Was haben Sie gegen politisch aktive Spielzeugfiguren, Frau Weingart?
Judith Weingart, 45, Playmobil-Unternehmenssprecherin, über Parteipolitik mit Plastikpüppchen
Weingart: Auslöser war, dass Playmobil-Produkte auf einem Parteitag mit Aufklebern der Piratenpartei versehen wurden.
SPIEGEL: Was haben Sie gegen politisch aktive Spielzeugfiguren?
Weingart: Das Urheberrechtsgesetz bestimmt, dass man eine Schöpfung nicht verändern darf. Wir sind nur deswegen aktiv geworden, weil Piraten unsere Figuren verändert haben. Das Schreiben war ein Hinweis, keine juristische Abmahnung.
SPIEGEL: Dürfte die CDU eine Playmobil-Figur als Kanzlerin verkleiden?
Weingart: Das hat nichts mit Piratenpartei oder CDU zu tun. Es geht grundsätzlich darum, dass Playmobil als Kinderspielzeug nicht im Zusammenhang mit einzelnen Gruppierungen verwendet werden sollte.
SPIEGEL: Playmobil-Piraten haben es jetzt bis auf die Titelseite des Kinder-Nachrichten-Magazins "Dein SPIEGEL" geschafft. Gefällt Ihnen das nicht?
Weingart: Nicht unbedingt, wir wissen ja nicht, ob das einen Werbeeffekt hat oder ob man damit eher die Anhänger der anderen Parteien verprellt.
SPIEGEL: Sollten die Medien für ihre Beiträge lieber Lego-Figuren nehmen?
Weingart: Wir sind stolz, dass wir so schöne Figuren haben, mit denen man ganz viel erklären kann. Die "Sächsische Zeitung" fragte an, ob sie den Todestag von Karl May mit Playmobil-Indianern illustrieren könne. Wir haben selbstverständlich zugestimmt.
SPIEGEL: Sie hatten auch nichts dagegen, dass Harald Schmidt mit Playmobil-Figuren die Welt erklärte.
Weingart: Die "Harald Schmidt Show" lief zu einer Zeit, da kein Kind mehr vor dem Fernseher sitzen sollte. Deshalb sehen wir das nicht so eng. Außerdem hat Schmidt komplexe Themen ohne explizit politische Äußerungen dargestellt, etwa die griechische Mythologie oder die deutsche Geschichte.
SPIEGEL: Was, wenn die NPD auf die Idee käme, Wahlwerbung mit Playmobil-Figuren zu machen?
Weingart: Wir hatten einen ähnlichen Fall, eine rechtsradikale Jugendorganisation hatte Werbe-Flyer mit Playmobil-Figuren bedruckt. Wie wir es bei jeder anderen Partei getan hätten, haben wir sie gebeten, das zu unterlassen - was sie auch tat. Hätten wir dann festgestellt, dass sie das bewusst wiederholt, wären wir rechtlich dagegen vorgegangen.