
Der Tag im Nachrichtenticker Chaos, Kampfjets und ein Hoffnungsträger
+++ Obama will "geordneten Übergang"+++
[21.11 Uhr] US-Präsident hat in Telefonaten mit ausländischen Staats- und Regierungschefs Unterstützung für einen "geordneten Übergang" in Ägypten angekündigt, der den Bestrebungen der Ägypter gerecht wird. Das teilt das Weiße Haus mit. Obama sprach demnach mit dem saudischen König Abdullah, dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und dem britische Premierminister David Cameron.
+++ Richter beteiligen sich an Protesten+++
[21.03 Uhr] Ein BBC-Reporter berichtet, dass sich Dutzende Richter unter den Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairo befinden. Einer von ihnen wirft der Polizei Korruption und Zerstörung von belastendem Material vor.
+++ Polizei wieder auf die Straßen beordert+++
[20.33 Uhr] Angesichts von Plünderungen hat die ägyptische Polizei am Sonntagabend laut Berichten des Staatsfernsehens wieder Präsenz in den Straßen gezeigt. Der scheidende Innenminister Habib el Adli habe die Polizeikräfte im ganzen Land angewiesen, wieder für Ruhe zu sorgen. Staatschef Husni Mubarak forderte den designierten Regierungschef Ahmed Schafik auf, die Ordnung im Lande wieder herzustellen. Das habe oberste Priorität, habe Mubarak bei einem anderthalbstündigen Treffen aufgetragen, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Mena. Außerdem habe Mubarak im Beisein seines neuen Stellvertreters Omar Suleiman "mehr politische Reformen" gefordert.
+++ Ausgangssperre wird offenbar ausgeweitet+++
[20.21 Uhr] Das ägyptische Regime plant offenbar, ab Montag die Ausgangssperre bereits um 15 Uhr Ortszeit auszurufen und bis 8 Uhr am folgenden Morgen bestehen zu lassen. Das meldet Reuters unter Berufung auf das staatliche Fernsehen des Landes. Damit würde die Ausgangssperre eine Stunde früher beginnen als bislang.
+++ ElBaradei appelliert an die USA+++
[20.03 Uhr] Mohamed ElBaradei hat die USA aufgefordert, ihre Unterstützung für Präsident Husni Mubarak aufzugeben. Die "lebenserhaltenden Maßnahmen für den Diktator" müssten beendet werden, sagte der Friedensnobelpreisträger im US-Fernsehen. Er drängte die US-Regierung, angesichts der Massenproteste Stellung zu beziehen: "Es wäre besser für Präsident Obama, wenn er nicht als der Letzte dastünde, der Präsident Mubarak sagt: 'Es ist Zeit für dich zu gehen'." Die Regierung in Washington könne nicht vom ägyptischen Volk verlangen zu glauben, dass ausgerechnet ein seit 30 Jahren regierender Diktator die Demokratie einführe. "Das ist eine Farce", sagte ElBaradei dem Sender CBS.
Zuvor war er offenbar mit einem Führungsanspruch vor die Demonstranten getreten. "Ich habe den Auftrag von den politischen Kräften erhalten, eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden", so ElBaradei nach Berichten von Journalisten.
+++ Merkel drängt Mubarak bei Telefonat zu Reformen+++
[19.12 Uhr] Angesichts der anhaltenden Unruhen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel an Präsident Husni Mubarak appelliert, die angekündigten Reformen umzusetzen und auf Gewalt zu verzichten. Sie habe Mubarak bei einem Telefonat am Nachmittag vor allem gemahnt, einen Dialog mit der Bevölkerung zu führen und "auf deren berechtigte Forderungen einzugehen", teilt die Bundesregierung mit.
+++ Proteste in den großen Städten+++
[19.01 Uhr] Berichten des TV-Senders al-Dschasira zufolge setzen sich nicht nur in Kairo Demonstranten über die Ausgangssperre hinweg. Auch in Alexandria und Suez lassen sich demnach Tausende Menschen nicht von der Präsenz des Militärs einschüchtern und bleiben auf der Straße.
