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Science Fiction (diverse)



Dan Simmons

Helix

rezensiert von Thomas Harbach

Wie auch Robert Anton Wilsons „Chronos“ verschweigt der Heyne- Verlag bei Dan Simmons Novellensammlung „Helix“, das es sich um eine Neuauflage handelt. Zum ersten Mal erschien der Band unter dem Titel „Welten und Zeit genug“ um November 2004 als Auftaktband der Festa SF, von Michael Nagula herausgegeben.

Diese Sammlung längerer Geschichten - wie Dan Simmons seine Novellen selbst nennt- erschien zuerst im Kleinverlag Subterranean Press, dann als Paperback. Von diesen fünf Arbeiten ist eine Story eine Kombination aus Fantasy/Twilight Zone, drei reinrassige Science Fiction Geschichten - einmal kehrt Simmons in sein Hyperion Universum zurück, eine andere Gesichte könnte die Grundlage von Illium sein - und die letzte und originale Arbeit ein Filmtreatment, umgearbeitet zu einer Mischung aus magischem Realismus des
russischen Raumprogramms und der Wunderwelt Hollywoods. Ermüdend sind die zum Teil sehr langen Einführungen zu seinen Geschichten. Bis auf die erste Novelle erfährt der Leser sehr wenig über Dan Simmons Intentionen. Es sind persönliche Anekdoten, die uns den Autoren öffnen sollen, doch sagen seine literarischen Arbeiten hier mehr über ihn aus als seine Einleitungen. Dabei geht er in Details, doch irgendwie verschließt er vor seinen Lesern seine Seele. Seine Figuren öffnen diese Tür schließlich in zwei Geschichten wieder.

Schon in seinem Vorwort weist Dan Simmons auf die autobiographischen Bezüge seiner Arbeiten hin. Darum ist "Auf der Suche nach Kelly Dahl" auch die ergreifende Geschichte der Sammlung. Ein alkoholkranker Ex-Lehrer, nach dem Unfalltod seines Sohnes von seiner Frau verlassen, vom Leben enttäuscht, will mit seinem Jeep in einen Grubenschacht stürzen, um seine armseelige Existenz zu beenden. Er findet sich aber in der Traumwelt einer ehemaligen Schülerin wieder, die ihn auffordert, sie zu jagen. Zuerst glaubt er, sich im Vorhof der Hölle zu finden, doch dann nimmt er die Herausforderung an. Simmons verzichtet in dieser bewusst vage gehaltenen Novelle auf Erklärungen. Im Mittelpunkt stehen die beiden so unterschiedlichen und doch vom Leben gebeutelten Charaktere. Als ehemaliger Lehrer überträgt er seine positiven und negativen Erfahrungen in diesen Charakter, zeigt dem Leser, was es heißt, jungen Menschen etwas zu geben und es ihnen nicht einzutrichtern.

In dieses Ausgangsszenario hinein erschafft der Autor eine surrealistische Traumwelt, in dem er seine gejagten Charaktere zumindest innerlich gesunden lässt. In einem ruhigen erzählerisch sehr zurückhaltend angelegten Plot kumulieren die Ereignisse in einer anrührenden Szene, die bei anderen Autoren kitschig gewirkt hätte. Doch die innere Reife, die Simmons als Autor und Mensch auszeichnet, berührt den Leser auf eine sehr ungewöhnliche Weise.

Mit der nächsten Geschichte kehrt Simmons zwar in das Hyperion Universum zurück, doch in der Einleitung verweist er auf eine Idee, die für STAR TREK aus dem Stehgreif konzipiert worden ist. Leider erinnert diese kurze Zusammenfassung bewusst oder unbewusst auch an Larry Nivens Roman "Der schwebende Wald."

"Die verlorenen Kinder der Helix" spielt im Hyperion Universum. Ein von Kis gesteuertes Raumschiff trifft in einem fernen Sonnensystem auf ein Volk, dessen Welt eine rote Sonne wie eine Ringwelt umgibt. Dort leben ans Vakuum Angepasste neben Sauerstoffatmern. In regelmäßigen Abständen kommt eine Art Staubsauger . Er zerstört deren Lebensraum. Mit Hilfe der Fremden kann die Gefahr beseitigt werden. Noch immer liest sich der Text wie eine steife Version einer Star Trek Geschichte, allerdings aus der originalen Serie. Mit dem Weltenfresser hatte Norman Spinrad in der dritten Staffel eine ähnliche, noch nicht so poetische ausgeführte Idee in die Serie eingeführt. Das komplexe ökologische System wird nur unbefriedigend dem Leser dargereicht. Es bleibt nicht der Raum, sich mit den Figuren zu identifizieren, die Dialoge sind steif als Geschichte wirkt der Text eher wie eine luftleere Hülle als eine komplette Geschichte. Vielleicht greift Simmons in ferner Zukunft diese Geschichte noch einmal auf, um aus ihr einen phantastischen Roman im Universum einer seiner besten Schöpfungen zu entwickeln.

