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Thriller



Henri Loevenbruck

Das Jesusfragment

rezensiert von Thomas Harbach

Im Anhang dankt der Franzose Henri Loevenbruck seinem Freund Michael Marshall Smith für die Unterstützung. Über Jahre hat Smith ungewöhnliche Science Fiction Romane geschrieben, bevor er für die Schattenmänner ins Thrillerfach gewechselt ist. Die ersten drei Werke Loevenbrucks sind eine ebenfalls auf Deutsch erschienene Fantasy- Trilogie. Da dank Dan Brown Verschwörungen und Geheimbunde nicht nur „in“ sind, sondern sich vor allem leichter vermarkten lassen, wechselt Loevenbruck die Fronten und veröffentlicht mit „Das Jesusfragment“ einen geradlinigen, leicht zu lesenden, aber auch teilweise zu konstruierten Thriller. Beim Titel sollten Käufer allerdings aufpassen. Es gibt weiteres Buch mit dem Titel „Das Jesus Fragment“, darum hat der Knaur Verlag zu dieser sehr unorthodoxen Schreibweise gegriffen. Mit Loevenbrucks nächsten Buch „Das Kopernikus- Syndrom“ – ebenfalls auf Deutsch bei KNAUR erschienen – gelingt es ihm deutlich per, im Thrillergenre zu punkten.

Der Roman beginnt mit der klassischen Entwurzelung eines Charakters aus seiner bislang vertrauten Umgebung und die Rückkehr an die Stätten seiner Jugend. Der Franzose Damien Louvel lebt in New York und ist erfolgreicher Drehbuchautor. Vor elf Jahren hat er seine Heimat nach dem Tod seiner Mutter verlassen und keinen Kontakt mehr zu seinem Vater, einem hochrangigen UNO Diplomaten. Eines Tages erreicht hin die Nachricht, dass sein ungeliebter Vater plötzlich bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Nicht in Paris, sondern in der Provinz, wo er sich ein Haus gekauft hat. Damien entschließt sich, in seine Heimat Frankreich zurück zu reisen. Dort entdeckt er, das sein Vater seine geliebten und wertvollen Bücher verkauft hat. Im Keller des Landhauses entdeckt er, das sein Vater sich mit Dürer und da Vinci beschäftigt hat. Weiterhin befindet sich eine seltsame archaisch anmutende Maschine im Keller. Als er das Haus verlassen will, wird er von Unbekannten niedergeschlagen, die kurze Zeit später auch das Haus anstecken. Die Journalistin Sophie findet ihn und erläutert ihm, das sie von ihrem Vater beauftragt worden ist, Nachforschungen über eine geheimnisvolle letzte Botschaft Jesus Christi zu tätigen, die in einem Stein verborgen sein soll. Natürlich sind die Beiden nicht die einzigen, die sich plötzlich für diese Botschaft interessieren.

Gleich zu Beginn des Romans versucht Loevenbruck die Leser mit einem Knalleffekt auf die kommenden Ereignisse einzustimmen. Mitglieder einer Söldnertruppe töten eine Gruppe von friedlichen Mönchen in einem abgeschiedenen Kloster. Damien und Sophie werden mehr als dreihundert Seiten benötigen, um einen Zusammenhang zwischen den Forschungen Damiens Vater und dem Überfall herzustellen. Die Leser sind bedeutend schneller. Weiterhin hat der Autor auf die Ich- Perspektive zurückgegriffen, was immer die Spannungskurve beeinträchtigt. Da es keinen Rahmen gibt, weiß der Leser, das zumindest der Ich- Erzähler das Geschehen überleben wird. Mit Damien hat er nicht unbedingt einen sympathischen, aber zu Beginn des Buches selbstkritischen Charakter entwickelt. In der New Yorker Medienszene im Grunde durch das übliche Tief von Alkohol und Drogen gegangen, ist die Suche nach den Forschungen seines Vaters für ihn eine Art Selbstreinigungsprozess. Obwohl er eine Fernsehserie über die sexuellen Gewohnheiten der New Yorker geschrieben hat, ist er ein verklemmter, kleiner Junge im Grunde aus der Provinz. Als er erkennt, das Sophie, in welche er sich natürlich verliebt, auch Frauen liebt, ist er verschüchtert. Im Verlaufe der Handlung gewinnt er natürlich an Persönlichkeit und wird aktiver. Die zwischen dem Leser und Damien herrschende Distanz kann er nicht überwinden und das leicht pathetisch kitschige Ende kann über eine stereotype Charakterisierung dieser Figur nicht hinwegtäuschen. Auch sind die Situationen, in denen er wirklich in Gefahr gerät, zu weit über die Handlung des Buches verstreut. Sophie wirkt deutlich dreidimensionaler und überzeugender charakterisiert. Sie zieht wie ein Magnet insbesondere in der ersten Hälfte des Buches die Sympathien an. Loevenbruck führt noch eine ganze Reihe interessanter Figuren ein, von denen der Leser im Handlungsverlauf allerdings mehr erwartet. Wie auch in „Das Kopernikus- Syndrom“ gibt es keine Figur mit einem doppelten Boden. Sicherlich im Vergleich insbesondere zur amerikanischen Konkurrenz eine nicht kleine Überraschung. Es lohnt sich auch, „Das Jesus Fragment“ zu erst zu lesen, da hier der Leser zum ersten Mal mit der Hackerorganisation „SpHiNx“ in Kontakt kommt- ihr Einsatz ist allerdings in erster Linie auf das Stichwortgeben beschränkt. Erst im folgenden Roman wird die Gruppe deutlich mehr in die Handlung eingreifen und nuancierter dargestellt werden.