+++ Westerwelle warnt vor Stärkung islamistischer Kräfte+++
[18.47 Uhr] Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat angesichts der Gewalt gegen Demonstranten in Ägypten vor einem wachsenden Einfluss von extremistischen und islamistischen Kräften in dem Land gewarnt. Mit Gewalt auf die "Sehnsucht nach Freiheit" der Menschen zu reagieren, sei gefährlich, sagte Westerwelle in der ARD. "Und das könnte dann auch vor allen Dingen den Extremisten und den Islamisten in die Hände spielen."
+++ Polizei soll angeblich auf die Straßen zurückkehren+++
[18.31 Uhr] Die Nachrichtenagentur Reuters meldet, dass die ägyptische Polizei nach Angaben aus Sicherheitskreisen ab Montag wieder ihren normalen Dienst aufnehmen soll. Die Beamten würden den Verkehr leiten, Verbrechen nachgehen und ähnliche Aufgaben erfüllen, hieß es. Ausdrücklich solle die Polizei jedoch nicht gegen Demonstranten eingesetzt werden. Die Regierung hatte angesichts der Massenproteste gegen Präsident Husni Mubarak die Polizisten von ihrem regulären Dienst abgezogen.
ElBaradei spricht zu den Demonstranten
+++ ElBaradei lobt Protestbewegung+++
[18.04 Uhr] Mohamed ElBaradei hat den Demonstranten nach Informationen von SPIEGEL-ONLINE-Reportern vor Ort ein Lob für ihren Mut ausgesprochen. "Ihr seid die Anführer dieser Revolution", sagte der 68-Jährige. "Ich bete für euch." Die aktuelle Regierung um Präsident Husni Mubarak griff er erneut scharf an. "Das alte Regime muss das Land verlassen. Wir beginnen in Ägypten eine neue Ära." Fernsehbilder zeigten ElBaradei mit einem Megaphon auf dem Platz.
+++ ElBaradei spricht zu Demonstranten+++
[17.52 Uhr] Übereinstimmenden Angaben von Reuters und al-Dschasira zufolge hat sich Mohamed ElBaradei im Stadtzentrum von Kairo mit Demonstranten gesprochen. Der Hoffnungsträger der Opposition sagte demnach: "Was wir angefangen haben, kann nicht rückgängig gemacht werden." Die Menge applaudierte. ElBaradei forderte die Menschen auf, Geduld zu haben. "Der Wechsel wird in den nächsten Tagen kommen", sagte er.
+++ Lufthansa setzt Zusatzmaschine ein+++
[17.51 Uhr] Die Lufthansa wird am Montag einen zusätzlichen Flug von Kairo nach Frankfurt anbieten. Parallel zu einem regulären Linienflug werde eine weitere Maschine eingesetzt, sagt ein Sprecher des Unternehmens. Das Auswärtige Amt habe bei der Lufthansa eine entsprechende Anfrage gestellt.
+++ Demonstranten ignorieren Ausgangssperre+++
[17.29 Uhr] Auf Kairos Tahrir-Platz halten sich auch weit nach Beginn der Ausgangssperre etwa 7000 Demonstranten auf, berichten Augenzeugen. An das Regime von Präsident Husni Mubarak gerichtet skandieren sie: "Er geht, wir gehen nicht."
+++ ElBaradei erreicht Tahrir-Platz+++
[17.21 Uhr] Plötzlich taucht Mohamed ElBaradei auf dem zentralen Tahrir-Platz auf. Während des Tages hatte der promintenste Gegner des Mubarak-Regimes den sofortigen Rücktritt des Präsidenten gefordert, nun zeigt er sich vor seinen Anhängern. Begeistert skandieren diese seinen Namen. Mit seinem Erscheinen ignoriert ElBaradei den von den Behörden verhängten Hausarrest.
