Archivseite für Friedrich Schlegel

Allen Lesern ins Stammbuch (76)

Zur Popularität gelangen deutsche Schriften durch einen großen Namen, oder durch Persönlichkeiten, oder durch gute Be­kannt­schaft, oder durch Anstrengung, oder durch mäßige Un­sitt­lich­keit, oder durch vollendete Unverständlichkeit, oder durch har­mo­ni­sche Plattheit, oder durch vielseitige Langweiligkeit, oder durch beständiges Streben nach dem Unbedingten.

Friedrich Schlegel
Kritische Fragmente

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Aus gegebenem Anlass (II)

Mittelmäßige Autoren, die ein kleines Buch so ankündigen, als ob sie einen großen Riesen wollten sehen lassen, sollten von der literarischen Polizei genötigt werden, ihr Produkt mit dem Motto stempeln zu lassen: This is the greatest elephant in the world, except himself.

Friedrich Schlegel
Kritische Fragmente

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Allen Lesern ins Stammbuch (5)

Der analytische Schriftsteller beobachtet den Leser, wie er ist; danach macht er seinen Kalkül, legt seine Maschinen an, um den gehörigen Effekt auf ihn zu machen. Der synthetische Schriftsteller konstruiert und schafft sich einen Leser, wie er sein soll; er denkt sich denselben nicht ruhend und tot, sondern lebendig und entgegenwirkend. Er läßt das, was er erfunden hat, vor seinen Augen stufenweise werden, oder er lockt ihn es selbst zu erfinden. Er will keine bestimmte Wirkung auf ihn machen, sondern er tritt mit ihm in das heilige Verhältnis der innigsten Symphilosophie oder Sympoesie.

Friedrich Schlegel: Kritische Fragmente

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