
Seit den 1990er-Jahren bekannt für tendenziell einfach gestrickte Songs: Frontmann Hans Peter Geerdes aka H. P. Baxxter von der Dance-Gruppe Scooter.
Manche wussten es schon lange: Pop- und Rockmusik sind über die Jahre lauter geworden, aber nicht origineller. Nun liegt für die Nostalgiker unter den Musikfans ein wissenschaftlicher Beweis vor, denn eine Computeranalyse von fast einer halben Million Liedern aus den Jahren 1955 bis 2010 hat ergeben, dass die Aufnahme-Lautstärke über die Jahre stetig zugenommen hat. Die Vielfalt an Akkorden und Melodien ging hingegen beständig zurück, wie aus der Studie im Online-Wissenschaftsmagazin "Scientific Reports" hervorgeht.
Die Untersuchung unter der Leitung von Joan Serrà vom Nationalen Spanischen Forschungsrat befasste sich nicht nur mit Pop- und Rockmusik, sondern auch mit Hip Hop, Metal und elektronischer Musik. Namentlich wurden bestimmte Songs in der Studie nicht an den Pranger gestellt, sondern es wurden allgemeine Muster der Musik untersucht. "Vieles deutet auf einen bedeutenden Anteil von Schablonenhaftigkeit bei der Entwicklung und Produktion zeitgenössischer westlicher populärer Musik hin", lautete ein Fazit.
Serrà gab angesichts der ernüchternden Ergebnisse seiner Studie gleich noch eine Empfehlung ab, wie ein altes Lied "modern" gemacht werden könnte. Das simple Rezept: Die meistverbreiteten Akkorde nutzen, die Instrumente weiterentwickeln und alles einfach lauter aufnehmen.
Berliner Forscher melden immer vielschichtigere Aufnahmen
Die Schlussfolgerungen der Spanischen Forscher widersprechen allerdings teilweise der Interpretation einer weiteren Musikstudie von Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin (FU). Die Forscher meldeten Anfang Juni, dass die erfolgreichsten Pop-Hits in den vergangenen 50 Jahren immer trauriger und vielschichtiger geworden seien - zumindest, wenn es um Tonart und Tempo geht.
Die Berliner Wissenschaftler hatten dazu allerdings nur das vergleichsweise enge Spektrum von etwa 1000 Popsongs aus den US-Charts der Jahre 1965 bis 2009 unter die Lupe genommen. Ein Ergebnis: Die Anzahl der Hits in melancholischem Moll habe sich bis heute verdoppelt. Dafür würden heutige Popsänger in ihren Songs ein breiteres Gefühlsspektrum abdecken als frühere Interpreten.