(...)
Da wurde plötzlich mit großem Lärm an das Hoftor geklopft, wie
von nachtschwärmenden Zechern, und man hörte eine Flötenspielerin
blasen. Agathon rief darauf den Dienern zu: Wollt ihr nicht nachsehen? Ist es
ein guter Bekannter, so ladet ihn ein; sonst sagt, dass wir nicht mehr am Trinken
sind, sondern gerade aufhören.
Bald danach vernahmen sie die Stimme des Alkibiades im Hof: Der war schwer berauscht
und laut schreiend fragte er, wo Agathon sei, und wollte zu ihm geführt
werden. Da führten ihn die Flötenspielerin, die ihn stützte,
und einige andere von dem Gefolge zu ihnen herein. Er trat unter die Tür,
bekränzt mit einem dichten Kranz von Efeu
und Veilchen,
und mit vielen festlichen Bändern auf dem Haupt, und sagte:
Ihr Männer, seid gegrüßt! Nehmt ihr einen schwerbetrunkenen
Mann noch als Zechgenossen bei euch auf, oder sollen wir wieder abziehen,
nachdem wir nur gerade den Agathon bekränzt haben. Denn eben dazu sind
wir hergezogen. Ich war nämlich, fuhr er fort, gestern nicht in der Lage
zu kommen, jetzt aber bin ich hier mit Bändern auf dem Haupt, um sie von
meinem Haupte weg um das Haupt des Weisesten und Schönsten zu winden -
als solchen rufe ich ihn aus zu seiner Ehrung! Lacht ihr mich aus, weil ich
betrunken bin? Wenn ihr auch lacht, ich weiß doch genau, dass ich recht
habe. Aber antwortet mir auf der Stelle: Darf ich unter den Bedingungen eintreten
oder nicht? Zecht ihr mit? Ja oder nein?
Da hätten ihm alle zugejubelt und ihn aufgefordert einzutreten und sich
niederzulegen, und Agathon habe ihn eingeladen. So
trat er ein, geführt von seinen Leuten. Weil er gleich die Bänder
ringsum abnahm, um Agathon damit zu umwinden, und sie gerade vor seinen Augen
hatte, sah er den Sokrates nicht; er setzte sich neben Agathon, in die Mitte
zwischen ihn und Sokrates; denn Sokrates war zur Seite gerückt, um ihm
Platz zu machen. Sobald Alkibiades neben Agathon saß, umarmte er ihn und
legte ihm die Bänder um.
Darauf Agathon: He, ihr Diener, bindet dem Alkibiades die Sandalen los, er soll
sich hier niederlegen, dann sind wir zu dritt.
Also gut, sagte Alkibiades, aber wer ist denn hier unser dritter Zechgenosse?
Dabei drehte er sich um, und da sah er den Sokrates. Kaum hatte er ihn erblickt,
sprang er auf und rief:
(...)
(aus dem "Symposion" von Plato)