Rezension von Thomas Nußbaumer
Benno Simma, poetischer laerm. Man hört diese CD zweimal, dreimal und viermal mit wachsender Begeisterung. poetischer laerm – elf lyrische Texte von Norbert C. Kaser, Sepp Mall, Gerhard Kofler, Kurt Lanthaler, Benno Simma, Anita Pichler und Christoph W. Bauer, vertont von Benno Simma (auch Sänger), Helga Plankensteiner (Saxofone), Michael Lösch (Klavier) und Beppe Pilotto (Bass) – leistet in wohltuender Weise das, was gute Lyrikvertonungen kennzeichnet: Die Musik fördert das tiefere Verständnis der Texte, indem sie in der Melodieführung Verse zu Sinneinheiten zusammenfasst und zugleich ihre in Worten schwer fassbaren Stimmungsgehalte ausdeutet und offen legt. Auch ist die CD als ein Gesamtkunstwerk zu begreifen, in welchem die Anordnung der Nummern musikalisch-textlich-dramaturgisch einen Sinn macht. „Die Musik von Simma, Plankensteiner und Lösch ist Schnee, frisch vom Himmel fallender“, heißt es werbend im Booklet, und das Bild ist gut gewählt. Schnee spielt an zentralen Stellen eine Rolle, zu Beginn der CD in Norbert C. Kasers Text die laerche („gerne waer ich eine laerche / im schnee“), und ferner in der CD-Mitte in Kurt Lanthalers Verolino („Und wieder schneit es bleiern schwer“). Versteht man ‚Schnee’ als etwas Statisches, sich Verfestigendes, so darf man ‚Wasser’ als dessen dynamischen, entgrenzenden, Kontrast begreifen, besonders wenn es gegen Schluss der CD in Christoph W. Bauers VII heißt: „die mobilität des Wassers / müsste man mieten können / als verflüssigtes leben mit / wechselndem Wohnsitz / die gestrandeten dörfer verlassen / und sich rauswälzen aufs meer“. Folgerichtig endet die CD mit dem ‚Kehraus’: „und do fluß der fließt ins meer / und in winto wird er zi schnea / und so geaht des lebm dauernd weita / mit dem ewigen [dreimal] / hin a her“ (Simma, i woaß net). Freilich wird die Kontrastierung von Statik und Entgrenzung auch an anderen Stellen deutlich. So handeln einige Texte sinnlich, berührend und mitunter auch sehr originell von Liebe, und ein Text ist quasi zweisprachig, indem der italienischen Version die deutsche gegenübergestellt wird (Gerhard Kofler, A un amico poeta / An einen Dichterfreund) – wobei ich bei letzterem Beispiel insofern einen deutlichen Südtirol-Bezug erkennen möchte, als dieses Land ja an einer Sprach- und Kulturgrenze liegt und trotz seiner ‚Beharrlichkeit’ im Traditionellen den positiven Keim der kulturellen Grenzüberschreitung in sich trägt. |
