Rezensionen 2008

Christian Kössler, Bestialisches Innsbruck. 12 mysteriös, düstere Kurzgeschichten
Innsbruck: pyjamaguerilleros* 2007

Mit Bestialisches Innsbruck von Christian Kössler legt das hiesige Literaturmagazin Cognac & Biskotten die sechste im eigenen nicht-kommerziellen Kleinverlag herausgegebene Publikation vor. Es sind Kalendergeschichten der etwas anderen Art. Jedem Monat ist eine der Kurzgeschichten gewidmet, deren Figuren einem amerikanischen B-Movie entstiegen zu sein scheinen. Innsbrucks Straßen und Plätze werden heimgesucht von Vampiren, Wiedergängern und ähnlichen Nachtgestalten, die nach dem Leben unbedarfter Bürger trachten.
Jeder hier beheimatete Leser wird sich in der genau bezeichneten städtischen Topographie wiederfinden wie auch in den alljährlich sich wiederholenden Ritualen, etwa dem Bergsylvester, dem Krampustreiben oder dem Messe-Auflauf. Vorausgesetzt der Leser ist Insider, hat das durchaus seinen Reiz. Alles hier ist vertraut. Durchbrochen wird das Vertraute – in dem es sich die Wahrnehmung häuslich gemacht hat – durch die Kombination von Spiel mit Authentizität und dem Horror-Genre. Es wird viel gestorben in diesem Buch. Gnadenlos verfährt der Erzähler mit seinen Opfern, der Leser wird zwangsläufig zum Voyeur, der die Figuren jeweils in ihr böses Ende treiben sieht. Dies geschieht nicht ohne satirische Elemente, wenn etwa der Autor einen wiedergängerischen Schriftsteller „späte Rache“ üben lässt an Akteuren des Kultur- und Literaturbetriebs in der Provinz.
Schade nur, dass der Bildervorrat, aus dem der Autor schöpft, nicht der frischeste ist, es nicht gelingt, Erwartungshaltungen zu durchbrechen. So bleibt zu hoffen, dass die Rezensentin nicht Opfer einer 13. Kalendergeschichte wird.

Iris Kathan