+++ Muslimbrüder fordern Einheitsregierung +++
[17.19 Uhr] Die Muslimbrüder haben einen Rücktritt von Präsident Husni Mubarak gefordert und die Opposition zur Bildung einer Regierung der Nationalen Einheit aufgerufen. Mit dem Oppositionspolitiker und Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei gebe es bereits Gespräche, sagte der Sprecher der Muslimbrüder, Dschamal Naser, der Nachrichtenagentur dpa.
"Wir sprechen nicht nur mit ElBaradei, sondern auch mit anderen Oppositionskräften", so Naser. Er forderte außerdem ein Ende des seit 30 Jahren geltenden Ausnahmezustandes, die Ablösung der Staats- und Regierungspartei NDP von der Macht und die Untersuchung der Gewalt bei den Unruhen durch ein Komitee. Naser sagte, die Muslimbrüder bemühten sich auch um Gespräche mit der Armee.
+++ ElBaradei will angeblich zu den Demonstranten sprechen +++
[16.57 Uhr] Reuters berichtet unter Berufung auf Oppositionelle, dass Mohamed ElBaradei auf dem Weg zum Tahrir-Platz ist, um sich den Demonstranten anzuschließen und zu ihnen zu sprechen. Auch in etlichen Twitter-Nachrichten wird diese Information weitergetragen, unter Berufung auf unterschiedliche Quellen. Ein User namens HussainQadorra schreibt: "Gib einfach auf, Mubarak, Du hast keine Chance mehr."
+++ Ägyptens Elite verlässt das Land in Privatjets +++
[16.45 Uhr] Bis zum Beginn der Ausgangssperre sind 45 Privatflugzeuge vom Flughafen Kairo gestartet, mit denen Unternehmer, Diplomaten und Künstler sowie ihre Familien das Land verlassen haben, verlautete aus der Flughafenverwaltung. Am Vortag waren 19 private Flüge gestartet. In einem Sonderterminal für nichtkommerzielle Flüge warten noch weitere Gäste. In dem Terminal werden Passagiere abgefertigt, die mit Privatflugzeugen oder kleinen, privat gemieteten Chartermaschine starten.
+++ Demonstranten lassen sich zum Abendgebet nieder +++
[16.34 Uhr] In Kairo hat der Sonnenuntergang begonnen, der Muezzin ruft zum Abendgebet, berichtet SPIEGEL-ONLINE-Reporter Yassin Musharbash. Einer der Anführer der Demonstration fordert die Menge zum gemeinsamen Gebet auf. Einige hundert Demonstranten folgen der Aufforderung und beten gemeinsam. Auf dem Tahrir-Platz ist für einen Moment Ruhe eingekehrt.
+++ ElBaradei fordert sofortigen Rückzug Mubaraks +++
[16.19 Uhr] Der Oppositionelle und Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei fordert im US-Nachrichtensender CNN den umgehenden Rückzug des Präsidenten Husni Mubarak. Dieser müsse noch "heute" sein Amt abgeben, sagte der frühere Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, das sei aus den Protesten klargeworden. Er selbst habe von den Organisatoren der Demonstrationen das Mandat erhalten, mit den Machthabern in Verhandlungen über eine Einheitsregierung zu treten. "Ich hoffe, dass ich bald mit dem Militär in Kontakt komme, wir müssen zusammenarbeiten", sagte er. "Das Militär ist ein Teil Ägyptens."
+++ Krankenwagen mit Blaulicht fahren auf den Tahrir-Platz +++
[16.06 Uhr] Offenbar gibt es auf dem Platz die ersten Verletzten. Immer wieder bahnen sich Krankenwagen mit Blaulicht den Weg durch die tosende Menge. Die Sicherheitskräfte halten sich aber weiter zurück.
