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Weber wurde im Jahre 1928 von Ernst Niekisch (1889-1967) für dessen nationalrevolutionären "Widerstandskreis" als Illustrator angeworben. Weber war seit früher Jugend Mitglied im "Wandervogel" gewesen, einer Organisation, die sich vor allem durch Naturverbundenheit und Vaterlandsliebe auszeichnete, und hatte von daher in den 20er Jahren engen Kontakt zu völkisch-national gesinnten Kreisen.
Niekischs "Widerstand" richtete sich vom Standpunkt eines preußischen Nationalismus und revolutionären Sozialismus aus gegen die Westorientierung der Weimarer Republik und die Bedrohung Deutschlands durch den "Versailler Diktatfrieden". Er befürwortete ein Zusammengehen mit Sowjetrußland. In seiner Ideologie war er stark nationalistisch geprägt und damit antidemokratisch, antikapitalistisch und auch rassistisch eingestellt. Der Widerstand Niekischs richtete sich aber nicht nur gegen die "Erfüllungspolitik" der Weimarer Republik, sondern auch gegen Hitler, in dem Niekisch einen persönlichen Rivalen sah, wenngleich es in manchen politischen Zielen durchaus Übereinstimmungen gab.
Weber, der in dem intellektuellen Kreis als Künstler immer ein Außenseiter blieb und sich später unter dem Eindruck stalinistischer Greueltaten von den Ideen Niekischs distanzierte, setzte sich für einen nationalen Weg Deutschlands ein und sah in Hitler eine große Gefahr.
Weber arbeitete für den Berliner "Widerstandsverlag", dessen Signet er entwarf, er übernahm darüber hinaus Illustration und Gestaltung der politischen Zeitschrift "Widerstand" (1928-1934) und der speziell gegen die Nationalsozialisten gerichteten Wochenzeitung "Entscheidung" (1932- 1933), die beide verboten wurden.
"Die Zeichnungen A. Paul Webers entlarven in symbolischer Gestalt ... die innere Verlogenheit des nationalsozialistischen Regimes und die katastrophale Entwicklung der weltpolitischen Situation." (E. Niekisch)
In seiner Kampfschrift "Hitler - ein deutsches Verhängis" wandte sich Niekisch 1932 gezielt gegen Hitler. Weber illustrierte die Schrift mit sechs Federzeichnungen. Sie gehen in ihrer unmittelbaren Anschaulichkeit und gleichnishaften Bildsprache an Eindringlichkeit über Niekischs Text hinaus.
Unter ihnen ist "Das Verhängnis" (im Originaltitel: "Deutsches Verhängnis") am bekanntesten geworden. Es zeigt am deutlichsten die drohende Katastrophe unter dem Zeichen des Hakenkreuzes. "Im Hofbräukeller" zu München hielt Hitler seine berüchtigten Kampfreden: Der Tod selbst bläst der Menge eine Seifenblase mit dem Gesicht Hitlers auf. In dem Blatt "Die feindlichen Brüder" trauert der Deutsche Adler um die Jugend, die sich unter kommunistischer und nationalsozialistischer Flagge bekämpft, statt gemeinsam den Weg einer nationalen Revolution - wie Niekisch sie propagierte - zu gehen.
Weiterhin lieferte Weber Illustrationen für die Zeitschriften "Widerstand" und "Entscheidung": "Staatsstreich muß sein" ("Entscheidung", 1932) zeigt Reichskanzler von Papen, der Hitler den Weg zur Macht ebnete. Er will - symbolisch - den Berliner Reichstag sprengen. Ein anderes Blatt nannte Weber "Wallensteins Tod" ("Entscheidung", 1933): Hitler, den von Papen drängt, geht mit einem Bajonett auf General Schleicher los. An der Wand das Porträt Hindenburgs und Gregor Strassers. Schleicher, letzter Reichskanzler der Weimarer Republik, wurde 1934 von den Nationalsozialisten ermordet - ebenso der NSDAP- Funktionär Strasser, der sich mit Hitler überworfen hatte.
"Maulwürfe schalten sich gleich" (Widerstand, 1933) zeigt Heinrich Brüning, der im Mai 1933 die Führung der Zentrumspartei übernahm, diese aber im Juli unter nationalsozialistischem Druck auflöste, also "gleichschaltete". Der Jesuitenhut weist auf den Katholizismus des Zentrums. "Optimismus ist Feigheit" - ein Wort des Kulturkritikers Oswald Spengler. Den Optimismus der Nazionalsozialisten hielt Niekisch für ein Ausweichen vor der politischen Realität. Das Blatt "... und kommen nach kurzer Pause wieder" zeichnete Weber 1934. Es bezog sich damals auf die 1932 - 1935 tagende, erfolglose Genfer Abrüstungskonferenz, persifliert aber auch die Rundfunkpropaganda Goebbels. Die Vision des Todes, der die Kriegs- trommel schlägt, bleibt eine zeitlose Mahnung.
Die umfangreichen und komplexen Vorgänge um den "Widerstandskreis" können hier nicht adäquat dargestellt werden. Bei Interesse verweisen wir auf die umfassende Weber-Biographie von Helmut Schumacher und Klaus J. Dorsch: "A. Paul Weber - Leben und Werk in Texten und Bildern." (Hamburg, 2003).