(...)
So ging er, es mochte so spät sein, als es wollte, wenn alle anderen sich
nach Hause begeben, noch in das Weinhaus, um dort den Morgen zu erwarten; früher
in seine Wohnung zurückzukehren, war ihm nicht gut möglich.
Man denke hiebei aber nicht etwa an einen gemeinen Trinker, der trinkt und trinkt
aus Wohlgeschmack, bis er lallt und schläft; gerade das Umgekehrte war
Hoffmanns Fall. Er trank, um sich zu montieren; dazu gehörte anfangs, wie
er noch kräftig war, weniger; später natürlich mehr; - aber war
er einmal montiert, wie er es nannte, in
exotischer Stimmung, die, oft bei einer halben Flasche Wein, auch
nur ein gemütlicher Zuhörer hervorrufen konnte, so gab es nichts Interessanteres
als das Feuerwerk von Witz und Glut der Fantasie, das er dann unaufhaltsam,
oft fünf, sechs Stunden hintereinander vor der entzückten Umgebung
aufsteigen ließ. War aber auch seine Stimmung nicht
exaltiert, so war er im Weinhause nie müßig, wie man so
viele sitzen sieht, die nichts tun als nippen und gähnen; er schaute vielmehr
mit seinen Falkenaugen überall umher; was
er an Lächerlichkeiten, Auffallenheiten, selbst an rührenden Eigenheiten
bei den Weingästen bemerkte, wurde ihm zur Studie für seine Werke
oder er warf es mit fertiger Feder auf das Papier; kurz, er sprach selten seine
Freunde, ohne daß er ihnen neue und pikante Curiosa aus dieser seiner
Welt zu erzählen wußte.
(...)
(aus "E.T.A. Hoffmanns Leben
und Nachlass" von Eduard Hitzig)
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