die schönheit meines eilands

1 like ice in the sunshine

hinter dem antennenwald
geht die sonne baden,
schüttet kindern badewasser ein,
und geht nach unten,

nicht unter dort, wo
der pfeffer wächst
auf den reifmelierten furchen,
nachts sind alle schläfen grau.

das rot nach grün der ampel
am abend verhieß weiterfahrt
auf diesen pfaden,
wo man liebesschüchtern geht.

dass der hahn im morgenrot
hernach nicht dreimal
krähen wird, nur
dies eine schöne mal.

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2 kirchturm vom balkon

ein efeu rankt
begierig seine arme
in dies blau, dies
tiefe seelenblau.

im hintergrund läutet
der kirchturm der sonne
entgegen, greift nach
ihren spitzen

schreien vor der nacht,
der neongrünen, fahlen,
wo sich ein rausch
das ausschlafen angewöhnt.

auf dem rad kommt unten,
unter der brüstung eine frau
heim, schließt das schloss auf
der dornröschen.

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3 parkplatz

kein ausweis für die anwohnerschaft,
bewohner nur der welt aus lichtern,
die jetzt erblühen,
eines nach dem anderen im angang.

hier zu parken
verschafft die möglichkeit
der straffen verzettelung
zwischen zwei lücken,

eine verboten als einfahrt,
die ausfahrt verpasst
im hantieren am spurwechsel
dorthin, wo die wege die jetzt

durch felder sind,
zerknickt die gehölze,
das blattwerk noch verstummt,
bevor es frühlingsposaune weckt.

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4 stadt, reifbeschichtet

durchs fenster
blicke auf die blaue stunde
wie pfeile,
wofür es noch kein ziel gibt:

auf den rasen
vor dem haus, wo im sommer
leiber garten,
sonnenverfinstert;

und den bäumen
zwischen ihre zweige,
die im blaugrau
zärtlich schwimmen;

und auf die schwimmer
an der angel,
die ins schwarze meer
galgt, fröstelnd,

in das eis,
das wie am glasrand leckt,
erschauernd, wenn es quietscht
am reif der quais.

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5 äste, äxte

äste, die ihr weich
durch winden geht,
von einem strang geschüttelt
und abgesägt so starr.

vor knospung sind
die bäume zu beschneiden.
der gärtner weiß darum
und geht mit äxten.

das weiß des schnees
wie totenhemd für die gefällten,
liegend auf dem laken,
es ist aus eis.

denn wenn der sommer kommt,
schlafen sie bemoost,
die axt verrostet
im taufall einer mainacht.

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6 blätter

träume, wie alles,
was ich schrieb,
wegweht, ein hauch nur,
so winterlich.

und sehe die bäume,
ihr kleid haben sie abgestreift,
skelette ohne leichentuch,
am boden die blätter.

möchte eines sein
unter ihnen, welk gern,
nur ein blatt unter vielen,
unbeschrieben.

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7 wein

naturprodukt, ein reinheitsgebot
auch hier, wenn ich trinke
vom gold aus reben,
wie das heißt auf dem etikett.

im verschwinden
werde ich rein,
bleibe ich, wo ich nicht bin,
aber hin will.

liebes bier,
schrieb ich meist sechsfach,
deine haube ist schon weiß,
dein körper rotblond.

und ich liege,
wo diese sind.
da liege ich gern
und liebe.

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8 bleichende blätter

jemand schrieb mir,
dass das verbleichen
meiner blätter im baum des netzes
vermutlich methode habe.

ich ernte das lob noch
für die furche,
in die ich mich umpflüge,
in die ich mich lege

mit pflugscharen,
die nie schwerter waren.
der schmied, der mir
die ketten abnahm, liegt dabei.

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9 blüte

nach vierzehn tagen,
das sind zwei wochen,
erblicke ich die blüte
wie aufs neu’.

ich streiche über ihre blätter,
rieche rosenduft
und frucht, die keimt,
die knospen.

was immer wieder neu wird,
wird nicht sterben,
welkt nur für einen kreis,
durch den man muss.

und will. und sich verzehrt
nach den früchten,
die die knospen
schon enthalten.

