soll auf sich selbst
aufmerksam werden, sich mit sich selbst beschäftigen, seine Empfindungen bewusst
wahrnehmen und akzeptieren.
Inhaltlich gliedert sich das Buch in 16
Kapitel, die von der Bewusstmachung der eigenen Empfindungen, der Wahrnehmung,
den Gedanken, der Angst, der Zeit, der Freude und der Reise zu sich selbst
handeln.
"Unsere westliche Gesellschaft legt steigenden Wert aufs
Immer-gut-drauf-Sein. Gut ist optimistisch zu sein, positiv zu denken, jede
Krise als Herausforderung zu sehen und individuelles Wohlbefinden zu
verströmen."
Dass die Selbstachtsamkeit häufig zu kurz kommt, lässt sich
an einem ganz alltäglichen Beispiel illustrieren. Die Frage "Wie geht es dir?"
ist in unserer Gesellschaft zu sehr zu einer oberflächlichen
Begrüßungsformel verkommen. Ihr folgt meist eine oberflächliche und
automatisierte Antwort, was sehr schade ist. Denn diese Frage ist eine Chance, in
sich hineinzuhorchen, sich zu fragen, wie es einem eigentlich gerade geht, hinzuspüren, sich selbst ernstzunehmen.
Frelich ist klar, dass man nicht
jedem Menschen, der einen fragt, wie es geht, sein Herz ausschütten will.
Dennoch sollte man vorsichtig sein, denn mit einem automatisierten "Gut, danke!"
kann es auch passieren, dass man sich selbst mit dieser oberflächlichen Antwort
zufriedengibt. Viel wichtiger ist es aber, in sich selbst hineinzuspüren.
"Das 'Na, geht's gut?' ersetzt deshalb auch immer öfter die offene
Wie-geht's-Frage und beschränkt den Antwortspielraum auf Ja oder Nein. Dabei ist
'Nein, es geht mir nicht gut' ungefähr so populär wie die Mitteilung, an Fußpilz
oder Vogelgrippe zu leiden."
Um in sich hineinhorchen zu können, muss man laut Schantz
herausfinden, woran jemand erkennt, dass es ihm gut geht. Das hört
sich zunächst einfach oder gar banal an. Aber wie intensiv
beschäftigt man sich wirklich mit der eigenen Gefühlswelt,
fragt sich, wie sich die äußeren Umstände auf das
Wohlbefinden auswirken? Was man denkt? Was man spürt? Ob sich wo
ein Widerstand regt? Schantz betont, dass es in erster Linie darum
geht, die Empfindungen wahrzunehmen, den Ist-Zustand zu eruieren. Es
soll in der Folge nicht zu einer Bewertung oder einem Ausbessern
kommen, sondern die bewusste Wahrnehmung, die Achtsamkeit für sich
selbst ist das Essenzielle. Schantz möchte ihre Leser weg von
einer "So sollte es sein"-Haltung, hin zu einer "So ist es"-Einstellung
begleiten.
"Was verändert sich an Ihrer Erfahrung, wenn
Sie alle Körperempfindungen freundlich und neugierig wahrnehmen, unabhängig
davon, ob Sie diese als angenehm, unangenehm oder neutral bewerten?"
Sich
einfach einmal bewusst zu machen, was man tut, und nicht immer Leistung bringen
zu müssen, kann ebenfalls zu einer achtsamen Wahrnehmung des Selbst führen. Auch
die eigenen Gedanken genauer unter die Lupe zu nehmen, kann sehr spannend sein.
Wie gehe ich mit meinen Gefühlen um, vor allem mit den unangenehmeren? Was macht
mir Freude? Auch der provokanten Frage "Wie verderbe ich mir angenehme Gefühle?"
wird nachgegangen.
"Wer sich für den Sieg des Sollens über das Sein
entscheidet, kann sich beruhigt ins Unglück betten, ohne die geringsten
zusätzlichen Anstrengungen zu unternehmen. Noch Ambitioniertere dehnen die
Ablehnung dessen, was ist, auf Vergangenes aus."
(Alexandra Gölly-Liebich; 09/2018)
Veronika Schantz: "Bei sich selbst
ankommen. Eine achtsame Entdeckungsreise"
Klett-Cotta, 2018. 248 Seiten.
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Veronika Schantz studierte politische Wissenschaften und arbeitete in den 1990er-Jahren als Redakteurin und Pressereferentin in Berlin, sie ist MBSR-Lehrerin und leitet seit 2011 Kurse in achtsamkeitsbasierter Stressbewältigung. Seit 2017 schreibt sie als freie Redakteurin für das Achtsamkeitsmagazin "moment for moment".