Die Demonstranten lassen sich nicht einschüchtern
+++ Auswärtiges Amt warnt Deutsche vor Protesten +++
[15.58 Uhr] Das Auswärtige Amt hat angesicht der sich zuspitzenden Lage eine Warnmeldung an alle Deutschen in Ägypten verschickt, aber auch an Reisende, die dorthin reisen wollen. Das Ministerium hat den Reisehinweis auf seiner Website aktualisiert. Menschenansammlungen und Demonstrationen seien weiträumig zu meiden und die örtliche Medienberichterstattung aufmerksam zu verfolgen. Gegenwärtig seien die Sicherheitskräfte bis auf das Militär nicht präsent, warnt das Außenamt. Zudem verschicke die Botschaft schon am Samstagnachmittag per E-Mail und SMS eine eindringliche Warnung an alle Deutschen, die in Ägypten wohnen. Man stehe bereits mit den Fluggesellschaften in Kontakt, um zusätzliche Kapazitäten für Deutsche zu schaffen, das Land zu verlassen.
Am Flughafen von Kairo warten Hunderte Touristen und bis zu 1500 Ägypter auf Flüge ins Ausland. Bisher fliegen die meisten Maschinen noch, sind allerdings erheblich verspätet. In Diplomatenkreisen wird erwogen, bei einer Zuspitzung der Lage allen Deutschen die Evakuierung aus Ägypten anzubieten.
+++ Kampfjets ziehen vorerst ab, Hubschrauber bleiben +++
[15.32 Uhr] Die Kampfjets sind offenbar abgezogen, zumindest ist seit einigen Minuten das Donnern der Nachbrenner der Maschinen nicht mehr zu hören. Aus der Menge sind mit unverminderter Stärke Sprechchöre zu hören. Über Kairo bricht die Dämmerung herein. Der Hubschrauber ist noch da und zieht immer wieder im Tiefflug über die Demonstranten. Wirkung zeigt die Machtdemonstration des Militärs bisher nicht, wie SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer berichtet. Vielmehr strömen über die Nilbrücken und aus den Straßen, die zum Platz führen, Tausende herbei.
+++ Clinton fordert dringend Reformen in Ägypten ein +++
[15.18 Uhr] US-Außenministerin Hillary Clinton meldet sich zu Wort und fordert erneut freie und faire Wahlen in Ägypten. Dies stimmt mit der offiziellen Position überein, die die US-Regierung schon seit Jahren einnimmt. Washington plane nicht, die Hilfen für Kairo einzustellen, sagte sie nun in einem Interview mit dem Sender ABC. Es müssten aber dringend Reformen angegangen werden.
+++ Militär lässt mehr Panzer auffahren +++
[15.12 Uhr] Die ägyptische Armee hat ihre Präsenz in der Innenstadt massiv erhöht. Rund um den Tahrir-Platz fahren zusätzliche Panzer auf, berichtet SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer. Der Präsidentenpalast ist stark gesichert. Die Demonstranten harren auf dem Platz aus und fordern in Sprechchören weiter den Rücktritt Mubaraks.
+++ Demonstranten lassen sich nicht einschüchtern +++
[15.05 Uhr] Die Ausgangssperre ist offiziell in Kraft, und die Kampfjets fliegen weiter über die Menge. Ein Reporter von al-Dschasira berichtet, die Maschinen reduzierten ihre Höhe bei jedem neuen Anflug. Doch die Demonstranten bleiben in Massen auf dem Tahrir-Platz. Das Staatsfernsehen zeigt während dieser dramatischen Minuten den Chef des Militärs, der in aller Ruhe irgendwo Hände schüttelt.
Panzer, Kampfjets, Hubschrauber - die Lage verschärft sich
+++ Präsidentengarde marschiert in der Hauptstadt auf +++
[14.59 Uhr] Kurz vor Beginn der Ausgangssperre marschiert die gefürchtete Präsidentengarde in Kairo auf, berichtet SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer per Telefon. Unter anderem am Tahrir-Platz, wo der Großteil der Proteste sich abspielt, stehen Gardisten mit Panzern.
+++ Kampfjets donnern im Tiefflug über Kairo +++
[14.49 Uhr] Zwei Kampfjets überfliegen mehrfach die Kairoer Innenstadt und donnern im Tiefflug über die Menschenmenge auf dem Tahrir-Platz, berichtet SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer. Gleichzeitig spekuliert al-Dschasira, in Kürze würden der Verteidigungsminister und der Informationsminister ein öffentliches Statement abgeben.