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10 die hagebutten

am wegrand standen hagebutten,
das rosa fleisch der früchte,
die niemand erntet
außer mir – und dir.

sie sind wie vögel
unterm himmel –
und der herr ernährt sie doch.
und wir. und uns.

und das wasser, das
vom himmel fällt
in sommernacht,
am tag, da glühen sie.

am wegrand standen uns’re räder,
das süße fett der ketten,
das noch gehen mag, wohin
wir gingen unter hagebutten.

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11 kalter märz

vom eise befreit
sind weder noch.
die bäche fließen
bergwärts

gegen alles an
in diesem kalten märz,
den der winter packt
nochmal, vorm übersommern.

auf dem eise
bunte schals,
das schlittschuhen
der mädchenfüße.

am grund des sees
nagt schon der karpfen,
was ihn fettet
für diesen einen frühling.

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12 juli

vivaldi, sommer,
dieses dürsten
eines himmels
voller geigen.

zwischen halmen
das zermalmen, ach,
zitat auf schütt’ren lippen,
alt im jahreskreis.

doch der juli,
der so heizt,
so ein und gängig,
wär’ er schon,

der baum würd’ blühen,
blüten würden schon
vergehen, wie jetzt sie
so aufgeblüht.

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13 barocker see

im garten dieses eden,
der apfel, der
nicht weit vom stamm
sich fühlt.

der puto, der sich neigt
zum wasser, fontänen
darauf wohlbeschickt,
dass pluto sich ertränkt.

und trunken küssend,
hölderlin, das wild,
das angeschossen
in die wälder flieht.

im garten diese bude,
der verschlag, behausung
für die liebe
zu den wilden bäumen.

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14 sommernacht

die leinwand an den segeln,
das tau, jetzt losgemacht,
es wird sich weben
als faden durch die nacht.

als roter, wie die sonne geht,
der mond in finsternis,
die pflanzung willig steht
wie blühend ginster ist.

die blüten welken
vor dem strom.
in allen diesen zelten
wünscht man sich dom.

was heiliges,
was wie schiff,
das jetzt als eiliges
vergeht in festem griff.

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15 erdbeeren

rote frucht wie lippen,
duft aus deinem mund.
ich würde dich
naturlyrisch verhippen.

die frucht wie teufel,
der ich nimmer bin.
ein engel wandelt jetzt
auf meinen pfaden.

die knoten dieser frucht
muss niemand gordisch lösen.
es sei nur, dass mein kind
mich fragt hernach danach.

die rote beere, die
so aussieht wie
nichts drunter:
drüber schwebt ein stern.

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16 nachts noch

nachts noch raus
in den frühlingsregen,
seltsam erhitzt beide,
jener und ich.

als ginge man bloß
zum zigarettenholen
oder unter bäumen,
die so sanft tropfen.

und wieder heimkommen
zu den pflanzen,
die man artig begießt
oder sündig auch.

dass es tropfe,
dass die nacht
nicht ende,
diese nicht vor dem tag.

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17 rosenblätter

rosenblätter zu streuen,
dorthin auf haut,
auf das zarte,
das bemerkt,

das fühlt wie ein nerv,
der mitten durch die natur geht,
durch den strandkorb hindurch
ins wasser.

der feuchte fleck jetzt
im hof vom regen,
vom knospen
noch dürrer gewächse.

und die rosen,
die aus dem gewächshaus kommen,
duften nach sommer
von weit, so weit.

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18 der weg das ziel

die kleinen zarten gedichte,
wenn man sie singt
an jene stelle
zwischen zwei hügeln:

dort wo der weg im ziel
des dickichts verschwindet,
am unerhörten plätzchen
eine schüchterne bank.

dort zwischen den zweigen
bleicht noch die sonne
als scheibe unter bäumen,
weiß dort die laken.

und vom tau der lippen
wird sie erröten,
sie dort oben bei den vögeln,
zwei hügel hier am ziel.