Das Loevenbruck kurz vor dem überhasten geschriebenen und nicht gänzlich handlungstechnisch befriedigenden Ende einen echten Knalleffekt einbaut, gehört zu den wenigen wirklich positiven Überraschungen des Buches. Bis zu dieser schockierenden Szene fließt die Handlung in einem zugegeben sehr cineastisch geschriebenen Buch eher gemächlich hin. Von der französischen Landschaft über die besondere Lebensart in Frankreich hin zu einer ordentlichen sowie notwendigen Portion Geschichtsunterricht ist alles vorhanden. Diese Vorgehensweise ist nicht immer effektiv, gibt dem vorliegenden Buch aber einen interessanten Hintergrund. Wie es sich für einen soliden Thriller gehört, mischt der Autor seine grundlegende Idee zu einer Reihe historischer Fakten. Diese sind solide recherchiert und werden auch überzeugend zu einem Ganzen verbunden. Insbesondere die Verbindung zwischen Dürer und Da Vinci, bzw. ihrer berühmten Werke ist faszinierend beschrieben und zieht den Leser unweigerlich in seinen Bann.

Die eigentliche Handlung bewegt sich allerdings sehr mechanisch voran. Neben zwei Überfällen wird die erste Hälfte des Buches dazu benutzt, die Figuren wie bei einem Schachspiel in die entsprechenden Positionen zu schieben und sie ausreichend mit Hintergrundmaterial zu versorgen. Dann folgt die obligatorische Flucht und Verfolgung durch die im vorliegenden Band „Raben“ genannten Handlanger. Natürlich ist es eine Verschwörung bis in die höchsten (Kirchen-)kreise. In Paris selbst erfolgt dann eine sehr umfangreiche Recherche, die nur durch wenige Actionsequenzen unterbrochen wird. Zum Teil verliert sich die Spannung in der Informationsflut und an einigen Stellen hätte der Autor seine Figur deutlicher in Gefahr bringen können und müssen, um das Interesse seiner Leser aufrechtzuerhalten. Die gegen Ende der Geschichte neu eingeführten Charaktere sind zwar solide Helfershelfer, aber hier erwartet der Leser insbesondere in Hinblick auf das enttäuschende und überhastete Ende mehr als der Autor bereit zu geben ist. Nachdem die eigentliche Handlung abgeschlossen worden ist, bleibt nur noch die Bedeutung der Botschaft, um die gekämpft worden ist. Sie sind verblüffend simpel, aber keinesfalls so revolutionär wie dargestellt. Loevenbrucks bemüht sich, durch philosophische Interpretationen diese wenigen Worte mit Gehalt zu füllen, aber wenn man bedenkt, das er an einer Stelle des Buches darauf hingewiesen hat, das es keine Augenzeugenaufzeichnungen während Jesus Leben gegeben hat und erst achtzig Jahre später die Berichte über Jesus Sohn niedergeschrieben worden sind, hat man eine andere, die Welt erschütternde Botschaft erwartet. Viel mehr schlägt der Autor den Bogen zurück zur konservativen Kirche, die mit diesen wenigen Worte ganze Zweige der Wissenschaft aus den Angeln heben könnte. Das außerdem die Botschaft weiterhin in einem Widerspruch zu den ersten rudimentären Funden auf anderen Planeten und Monden unseres Sonnensystems und der Evolutionstheorie steht, wird von Loevenbruck gar nicht erst gestreift.

„Das Jesusfragment“ ist ein durchschnittlicher Verschwörungsthriller, der über weite Strecken von Loevenbrucks Liebeserklärung an alles Französische lebt. Die Figuren sind nur teilweise überzeugend charakterisiert und insbesondere das Ende ist zu abrupt und in Hinblick auf die Behörden teilweise zu naiv. Warum in einer Art Epilog nicht noch einmal versucht wird, diese wichtige Botschaft aus Daniels Händen zu stehlen, ist das Geheimnis Loevenbrucks. Das die Geheimorganisationen nur reorganisiert und nicht aufgelöst worden sind, ist selbst dem Hauptdarsteller klar. Insgesamt ist die versteckte Botschaft den Aufwand nicht wert, da sie unglaubwürdig wirkt und stichhaltige Beweise fehlen. Aber an diesem Manko leiden noch ganz andere, von den Marketingabteilungen gepuschte Verschwörungsthriller, die mechanisch ihre Plots abrollen und am Ende viel Wind um nichts gemacht haben.

Henri Loevenbruck: "Das Jesusfragment"
Roman, Softcover, 427 Seiten
Knaur Verlag 2005

ISBN 9-7834-2662-8376

Weitere Bücher von Henri Loevenbruck:
 - Das Kopernikus Syndrom

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