Rezensionen 2008

Bertrand Huber, Klassentreffen 2009 
Bozen: Edition Raetia 2009

Texte mit Gebrauchswert

Wie man mit Literatur jugendliche Leser erreichen, über den Weg der Sprache aktuelle und spannende Fragestellungen erörtern kann, zeigt vorliegendes Bändchen von Bertrand Huber, erschienen in der Edition Raetia.  Es ist nicht das erste Jugendstück, das Bertrand Huber, Gymnasiallehrer in Meran, verfasst hat. Dieses Theaterstück antwortet mit einer subtilen thematischen Bezugnahme auf das Andreas-Hofer-Jubiläumsjahr 1809/ 2009. Es ist von der Länge und Aufbau her bestens geeignet, von einer Schulklasse auch tatsächlich gespielt zu werden und es ist didaktisch geeignet, den Begriff des „Heldentums“ kritisch zu hinterfragen, mit Jugendlichen zu diskutieren und im „Auf-die-Bühne-bringen“ das Thema zu vertiefen.
Jede Zeit hat ihre Helden, aber was ist ein Held? Auf diese Frage haben wohl alle Zeiten ihre Antworten gefunden und man möchte fast sagen, es gibt so viele Helden wie Zeiten. Das Spannende dabei ist, dass sich in den Auffassungen darüber, was ein „Held“ ist, immer schon soziale Zugehörigkeit, Zeitgeist, gesellschaftliches Klima usw. gespiegelt hat. Man denke nur an „Heldenpropaganda“ während der Weltkriege oder später an die „Antihelden“ der 50er Jahren alá James Dean.
Helden der Berge, des Sports, der Wissenschaft, des Wirtschaftslebens – es geht meistens darum, etwas zu riskieren, die Grenzen des Menschseins ein wenig zu erweitern, nicht immer zum Besten der Menschheit. Was das Stück „Klassentreffen“ aber thematisiert, ist, dass es für ein gelingendes Leben geradezu notwendig ist, die Schattenseiten eines jeden „Heldentums“ zu erkennen, Vorbilder zu relativieren, um den eigenen Weg nicht zu verfehlen. Die Handlung des Stücks ist einfach: „Eine Maturaklasse trifft sich nach 25 Jahren zum ersten Klassentreffen. Anwesend ist auch der Deutschlehrer. Mit ihm ergibt sich eine Diskussion zum Thema Helden. Auslöser ist die Frage der letzten gemeinsamen Schularbeit vor der Maturaprüfung: Wer ist ein Held? Alle erinnern sich an ihre damaligen Helden, welche vom eigenen Ich bis zu den Eltern, von Mahatma Gandhi über Homo Faber bis Andreas Hofer reichten. Sie besprechen dabei, inwieweit die damaligen Helden tatsächlich die Lebensläufe der Einzelnen beeinflusst haben. Und überhaupt: Können die Helden von damals die Helden von heute sein?“ (Verlag)

Christine Riccabona