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19 moos

auf weiten matten,
sumpfverschüchterten mooren
gehen, geradewegs
oder schlingend’ kurven.

den fuß in tiefe setzen.
hagebuttenhecken am rand,
die früchte glühend.
ein schaukampf der würmer.

und vögel fliegen herüber,
balzvergessene herzschläge.
das aussetzen der zeit.
pfützen aus speichel.

dort gehen, geradewegs
über weite matten
die füße der mädchen
heimwärts ins moos.

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20 nachtschattengewächs

wache auf aus text,
aus den schachtelhalmen
meiner sätze,
höre stimmen von vögeln.

verschlafen schon sind
ihr und mein gesang,
das blühen
zwischen traum und wachen.

ein frühblüher am nächsten morgen
reckt das kecke köpfchen
aus der dunklen erde,
violett und kugelig.

die blüte, die die zeichen
ihrer frucht schon in sich trägt,
das wissen vom verwelken –
jetzt aber blüht sie.

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21 laue luft

vorbei an den hügeln
mit sehnsüchtigem augenaufschlag,
die stirn ins fleisch
der blüten gegraben.

im blumenladen nebenan
hängen ballons unter der decke,
heliumdeko,
die stimmen hell macht.

zwischen den hügeln
bettet sich das laub vom herbst,
vergeht zu humus,
darauf wachstum, gierig.

eine langstielige rose
kaufte ich, was rotes,
was aus blättern,
den dornen zugetan.

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22 fraglose früchte

die rotschirme der erdbeeren
leuchten in den künstlichen wäldern
aus grünzeug am markt,
unrasiert ihre bäckchen.

die weckgläser sind
nach ihnen sich verzehrende,
rot auch ihre ringgummis,
dampfend der kessel des sommers.

rot auch im herbst des tages,
gegen zwanzig uhr beschaut,
der acker, wo der bauer furcht,
furchtsam vor solchen fragen,

die keine frucht stellt,
wenn die guten im töpfchen
und die besseren im köpfchen
freudig verschlungen werden.

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23 gehölz, dürr

am abend: die äste
in umarmung
mit den wolken-
himmelbetten.

der pilzschirm am boden
schüttelt das nasse
des taus von seinem haupt
und streut dabei sporen.

am morgen: die blätter
gefaltet in
sich selbst, begierig
zu erblühen.

wieder nachts: die wurzeln
im wettstreit mit würmern
und blonden puppen,
bereit für den falter.

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24 sumpf, farne

der verschachtelungshalm
steht klar an der böschung
des baches, ach,
so altes gewächs.

wo es versickert,
wird die verschlingung
unübersichtlich,
durchwächst sich’s überall.

moor, nicht moos,
das enge der stricke,
mäandernde fäden
und jungfräulich die blüten,

weiß ihr fleisch
der verzückung,
wenn ein käfer kriecht
in ihren kelch.

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25 mondmund

mond, du stiller kahn
der nacht, ich verwechsle dich
mit einem licht
am hohen kran

auf der baustelle nebenan,
nächtlich verschlafen
die muniereisen
gereckt in den mund

des himmels,
der herunterküsst
aus glühenden lippen,
die gähnen mich an,

dass meine zunge
schwerer wird,
sich legt
auf die sternengrube bett.

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26 insellösung

vom eise befreit
ist nicht antarktika,
wo das meer sich kühl
erbricht an strände,

die nicht tropisch
palmsonntage glocken,
wo die seelenwärme
als tiefe kühlung sich kassibert.

wir sind nicht auf dem
siebten kontinent,
nur sieben siegel
schürzen uns’re bücher

und der leib verzichtet
sich nach norden oder süden,
kein diwan reckt
gen osten oder westen.

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27 mare tranquilitatis

mond, der narbengrüne bandit,
dies leuchtgewächs
aus glühwurmzeiten,
steht so kühl und trauernd.

seine meere heißen
crisium und ruhe
wie meine pfützen,
über die ich reckend hüpfe.

das kleine meer in mir,
die küste meines sehnens,
das kliff auch eines zweifelns,
das kein ver- voran hat,

es würde mich verschlingen,
kein strom bin ich,
nur einer, der
mich mitreißt.