+++ Opposition stützt angeblich ElBaradei als Vermittler +++
[14.46 Uhr] Nach Angaben eines Sprechers der radikalen Muslimbruderschaft hat sich die Opposition darauf geeinigt, Mohamed ElBaradei als Vermittler in Gesprächen mit der Regierung zu unterstützen. Eine Reaktion des Friedensnobelpreisträgers gibt es bisher nicht.
+++ Hubschrauber kreisen über den Demonstranten +++
[14.27 Uhr] Die Militärpräsenz in Kairo ist massiv. In der Innenstadt sind etliche Panzer postiert, über dem Tahrir-Platz kreist ein Armeehubschrauber. Konfrontationen zwischen Demonstranten und Soldaten gibt es aber nicht.
+++ Washington zieht Botschaftspersonal aus Ägypten ab +++
[14.08 Uhr] Die USA bieten den Mitarbeitern der Botschaft in Kairo an, sie per Flugzeug aus Ägypten bringen zu lassen. Man wolle das diplomatische Gewicht Amerikas dort abbauen. Alle Mitarbeiter, die nicht unbedingt zur Aufrechterhaltung der regulären Arbeit nötig sind, dürfen das Land verlassen.
+++ "Fürchterliches Gedränge" am Flughafen Kairo +++
[13.58 Uhr] Viele Staaten fliege ihre Bürger verstärkt aus Ägypten aus. Bis zum Nachmittag gibt es mehr als zwölf Evakuierungsflüge vor allem nach Jordanien, Katar, Kuwait, Saudi-Arabien und in die Golf-Emirate, teilte die Flughafenverwaltung mit. Ein Augenzeuge berichtete, auf dem Airport Kairo gebe es ein "fürchterliches Gedränge". Es warteten auch viele US-Bürger, Türken und Italiener auf ihren Abflug. Eine Überblick über die Zahl der dort wartenden Deutschen gibt es noch nicht. Vor dem Beginn der Proteste lebten schätzungsweise 5000 bis 7000 deutsche Staatsbürger im Großraum Kairo.
+++ Demonstranten formieren sich in der Kairoer Innenstadt +++
[13.18 Uhr] Tausende Menschen haben sich inzwischen auf dem Platz der Befreiung in der Hauptstadt eingefunden. Aus allen Richtungen strömen Demonstranten in die Innenstadt, wie auf Live-Bildern des Senders al-Dschasira zu sehen ist, der per Internetstream weiter zu empfangen ist. Ausschreitungen sind nicht zu erkennen, die Stimmung wirkt friedlich.
+++ Mubarak trifft Militärführung +++
[12.47 Uhr] Das Staatsfernsehen zeigt Bilder von Staatspräsident Husni Mubarak bei einem Besuch im Hauptquartier des Militärs, das nun für die Sicherheit im Land zuständig ist. Es ist auch zu sehen, wie er mit seinem neuen Vize, Omar Suleiman, und dem Verteidigungsminister Mohammed Hussein Tantawi zusammentrifft. Es wirkt, wie ein inszenierter Auftritt, um Mubaraks Nähe zum Militär zu demonstrieren.
+++ Ägypten schaltet Sendefrequenz für al-Dschasira ab +++
[12.31 Uhr] Nach Angaben von al-Dschasira hat der ägyptische Satellitenbetreiber Nilesat das Signal für den Sender gekappt. Andere Signale stünden aber noch zur Verfügung, so dass das Programm weiterhin gesendet werden kann. Al-Dschasira ist aber nicht mehr überall zu empfangen. Arbeiten dürfen die Mitarbeiter im Kairoer Büro offiziell nicht mehr.
Schwere Schäden im Ägyptischen Museum
+++ Menge auf dem Tahrir-Platz wird größer +++
[12.21 Uhr] Auf dem Platz der Befreiung im Zentrum Kairos versammeln sich immer mehr Menschen. Die Menge ist nach Angaben von al-Dschasira inzwischen auf bis zu 5000 Demonstranten angewachsen.
