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Special: Rezensionsprojekt Winnweiler (2005) > Rezensionen > Kessler, Liz: Emilys Geheimnis |
Liz Kessler:
Emilys Geheimnis. Roman. Liz Kessler, die ehemalige Lehrerin und Journalistin, wollte schon als Kind Schriftstellerin werden. Mit neun Jahren schrieb sie ihr erstes Gedicht. Ihr erstes Kinderbuch "Emilys Geheimnis" entstand aus einem Gedicht über Meerjungfrauen. Seit ihrer Kindheit lebt Emily Windfang mit ihrer Mutter auf einem Boot, obwohl ihre Mutter panische Angst vor Wasser hat. Aus diesem Grund verbot sie Emily bisher schwimmen zulernen. Als Emily in die 7. Klasse kommt, darf sie am Schwimmunterricht teilnehmen. Damit sie endlich schwimmen kann, mischt sie sich unter den Teil der Klasse, der schon Erfahrung im Schwimmen hat. Obwohl Emily das erste Mal im Wasser ist, bewegt sie sich wie ein Meermädchen. Gleichzeitig bemerkt, dass etwas Merkwürdiges mit ihr geschieht. Um dem Geheimnis auf die Spur zukommen, schwimmt sie nachts alleine aufs Meer hinaus. Dabei verwandelt sie sich in eine Meerjungfrau. Bei einem ihrer nächtlichen Ausflüge lernt sie Shona Seidenflosse kennen: Ein Meermädchen, das die Nixenschule in Neptuns Reich besucht. Die beiden freunden sich an und verabreden sich zu weiteren Treffen, wobei Shona Emily ihre Schule und Heimat zeigt. Durch ein Gespräch mit Shona wird Emily an ihren Vater erinnert, der verschwunden ist, als sie ein Baby war. Im Geschichtsunterricht der Nixenschule werden die erfolgreichsten Schiffsuntergänge durch die Sirenenschwestern durchgenommen, deren Aufgabe es ist, Seeleute mit ihrem Gesang so zu betören, sodass deren Schiffe kenterten. Nebenbei erfährt sie, dass Beziehungen zwischen Meermenschen und Menschen zunehmen, die König Neptun nicht toleriert. Bei einem Abenteuer mit Shona entdeckt sie ein gesunkenes Schiff, dass sie an Erzählungen ihrer Mutter erinnert. Ebenfalls findet sie durch ihre Freundin in der Nixenschule heraus, dass ihr Vater eine unerlaubte Ehe mit ihrer Mutter geführt hat, obwohl er ein Seemann ist. Durch diese Erkenntnis lösen sich auf einmal viele Verwirrungen, bis auf die Tatsache, dass sich ihre Mutter an nichts erinnert. Vor Mr. Beestons Haustür, einem Freund ihrer Mutter, findet sie den passenden Schlüssel für einen Aktenschrank in dem versunkenen Schiff. Hier findet sie Informationen über ihre Familie. Das merkwürdige Verhalten Mr. Beestons erklärt sich nun, da er dafür sorgt, dass ihre Mutter sich an nichts mehr erinnert. Als ihre Mutter auf einer Versammlung ist, sieht Emily die einzige Möglichkeit ihren Vater zu finden und fährt mit dem Boot aufs Meer. Sie ist schon fast am Ziel, als ihre Mutter und Mr. Beeston sie einholen. Ihre Mutter beginnt, sie Stück für Stück wieder an ihre Vergangenheit zu erinnern und erkennt Beestons Absichten. Emily macht sich auf den Weg zu ihrem Vater ins Gefängnis, in dessen Zelle sie zufällig stolpert. Nach kurzer Wiedersehensfreude muss sie, mit einer Botschaft für ihre Mutter, zurück schwimmen. Am Boot werden sie und ihre Mutter von Neptuns Gefängniswärtern festgenommen und vor Neptuns Gericht gestellt. Emily versucht sich dadurch zu verteidigen, indem sie auf die Veränderung eines Teils der Menschen verweist und darauf anspielt, dass selbst Kinder aus verbotenen Ehen treue Meermenschen werden können. Sie möchte nichts als mit ihrem Vater zusammenleben. "Ich ließ mich auf meinen Platz fallen und wartete auf mein Urteil." Schon der Beginn des Buches fesselt den Leser durch die direkt Frage der Erzählerin. Ihre Geschichte wird aus der Sicht Emilys erzählt, wodurch Emilys lebhaftes Wesen dargestellt wird. Man bekommt außerdem einen guten Eindruck in ihre Gefühlswelt. So wird schnell klar, dass es für sie ein Problem ist und war, ohne Vater aufzuwachsen. Durch Emilys Faszination am Leben der Meermenschen, das sie im Detail beschreibt, wird die Phantasie des Lesers angeregt und jeder kann sich sein eigenes Bild von der Unterwasserwelt machen. Obwohl das Buch für Kinder geschrieben ist und sich der Stil den Kindern anpasst, ist es auch für Erwachsene lohnenswert, den Roman zu lesen. Das Interessante an der Lektüre ist, dass Liz Kessler besondere Ausdrücke benutzt, um die Sprache der Meermenschen zu charakterisieren. Statt gängiger Ausdrücke wie "cool" werden Ausdrücke wie "zischig" gebraucht. Liz Kessler bringt den Leser unbewusst zum genauen Lesen, in dem sie das Buch so verschachtelt, dass es zum Lesen anregt, aber das Lesen wird dadurch nicht erschwert. Einzelne verschachtelte Phasen dienen auch zu Verzögerung. Dies erscheint jedoch dem Leser nicht langweilig, da in den Verzögerungsabschnitten die Figuren durch ihre Namen charakterisiert werden. Für uns drückt "Emilys Geheimnis" das Recht auf eine zweite Chance im Leben für jeden Menschen aus und somit auch die Gelegenheit ein neues Leben zu beginnen. Obwohl sie glaubt, dass ihr Vater sie verlassen hat, verliert sie nie die Hoffnung auf ein freudiges Wiedersehen mit ihm und auf das Leben in einer glücklichen Familie. Für diesen Traum kämpft sie, bis er für sie wahr wird. Somit vermittelt Emily dem Leser, dass man das erreichen kann, woran man glaubt. In ihrer Verteidigung macht sie nicht nur Neptun klar, dass Menschen sich zum Guten verändern können, sondern auch dem Leser. Somit erkennt sie schon als zwölfjähriges Mädchen, dass man Menschen so akzeptieren und respektieren soll, wie sie sind und gibt diese Tatsache an die Kinder weiter. Abschließend lässt sich sagen, dass dieses Buch für Leser und Leserinnen jeglichen Alters zu empfehlen ist. Kurz gesagt: "Emilys Geheimnis" ist einfach "zischig" – "Aber denk daran, dass muss absolut unter uns bleiben." Antonia Radetz, Liesa Ritzmann © TourLiteratur
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