Spanair-Unglück in Madrid Besorgter Passagier durfte nicht aussteigen
Madrid - Unter die Trauer der Hinterbliebenen mischt sich jetzt Wut. Mehrere Fluggäste der Unglücksmaschine wollten offenbar von Bord gehen, nachdem der Pilot einen ersten Startversuch wegen technischer Probleme abgebrochen hatte und zurück zum Terminal gesteuert war. Doch dies wurde ihnen verweigert, berichten Angehörige von Ruben Santana - eines Passagiers, der aussteigen wollte und dann in der Flammehölle beim zweiten Startversuch ums Leben kam.
Santana schrieb den Angaben zufolge in seiner letzten SMS-Nachricht: "Sie lassen uns nicht raus, alles ist geschlossen." Zuvor hatte er seiner Frau telefonisch von einer Verspätung des Spanair-Fluges wegen technischer Probleme berichtet. Sie drängte ihn zum Aussteigen. Die Passagiere mussten zwischen dem ersten und dem zweiten Startversuch rund zwei Stunden im Flugzeug verbringen, während die Maschine repariert wurde.
Welchen Schaden der Pilot vermutete und was repariert wurde, ist noch umstritten. Nach Angaben von Spanair war die Maschine vor dem Start wegen eines überhitzten Luftschachts unter dem Cockpit zum Gate zurückgekehrt. Diese Panne wurde nach Angaben der Fluggesellschaft behoben. Santana dagegen berichtete nach Angaben seines Sohnes, der Pilot habe wegen eines Schadens im linken Triebwerk nicht abheben wollen - also jenes Triebwerks, das später in Flammen aufging.
Laut der Zeitung "ABC" wurde auch weiteren Passagieren vor dem verhängnisvollen zweiten Startversuch der gewünschte Ausstieg verwehrt. Die Entscheidung darüber trifft in der Regel der Pilot.
Feuerwehrmann rettete drei Kindern das Leben
Es sind Schicksale wie die von Santana, die jetzt Spanien bewegen - oder die Geschichte des Feuerwehrmanns, der die einzigen drei überlebenden Kinder aus der Unglücksmaschine gerettet hat. Francisco Martinez "ist - vielleicht ohne es zu wollen - zum Held des Tages geworden", schreibt die spanische Zeitung "El Mundo".
Vor Journalisten berichtete Francisco Martinez von seinem Einsatz: Als er an der Absturzstelle angekommen sei, habe ihn eine Mutter gebeten, ihre Tochter Maria zuerst zu retten. Die 41-jährige Frau habe den Feuerwehrleuten ihr Kind übergeben.
Sie selbst habe dann das Unglück, bei dem insgesamt 153 Menschen starben, nicht überlebt. "Am Anfang waren dort zu wenige Feuerwehrleute", sagte Martinez.
Der Retter besuchte Maria, die ein gebrochenes Bein hat, in einem Madrider Krankenhaus. "Das Mädchen war vollkommen verwirrt, trotz der Vielzahl an schweren Verletzungen sprach oder beklagte sie sich nicht", sagte er. Auch der Vater des Mädchens ist unter den nur 19 Überlebenden des Unglücks. Ihre ältere Schwester starb.
Martinez rettete auch zwei Jungen das Leben, zog den Sechs- und den Achtjährigen aus den Trümmern der Maschine. Einer der beiden habe ihn anschließend gefragt, ob das Unglück wirklich real sei, sagte Martinez. "Er dachte, es wäre ein Film - und fragte, wo sein Vater sei und wann der Film ende."
Der sechsjährige Junge liegt derzeit mit schweren Kopfverletzungen im Krankenhaus und ist noch bewusstlos. Der Achtjährige hat ein gebrochenes Bein.
jjc/AFP/ddp