+++ Anzahl der Todesopfer steigt auf 150 +++
[12.14 Uhr] Bei den Unruhen in Ägypten ist die Zahl der Getöteten am Sonntag nach Angaben arabischer Nachrichtensender auf mindestens 150 gestiegen. Weitere Tote habe es seit der vergangenen Nacht vor allem in mehreren Gefängnissen außerhalb Kairos gegeben, aus denen Häftlinge ausbrachen.
+++ Ex-Museumsdirektorin beschuldigt Wachleute der Plünderung +++
[12.07 Uhr] Die langjährige Direktorin des ägyptischen Museums in Kairo, Wafaa al-Saddik, hat das Wachpersonal und Polizisten für die Plünderungen in der Kunstsammlung während der Unruhen verantwortlich gemacht. "Das waren die Wächter des Museums, unsere eigenen Leute", sagte Saddik dem "Tagesspiegel".
Einige der Polizisten hätten offenbar vorher ihre Jacken ausgezogen, "um nicht als Polizisten erkennbar zu sein". Eine zweite Gruppe der Täter sei von hinten über eine Feuerleiter durch die Dachfenster eingestiegen. Die Zerstörungen seien allesamt im ersten Stockwerk angerichtet worden, wo sich auch der berühmte Schatz des Tutanchamun befindet. "Es sind sehr viele Figuren auf den Boden geworfen und zerstört worden, darunter auch Götterfiguren aus dem Schatz des Tutanchamun", sagte Saddik. Die Plünderer hätten mehrere pharaonische Schmuckstücke gestohlen. Auch zwei Mumien aus der Pharaonenzeit wurden bei einem versuchten Diebstahl schwer beschädigt.
+++ 34 Muslimbrüder aus dem Gefängnis entkommen +++
[11.58 Uhr] Nach Angaben der radikalen Muslimbruderschaft sind 34 Mitglieder der Organisation bei einem Massenausbruch aus einem Gefängnis entkommen. Unter ihnen seien auch sieben Anführer der Bruderschaft.
+++ al-Dschasira protestiert gegen Sendeverbot +++
[11.51 Uhr] Der arabische Sender al-Dschasira muss nach einer Anordnung der ägyptischen Regierung sein Büro in Kairo noch am Sonntag schließen. Der Sender hatte teils rund um die Uhr aus Ägypten berichtet. In einer Erklärung des Senders wurde die Entscheidung der Behörden als "Zensur der Stimme des ägyptischen Volkes" scharf verurteilt. Die Berichterstattung über die Ereignisse in Ägypten würde dennoch fortgesetzt.
+++ Kairoer Börse bleibt auch am Montag geschlossen +++
[11.46 Uhr] Die ägyptische Börse in der Hauptstadt wird auch am Montag nicht geöffnet. Der Handelsplatz ist auch am Sonntag schon geschlossen.
+++ Ägypten schließt Grenze zum Gaza-Streifen +++
[11.37 Uhr] Ägypten hat die Grenze zum Gaza-Streifen bis auf weiteres geschlossen. Repräsentanten der im Gaza-Streifen herrschenden Hamas teilten mit, sie seien offiziell von ägyptischen Sicherheitskräften über eine Schließung des Grenzübergangs Rafah informiert worden. Die Grenze könnte tagelang geschlossen bleiben, hieß es.
+++ Mehrere Flüge von Deutschland aus gestrichen +++
[11.21 Uhr] Zwei Flüge vom Frankfurter Flughafen in die von Unruhen erschütterte ägyptische Hauptstadt Kairo wurden gestrichen. Betroffen sind jeweils ein Flug von Lufthansa und Egypt Air. Auch die Rückflüge fallen entsprechend aus. Ein Sprecher der Lufthansa sagte, ein Flug von München nach Kairo sei am Sonntagmorgen planmäßig gestartet. Die Maschine solle auch wieder im Laufe des Tages zurückkehren. Am Samstag waren beide Lufthansa-Flüge nach Ägypten ausgefallen.