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28 fruchtknoten

wo die blüte einst
noch blühen wird,
ist jetzt die frucht
verknotet.

man sieht noch dies begehren,
sich zu zeigen
fressendem getier,
den hunger still zu tilgen.

in jedem apfel
nagt ein wurm
am paradies,
er schlängelt.

teilt man ihn
an schwanz und kopf,
es lebt nur der
mit knoten dort im hirn.

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29 blau

am wegesrand gezüchtet
wächst das vergissmeinnicht
und ist schon wieder blau
wie manche augen.

den bändern,
die der frühling flicht,
sagt man das nach,
rekordverdächtig.

wer kreuzt hier schneller
alle winde,
alle wetter
und den sturm im wasserglas?

am wegesrand verschüttet,
bricht sich blau
der himmel durch
die wolken, folgesam.

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30 schwarze vögel

man hört schon die vögel
singen, nachtigallen
mit vergälten schnäbeln,
geil ihr stimmwerk.

aus der nacht
dem morgen zu entwachsen
ist keine tugend
des singens.

das singen am morgen
der nacht zu erhalten,
die folgen wird,
hingegen schon.

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31 rosenkur

behandelst die stacheln,
die in deinem fleisch
stecken, mit sorgfalt
und liebe,

die pinzette der leidenschaft,
die blüte, die ihre dornen
mag, nicht als krone,
der venushügel nicht golgatha.

meine hände streicheln
dein kreuz, nicht es
zu tragen, sondern zu stützen,
dass es nicht zerbreche.

das lernen wir
von den rosen:
dass ihre dornen
die blüte bekrönen,

nicht umgekehrt, dass
unsere federn spitz
sein müssen – und so zart
wie ein hauch

verschwiegener hecken ...
nicht -schützen,
sondern zu schützen,
was heimlich darin gedeiht.

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32 dämm(rungs)stoffe

im westen das neue
der dämmerung,
blick auf die uhr
und geschlossene blüten:

nach zehn,
wo die zehen sich
unter wolkendecken
bergen, das eiland verschlafen.

noch lichthauch,
wo die sonne verschwand,
verschwenderisch der himmel
und knospen glimmend gedämmt,

die fluten
nicht überborden zu lassen.
der wasserhaushalt
der nacht, diuretisch,

dialogisch,
dialektisch.
am morgen eine frische
klinge im rasierer.

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33 jasmin

die verschwiegenheit,
wenn sie sich blüten,
die kelche nachtschattig breiten
zur empfängnis des abendrots.

wenn der dichter
die sprechenden lippen
auf die knospen senkt,
geschichtstracht sich anlegt,

zu erzählen
das märchen von
den blüten und
den bienen,

den nektar aus ihren waben
zu ernten mit der pflugschar
die nie schwert war,
es sei denn in der scheide ...

ein friedliches bild, ja,
freundliches idyll
aus verschwiegenen küssen
beim abwasch in küchen,

der fernseher
läuft seine runde
zwischen zwei werbezyklen,
worin die binden

über der wunden stelle
des blühens duften
nach jasmin
und anderen namen von bienen.

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34 in stellung des pferdes

die nüstern der stuten
dunsten nach futter,
nach zucker aus
gestriegelter hand.

den würfel,
das nüsschen
reicht man ihnen
schnuppernd.

kein biss, nur
ein ruchloses
wiehern, der schrei
nachts auf der weide.

als träumten sie
von prärien, grün,
von den ahnen,
und ahnten,

dass ihre läufigkeit
beiläufig wäre,
sattelte man sie
zum ritt nur durch gärten.

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35 lianen

gewächse wie stricke,
die ein gewächshaus stützen,
arme aus rostigem stahl
über geranien gebreitet,

zu segnen jene jane
und tarzan zugleich.
der dschungel zirpt
nicht am tag,

erst nachts flicht er
lianen wie spinnen
die netze für
verspätetes geflügel.

und dass die engelsflügel,
auf denen nur ikarussisch
die nadjas, katjas und najaden
amazonas’ fluten vögeln,

gewächshäuslich als
schnittmuster erscheinen:
für kleider,
für hochzeit.

