Olympia-Ruderin
Drygalla distanziert sich von Neonazi-Szene
Olympia-Ruderin Nadja Drygalla meldet sich in der Affäre um ihre Verbindungen ins rechtsextreme Milieu zu Wort: Sie wolle ihre Karriere fortsetzen, sagte sie - und distanzierte sich von der rechten Szene. Berichte, nach denen sie auf einer Neonazi-Demonstration mitgelaufen sei, wies sie zurück.
Ruderin Drygalla (im Juli): "Ich will meine Karriere fortsetzen"
Foto: JIM YOUNG/ REUTERS
Hamburg - Die wegen Verbindungen ins rechtsextreme Milieu unter Druck geratene Ruderin Nadja Drygalla will ihre Karriere fortsetzen. "Natürlich möchte ich mit dem Sport weitermachen", sagte die 23-Jährige der Nachrichtenagentur dpa in Rostock: "Ich wünsche mir, dass ich meine Pause in Ruhe beginne und dann Anfang September wieder anfangen kann." Nach den Olympischen Sommerspielen solle es weitere Gespräche mit dem Deutschen Ruderverband geben.
Drygalla ist mit Michael Fischer liiert, der im Vorjahr in Rostock als Direktkandidat der rechtsextremen NPD zur Landtagswahl angetreten war. Die Athletin war deshalb nach einem Gespräch mit der Mannschaftsleitung aus dem olympischen Dorf abgereist.
Laut der Ruderin, Mitglied des Frauen-Achters, soll sich Fischer allerdings im Mai von der rechtsradikalen Szene losgesagt haben. Er habe persönlich mit dieser ganzen Sache gebrochen und sich verabschiedet, sagte Drygalla. Sie selbst distanzierte sich von rechtem Gedankengut. "Ich habe keine Verbindung in seinen Freundeskreis und diese Szene gehabt und lehne das absolut ab."
Berichte, wonach sie auf Bildern bei einer Demonstration 2009 in Malchow zu sehen sein soll, wies Drygalla zurück: "Das bin ich nicht, das kann ich ganz klar sagen. Ich empfinde das als unfair und ungerechtfertigt."
NPD-Mitgliedschaft "belastete die Beziehung"
Wegen der politischen Orientierung ihres Freundes habe sie zeitweise auch an eine Trennung gedacht. Die Mitgliedschaft in der NPD habe die Beziehung "sehr stark belastet", sagte die Ruderin. "Ich bin froh, dass ich vor den Olympischen Spielen noch einmal klar gesagt habe, dass es so nicht weiterlaufen kann."
Die 23 Jahre alte Drygalla hatte das olympische Dorf am Freitag nach einem langen Gespräch mit dem Chef de Mission des deutschen Olympia-Teams, Michael Vesper, freiwillig verlassen. "Es war meine Entscheidung", betonte Drygalla nun. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat nach dem Ende der Londoner Spiele weitere Gespräche mit Drygalla angekündigt.
Innenminister verlangt Aufklärung
DRV-Präsident Siegfried Kaidel hatte Drygalla zuvor zu einer öffentlichen Distanzierung von rechtsextremem Gedankengut aufgefordert. In einem Interview auf der Internetseite des Verbands sagte Kaidel, dass weitere Förderanträge ausgesetzt worden seien. Drygalla wollte als Soldatin in die Sportfördergruppe der Bundeswehr eintreten.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich forderte in der Affäre "gründliche Aufklärung". "Extremistisches Gedankengut hat im Sport keinen Platz. Denn Sportler sind auch Vorbilder. Der Sachverhalt muss deshalb umfassend und gründlich geklärt werden", erklärte der auch für den Sport zuständige Minister der "Bild"-Zeitung.