Flattr

Soviel lässt sich schon mal feststellen: Schöner wird die Blog-Landschaft dadurch nicht. Erst mussten ganzen blauen Facebook-„Ich mag das“-Buttons ins Layout gequetscht werden. Nun prangt unter, über, neben jedem Text im Netz plötzlich noch ein anderes Dings mit abgerundeten Ecken, diesmal in grün-orange (wobei ich mit meiner Schmuckfarbe grün hier im Blog noch Glück habe).

Flattr ist ein mit viel Sympathie und noch mehr Skepsis begleiteter Versuch, ein einfaches und faires Bezahlsystem für Online-Inhalte zu etablieren. Das Prinzip geht so: Man meldet sich bei Flattr an und legt einen Betrag fest, den man monatlich für Online-Inhalte ausgeben will. Dann klickt man immer dort, wo einem etwas gut gefällt, auf den Flattr-Button. Am Ende des Monats wird die vorher festgelegte Gesamtsumme auf die angeklickten Dinge verteilt. Wer 20 Euro ausgibt und zehnmal etwas geflattrt hat, spendet so je 2 Euro. Bei jemandem, der sich für 10 Euro im Monat entscheidet und hundertmal flattrt, ist jeder Klick auf den Knopf 10 Cent wert.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Es gibt kein lästiges Einloggen oder Kreditkarte heraussuchen, sondern nach der Anmeldung nur jeweils einen einfachen Klick. Der Ausdruck der Wertschätzung wird vom unmittelbaren Bezahlvorgang abgekoppelt. Man kann fröhlich durchs Netz ziehen und nach Herzenslust flattrn, ohne sich darum zu sorgen, sein Budget zu überschreiten.

Völlig offen ist aber die Frage, wie viele Leser überhaupt bereit sind, für Inhalte zu zahlen, für die sie nicht zahlen müssen. Ähnlich wie „Spreeblick“ haben wir bei BILDblog, als wir noch auf Spenden statt auf Werbung als Haupteinnahmequelle gesetzt haben, die Erfahrung gemacht, dass sich die Zahlbereitschaft nach anfänglichem Überschwang sehr schnell legt.

Da man mit Flattr nur Geld verdienen kann, wenn man selbst auch Geld ausgibt, besteht außerdem die Gefahr, dass ein Großteil derjenigen, die bei Flattr mitmachen, selbst Blogger oder Online-Produzenten sind und wir uns das Geld nur gegenseitig hin und herschieben. Ziel ist aber natürlich ein Geldfluss von Lesern oder Nutzern zu den Produzenten.

Trotzdem ist die Idee reizvoll und Flattr einen Versuch wert. Die ersten Erfahrungen, die zum Beispiel die „taz“ und „Spreeblick“ gemacht haben, sind ganz okay. Die niedrigen dreistelligen Beträge, die sie jeweils in rund zwei Wochen gesammelt haben, mögen auf Anhieb mickrig wirken. Aber dafür, dass der Dienst gerade erst gestartet ist und man sogar noch eine Einladung haben oder auf eine warten muss, sind das schon ermutigende Zahlen.

Also: Ab heute bin ich dabei. Ich freue mich, wenn Sie sich bei Flattr anmelden und dann Beiträge, die es Ihnen Wert sind, unterstützen — hier und anderswo. Für eine vielfältige Online-Welt, die nicht hinter Bezahlschranken verschwinden muss, um Qualität zu finanzieren.