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36 agnus-dei-maschine

schafe. schäfer
mit stab. ungeduldig
die hunde,
die schützen um zu fressen.

um das goldene
zu tanzen, gibt
das gedicht vor,
gewissermaßen natürlich.

die hunde bellen
dagegen, sie sind
wie ihr bruder
zerberus, der wachsame.

den schafen jedoch
wird ihr gehirn zerfressen
von einem virus,
der so tückisch ist

wie das gedicht,
wenn es schäfchen zählt
beim einschlafen in traum
vom agnus dei ex machina.

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37 wald vor bäumen

trunken stets und lüstern
flieht das angeschoss’ne wild
in den wald,
unsichtbar vor bäumen.

das ist wie hölderlin,
der an diesem bild
irr wurde
- und weise.

dem dichter eilt der mund
tendenziell voraus,
wenn er fährten leckt
wie die verbotene gefährtin.

pfadfinderehre
hin oder her,
beider wald ist
ein aufbäumen.

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38 tau

auf dem damensattel
tau beobachtet,
nachts im neon,
das so künstlich scheint.

abgeleckt,
wissend um das lyrische
der naturalien,
mit denen man bezahlt.

wie honig,
zins der süße,
das beigegebene,
der bonustrack der bienen,

der tropfen
auf der spitze der
blütenzunge, frühlingsfeucht,
ein herrenreiter mit allüren.

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39 (wieder) da sein

mein anrufbeantworter nachts,
spräche er von pflanzen,
vom umtopfen,
vom düngen,

ich säße nicht mehr wach
im gespräch mit bäumen
unter keinem reetdach,
an keiner dänischen küste.

ich wüsste nichts von bibern,
ihren zähen zähnen,
ihrem fell da unten,
nichts von diesem fleiß,

der sisyphosphoriziert
wie glühwürmchen
im liebestanz,
wenn sie denn tanzen,

nicht nur hocken
im gestrüpp der leitungen,
des bin grad’ nicht da,
nur meine stimme.

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40 hatte ich vom efeu schon erzählt?

hatte ich vom efeu
schon erzählt, auf dem balkon,
wo ich heimlich rauche,
die kippen ins geflecht

entsorge, wo ich
sozusagen lüstern bin
und diesem baum
beim krallen zugesehen?

wie er sich festsaugt
an der mauer,
auf der lauer,
als wär’ er fleischfressend.

doch leckt er nur salpeter,
ich nenn’s kassiber,
geheimen fraß
aus fugen.

und läuse laben
sich am grünen,
mergelnd ihre zungen
in den durst’gen efeu so wie ich.

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41 fleißiges lieschen

so fleißig ist
mein lieschen,
das ich jüngst erwarb
von nackten füßchen.

ich gieß’ es
und es wächst
und blüht
so vor sich hin.

irgendwie unbeteiligt:
ich lass’ wasser
und mein lieschen wächst,
als gösse ich es nie.

so dreist ist auch
mein lieschen,
dass es treibt und treibt
und mich nicht fragt, wer bleibt.

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42 rettungsflieger auf der wiese

er lässt die halme liegen,
landet flugs
und birgt die
fast-schon-leichen.

die grüne polizei
hat abgesperrt
für rot geweißten krankenwagen,
woraus tragen eilen.

zum krankenhaus
ist es nicht weit,
in fenstern sieht man sträuße,
was hergeschenktes dann.

und schon verblüht
geht’s aus in selben
sonnenblumengelben sack
wie nun die spritzen.

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43 wellness & weltschmerz

(nicht nur) meine alte theorie,
dass die welt schmerzen muss,
um sich wohl anzufühlen,
dass die blüten ihr

„not for me“ blühen müssen
und ich in mitten
allein doch bleiben,
wellnesstrank der tränen,

trunken stets und lüstern
genießen und – gesundheit! –
nießen, allergisch reagierend
auf jede aktion

von welt und welten,
wunderbar ihr wirken,
wie frauenfüßchen
sorglos gehen

auf mich ein.
ich werde sie massieren
und enttäuschen,
so geht (nur) meine alte theorie.