Die nächste Geschichte "Der neunte Av" wird schon aufgrund seiner fragwürdigen Exposition für Befremden sorgen. Das einzige Element, das laut Simmons die Jahrtausende überdauern wird - also vom Jahr 1000 auf das Jahr 2000 und dann auf das Jahr 3000- ist die Ermordung der Juden ! Schon für den Jahrtausendwechsel 1999 auf 2000 ein derart fragwürdiges Thema, das sich der neutrale Betrachter fragt, warum Simmons hier nicht die alten Klischees mit einer deutlichen antideutschen Stimmung neu aufwärmt. Stimmungsmäßig hätte es die Geschichte nicht nötig gehabt, denn geschickt nimmt der Autor Moorcocks phlegmatische Haltung aus seiner "Tänzer am Ende der Zeit" Serie auf. Dabei beschränkt er sich Auf die Science Fiction Elemente und überschreitet nicht den Rubikon zur Phantastik. Trotz aller geschickten literarischen Ambitionen bleibt ein fader Beigeschmack hängen und die kritische Bemerkung, dass sich Simmons nicht sonderlich viel Mühe gemacht hat, eine wirklich originelle Idee für die nächste Jahrtausendwende zu entwickeln.

"Mit Kanakaredes auf dem K2" ist eine kuriose Mischung aus sentimentaler siebziger Jahre Science Fiction, moderner Abenteuergeschichte in der Tradition Reinhold Messners und trotzigem Optimismus, der sich in später Stunde bei Männerrunden in verräucherten Kneipen auf den freien Stuhl setzt. Kanakaredes ist ein Insekt, das sich in den Kopf gesetzt hat, mit einem kleinen Team den gefährlichen K2 zu besteigen. Bis dato hat seine Art nach ihrer Landung auf der Erde mehr eine stille Beobachterrolle gespielt. Die Administrativen Organe erhoffen sich von dem sportlichen Außenseiter weitere Informationen über die Fremden. Detailliert beschreibt Simmons sehr gut geschrieben den gefährlichen Aufstieg , die Euphorie am Gipfel und die gefährliche Leichtigkeit des angeblichen so leichten Abstiegs. Der Text endet auf einer melancholischen und doch optimistischen Note. Durch die Nutzung des Ich-Erzählers entzieht der Autor der Handlung eine dramatische Ebene und setzt sich am Ende unnötig unter Druck. Auch gelingt es ihm weniger, die natürliche Barriere zwischen Erzähler und Leser durch die Nutzung der ersten Person zu überwinden. Gut unterhalten bleibt doch ein leichtes Hungergefühl im außen stehenden Betrachter zurück.

Die letzte Geschichte schließt den Kreis. Wieder steht ein vom Leben enttäuschter knurriger älterer Mann mit einem Hang zum Alkohol im Mittelpunkt der Geschichte. Dabei ist "Das Ende der Schwerkraft" keine Geschichte, sondern das Treatment für einen so nicht zu realisierenden Film. Ein berühmter Autor soll das russische Raumfahrtprogramm beschreiben und verfällt über Weihnachten und den Jahreswechsel der russischen Schwermut und ein bisschen einer russischen Frau. Da es sich um ein Drehbuch gehandelt hat, macht Simmons hier den Fehler, die Barriere zwischen einem auf dem Bildschirm agierenden Schauspieler und der gedruckten Seite nicht zu überwinden Seine Figuren wirken unvollendet. Spannung und Atmosphäre kommen nur bei der Rekapitulation des oft lebensgefährlichen russischen Raumfahrtprogramms auf. Die Begegnung mit den verbrannten Dingen aus Gagarins abgestürzter Maschine bleibt dem Leser genauso in der Erinnerung wie die Konversation von drei Ex-Astronauten, die den Flug ins All mit der Geburt, dem Sex und schließlich dem Tod in Verbindung bringen. In diesen wenigen Augenblicken blitzt die natürliche Brillianz, die Simmons in seine Texte einbringt, auf.

Betrachtet der unvoreingenommene Leser die fünf Geschichten, die dann auch noch im Original unter dem Titel eines nicht so alten Romans von Joe Haldeman veröffentlicht worden sind, dann fällt auf, das sie eher wie Stückwerk als eine homogene Sammlung wirken. Einer der Texte erscheint hier zum ersten Mal, eine andere Arbeit ist ein umgearbeitetes Drehbuch , während die anderen drei Geschichten Simmons hohes erzählerisches Niveau unterstreichen. Trotzdem fehlt dem überwiegenden Teil der Texte das Herz und die Seele. In seinen Vorworten unterstreicht Simmons immer seine Schwierigkeit, zwischen den langen Arbeiten sich Zeit zu stehlen, um die kürzeren Stories zu schreiben.

Dan Simmons: "Helix"
Anthologie, Hardcover, 398 Seiten
Heyne- Verlag 2008

ISBN 9-7834-5352-4446

Weitere Bücher von Dan Simmons:
 - Bitterkalt
 - Eiskalt erwischt
 - Flashback
 - Im Auge des Winters
 - Terror
 - Welten und Zeit genug

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