(...) Ja, ich erinnere mich, in Famagusta!
- ich war eigentlich eine schöne Tulpe - doch nein, schon damals fühlte ich
Sehnsucht und Liebe in der Brust - Still, still davon!«
Die Kleine schwieg, sie schien ganz einschlummern zu wollen. Peregrinus unternahm
das gefährliche Wagestück, sie in eine bequemere Stellung zu bringen. Doch wie
er die Holde sanft umschlang, stach ihn eine versteckte Nadel recht derb in
den Finger. Seiner Gewohnheit nach schnappte er mit dem Daumen. Meister Floh
hielt das aber für das verabredete Zeichen und setzte ihm augenblicklich das
mikroskopische Glas in die Pupille.
Doch wie er die Holde sanft umschlang, stach
ihn eine versteckte Nadel recht derb in den Finger. Seiner Gewohnheit nach schnappte
er mit dem Daumen. Meister Floh hielt das aber für das verabredete Zeichen und
setzte ihm augenblicklich das mikroskopische Glas in die Pupille.
So wie immer erblickte Peregrinus hinter der Hornhaut der Augen das seltsame
Geflecht der Nerven und Adern, die bis in das tiefe Gehirn
hineingingen. Aber durch dies Geflecht schlangen sich hell blinkende Silberfaden,
wohl hundertmal dünner als die Faden des dünnsten Spinngewebes, und eben diese
Faden, die endlos zu sein schienen, da sie sich hinausrankten aus dem Gehirn
in ein selbst dem mikroskopischen Auge unentdeckbares Etwas, verwirrten, vielleicht
Gedanken sublimerer Art, die andern von leichter zu erfassender Gattung. Peregrinus
gewahrte bunt durcheinanderwirbelnde Blumen,
die sich zu Menschen gestalteten, dann wieder Menschen, die in die Erde zerflossen
und dann als Steine,
Metalle hervorblinkten. Und dazwischen bewegten sich allerlei seltsame
Tiere, die sich unzählichemal verwandelten und wunderbare Sprachen
redeten. Keine Erscheinung paßte zu der andern, und in der bangen Klage brustzerreißender
Wehmut, die durch die Luft ertönte, schien sich die Dissonanz der Erscheinungen
auszusprechen. Doch eben diese Dissonanz verherrlichte nur noch mehr die tiefe
Grundharmonie, die siegend hervorbrach und alles, was entzweit geschienen, vereinigte
zu ewiger namenloser Lust.
»Verwirrt«, zischelte Meister Floh, »verwirrt Euch nicht, guter Herr Peregrinus,
das sind Gedanken des Traums, die Ihr da schaut. Sollte auch vielleicht noch
etwas mehr dahinterstecken, so ist es wohl jetzt nicht an der Zeit, das weiter
zu untersuchen. Ruft nur die verführerische Kleine bei ihrem rechten Namen und
fragt sie denn aus, wie Ihr nur Lust habt.« (...)