Immer mehr Ausländer wollen Ägypten verlassen
+++ USA bieten Evakuierungsflüge ab Montag an +++
[11.07 Uhr] Amerikaner, die Ägypten verlassen wollen, können das ab Montag tun. Die US-Botschaft in Kairo kündigte an, die Regierung stelle Flüge nach Europa zur Verfügung für "alle, die das Land verlassen wollen".
+++ Armee rückt in Scharm al-Scheich ein +++
[10.59 Uhr] Die ägyptische Armee ist in Teile der Touristenhochburg Scharm al-Scheich am Roten Meer eingerückt. Auch in al-Arisch im Norden der Sinai-Halbinsel hätten Soldaten Stellung bezogen, berichtet dpa unter Berufung auf Augenzeugen und Sicherheitskreise auf dem Sinai. Scharm al-Scheich ist auch bei vielen deutschen Urlaubern beliebt. Die Lage dort ist weiter ruhig.
+++ Israel will Frieden mit Ägypten erhalten +++
[10.57 Uhr] Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will den Frieden mit Ägypten und die "regionale Stabilität und Sicherheit" erhalten. Der Frieden mit Ägypten halte seit mehr als drei Jahrzehnten an, und Israel wolle, dass das so bleibe, sagte Netanjahu vor Beginn der wöchentlichen Kabinettssitzung. Israel verfolge die Lage in Ägypten "mit großer Aufmerksamkeit".
+++ Türkei lässt Staatsbürger in Sicherheit bringen +++
[10.43 Uhr] Nach Angaben einer türkischen Nachrichtenagentur schickt die Regierung in Ankara noch am Sonntag Flugzeuge nach Ägypten. Mit den Maschinen sollen alle türkischen Staatsbürger in Sicherheit gebracht werden.
+++ Börse in Kairo bleibt geschlossen +++
[10.37 Uhr] Die Börse in Kairo bleibt auf Geheiß der Börsenaufsicht geschlossen. Grund sind die anhaltenden Unruhen in der Hauptstadt. In der vergangenen Woche waren die Kurse am ägyptischen Markt stetig gefallen. Am Donnerstag war der Hauptindex um rund 11 Prozent abgestürzt, schließlich wurde der Handel ausgesetzt. Auch an anderen Märkten in der Region zeigen sich Anzeichen für Unruhe: Die Börse in Dubai liegt gegen Mittag 6 Prozent im Minus, die Börse in Abu Dhabi verliert 3 Prozent.
+++ US-Regierung rät Landsleuten zur Ausreise +++
[10.27 Uhr] Der TV-Sender al-Arabija berichtet, die US-Regierung habe alle Landsleute zur Ausreise aus Ägypten aufgerufen. Die Amerikaner sollten das Land so schnell wie möglich verlassen.
+++ Armee nimmt Hunderte Plünderer fest +++
[10.19 Uhr] Die ägyptische Armee hat bei Einsätzen gegen Plünderer bisher 450 Menschen festgenommen. Allein in den Städten Alexandria und Ismailija hätten Soldaten mehr als 250 Kriminelle festgesetzt, berichtete al-Arabija.
+++ China blockiert Suchwort "Ägypten" bei Kurznachrichtendiensten +++
[10.06 Uhr] Die chinesische Regierung hat das Suchwort "Ägypten" in Mikro-Blogging-Diensten blockieren lassen. Die Sperrung betrifft zwei populäre Seiten, Sina.com und Sohu.com, die mit Twitter vergleichbar sind. Der Schritt deutet darauf hin, dass die Unruhen in Ägypten die Führung in Peking beunruhigen.
+++ Regierung verbietet Nachrichtensender al-Dschasira +++
[9.53 Uhr] Die ägyptische Regierung hat den arabischen Fernsehsender al-Dschasira verboten. Wie die amtliche ägyptische Nachrichtenagentur Mena am Sonntag meldete, ordnete der scheidende Informationsminister Anas al-Fekki ein Arbeits- und Empfangsverbot für den Satellitensender an. Der Sender aus Katar hatte bisher umfassend und in stundenlangen Live-Schaltungen über die Proteste gegen die ägyptische Regierung berichtet.
