Meine Freundin versteht die Welt nicht mehr. Oder besser gesagt Google, aber für Internet-Gurus ist das fast dasselbe. Hat sie doch eine super Seite, viel Content, einigermaßen Traffic und doch ist ihre Seite auf einmal verschwunden, unauffindbar unter dem Suchbegriff “Wandern”, unter dem sie bisher immer unter den ersten zehn Links auftauchte, die der Suchmaschinen-Primus ausspuckte. Dass es ein Auf und Up im Ranking gibt, dass man nicht immer an erster Stelle steht, es sei denn der Suchbegriff ist so speziell und man hat draufgezahlt, ist klar. Aber von einem ordentlichen Platz ins Nichts katapultiert zu werden, ist ungewöhnlich. Woran kann es liegen? Hat Google den Logarithmus geändert, hat die Konkurrenz für die Aussortierung gesorgt, ist Googles neueste Anti-SEO-Aktualisierung schuld? Oder anders gefragt, wann rankt eine Seite zu einem Suchbegriff und wann plötzlich nicht mehr?

Google ohne Garantie

Google ohne Garantie

Der Kommunikationsdienstleister für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ddp direct hat zum Thema “SEO PM - die Suchmaschinen-optimierte Pressemitteilung” einen zweiseitigen Leitfaden gestreut. Ich lese mit Erleichterung:

Auch SEO-optimierte Texte sollten für Menschen und nicht für Maschinen geschrieben werden. Somit sind alle journalistischen Grundregeln zu beachten, also z.B. kurze prägnante Sätze. Schreiben Sie den Text individuell (so erzeugen Sie einzigartigen Content) und kopieren Sie ihn nicht einfach von Ihrer Webseite.

Prima, “verständlich, prägnant und individuell”, das gilt für jede Pressemeldung, ja, eigentlich jeden Text. Wenn die Zielgruppe zudem noch breit aufgestellt ist, ist noch ein Gespür für das öffentliche Interesse unabdingbar. Das heißt, so neu ist das alles nicht. Was unterscheidet denn nun SEO von Retro? Zum einen sind da Links, zum anderen die Keywords, Schlüsselwörter, nach denen der Internetnutzer möglicherweise suchen und die er in der Pressemitteilung finden soll. Zwei bis drei Suchbegriffe pro Meldung, die einen Anteil von zwei maximal fünf Prozent am Gesamttext haben, lautet die ddp-o.k. (optimierte Keywort)-Formel. Mehr wäre Spam und damit k.o.  Auch dies sagt einem eigentlich der gesunde Menschenverstand. Weiter verrät der ddp-Leitfaden noch, wie die SEO-PM aufgebaut werden soll: Auf den “Teaser”, folgt der “Body”, abschließend der “Footer”, auf deutsch Anriss, Haupttext, Abspann. Ach, so. Und natürlich alles unter einer knackigen, kurzen Headline:

Statt „Endlich raus in die Berge: Urlaub kann so schön sein“ schreibt man also besser

„Wanderurlaub in Österreich: Diese Touren sind wirklich schön“

Verstehe zwar nicht so recht, wo das kürzer ist, aber konkreter ist schon, werblicher auch. Und vermutlich auch ein Beleg für Tatsache, dass es für ein gutes Google-Ranking keine Garantie gibt. Wie sagte noch Clint Eastwood so treffend: “Wenn Du im Leben eine Garantie haben willst, kaufe einen Toaster” - und eben keine SEO-PM.

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geschrieben von Deike, unter Marketing, Pressearbeit. Am: 23 Juni, 2012 | Artikel kommentieren »

Vor drei, vier Jahren machten sie noch fette Schlagzeilen, die Turbo-Abiturienten, die unter den vielen Husch-Husch-Reformen, der Verdichtung und Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre ächzten und über Wochenstunden von bis zu 50 Stunden klagten. In Hamburg gab es in diesem Schuljahr eines der kürzesten Semester aller Zeiten: es begann am 30. Januar - mit einem Ferientag und endet am 20. Juni. Dazwischen liegen zwei Wochen Märzferien, eine Woche Maiferien und ein Brückentag zwischen Himmelfahrt und Wochenende. Macht genau 61 Schultage, wenn denn nichts ausfallen und verkürzt würde. Wird aber, es gibt die Ganztagskonferenz, den Aktionstag (für einen guten Zweck), das mündliche Abitur (wo alle anderen Schüler ein bis drei Tage frei haben) und manchmal auch noch den Lehrerausflug. Bleiben großzügig gerechnet 57 Schultage. Ein sportliches Pensum, um Grundlagen in 14 Disziplinen zu legen, finde ich. Was macht aber die Schulbehörde: Sie legt die Abgabe der Zeugnisnoten auf den 16. Mai, fünf Wochen vor Schulende. Begründung: alle Kinder sollen die Möglichkeit haben, sich mit Ihrem Zeugnis in anderen Bundesländern zu bewerben! (Wo ja die Ferien nur in Brandenburg und Berlin so früh wie in Hamburg, sonst überall später anfangen.) Und wo man weiß, dass die Zeit nach der Zensurfestlegung oft nicht mehr wirklich produktiv ist.

Alice Anders

Alice Anders

Ich gebe mal ein Beispiel aus dem Schulleben meiner Tochter: Die hat gestern mit ihrem Kurs “Darstellenden Spiel” eine sehr innovative Vorstellung von “Alice im Wunderland” gegeben, ein Projekt im Rahmen der Zusammenarbeit von “Theater und Schule”, kurz TuSCH. “Alice Anders” hieß der bunte Mitmachzirkus, bei dem wirklich alles anders war: Weil der Kurs zu groß war, spielten alle phasenweise Alice gleichzeitig (was nicht einfach zu verstehen war). Außerdem wurde die ganze Schule zum Wunderland erklärt und damit zur Bühne und die Zuschauer mussten mitlaufen. (Dass es im Strömen gießen würde, hatten die Lehrerinnen offenbar nicht eingeplant. Weil das aber der Fall war, landeten einige Szenen buchstäblich in der Pfütze und der Schirm des Nachbarn versperrte die Sicht, sehr schade!) Ich finde “Darstellendes Spiel” super. Die Schüler lernen Verantwortung zu übernehmen, Teamgeist, Disziplin, erwerben Selbstbewusstsein, leben Kreativität aus. Aber ich meine auch, das darf nicht auf Kosten der Grundlagen in den anderen Fächern gehen: Letzte Woche hatte meine Tochter zwei Tage unterrichtsfrei, um sich ganz aufs Theaterspielen konzentrieren zu können. Am Dienstag nach Pfingsten ist sie später in die Schule gegangen, weil sie Pfingstsamstag so lange draußen in der Hitze proben musste. Heute ist sie später in die Schule gegangen, weil sie gestern drei Stunden hintereinander im Regen aufgeführt hat. Pech für den Mathelehrer, der montags und freitags dran ist und hat nun nach Ostern, Pfingsten und der Ganztagskonferenz noch sechs weitere Stunden einbüßen musste. Oder besser gesagt, Pech für die SchauspielerInnen: Für die heißt es nach Tusch kommt Mathe husch, husch, denn der Lehrer wird den Stoff mit der verbliebenen halben Klasse zügig vorangetrieben haben. Warum auch nicht, wann muss schon die Kunst zulasten von Mathe Federn lassen? Obwohl beide Disziplinen gleiche Bedingungen haben: ein verdammt kurzes Schuljahr!

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geschrieben von Deike, unter Allgemeines, Bildung. Am: 1 Juni, 2012 | 1 Kommentar »