Fekki habe das Verbot "sämtlicher Aktivitäten von al-Dschasira in Ägypten" angeordnet sowie die Lizenzen des Senders für ungültig erklärt. Die Akkreditierungen der Journalisten des Senders seien ab Sonntag ungültig. Wenige Minuten nach dem Bericht über das Verbot konnte al-Dschasira noch senden.
Der Protest erwacht
+++ Militär bewacht das Innenministerium +++
[9.45 Uhr] Der Fernsehsender al-Arabija berichtet, die Armee sei aufmarschiert, um das ägyptische Innenministerium in der Kairoer Innenstadt zu bewachen. Das Ministerium gilt vielen als Symbol des Terrorregimes von Präsident Husni Mubarak und wurde in den vergangenen Tagen mehrfach von Demonstranten attackiert.
+++ Deutsche Botschaft verschärft Sicherheitsvorkehrungen +++
[9.41 Uhr] Nach dpa-Angaben will die deutsche Botschaft, die von innen von eigenen Sicherheitskräften und von außen von ägyptischer Polizei geschützt wird, ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärken. Dazu soll zusätzliches Personal aus Deutschland eingeflogen werden. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin erklärte dazu, darüber werde im Tagesverlauf beraten und entschieden.
+++ Viele Ausländer wollen Ägypten verlassen +++
[9.34 Uhr] Hunderte von Ausländern versuchen, die ägyptische Hauptstadt Kairo zu verlassen. Selbst Familien, die schon seit Jahrzehnten in dem nordafrikanischen Land leben, suchen das Weite, wie dpa-Korrespondenten erfuhren. "Bei uns im Viertel wurde letzte Nacht wieder geschossen, ich habe ein kleines Kind, ich will jetzt hier raus", sagte die Österreicherin Gisela Fritz, die seit 20 Jahren in Ägypten lebt. Sie wollte noch im Tagesverlauf mit ihrem Sohn zum Flughafen fahren. Wie von Deutschen in Kairo am Sonntag zu erfahren war, können Angehörige von Mitarbeitern deutscher Institutionen in Ägypten mit Hilfe der Botschaft Plätze auf Lufthansa-Flugzeugen buchen.
+++ Demonstranten strömen wieder in die Kairoer Innenstadt +++
[9.18 Uhr] Nachdem die Menge der Demonstranten sich über Nacht drastisch reduziert hatte, strömen nun wieder Hunderte Menschen ins Zentrum der Hauptstadt. Inzwischen sind es schon wieder mehr als 1000 Protestierende, die sich auf dem Tahrir-Platz in der Innenstadt versammelt haben.
+++ Tausende Häftlinge fliehen aus Gefängnisse nahe Kairo +++
[7.26 Uhr] Mehrere tausend Häftlinge sind aus zwei Gefängnissen im Großraum Kairo geflohen. Unter ihnen sind auch Schwerverbrecher und islamistische Extremisten. Nach Informationen des lokalen Fernsehens gelang es allein im Gefängnis Abu Saabel, außerhalb Kairos, ungefähr 6000 Gefangenen die Flucht. Ein weiterer Gefangenenausbruch wurde aus dem Zentralgefängnis in der Oasenstadt Fajum südlich von Kairo gemeldet. Dort sollen die Häftlinge einen Polizeigeneral getötet und einen weiteren General verschleppt haben.
+++ Lage in Kairo am Morgen recht ruhig +++
[5.38 Uhr] Am frühen Morgen hat sich die Lage in Kairo leicht entspannt. Wie eine Korrespondentin des arabischen Senders al-Dschasira berichtete, ist es in den Straßen des Stadtzentrums ruhig. Die Zahl der Demonstranten sei vorerst deutlich zurückgegangen.