Die Grundideen, die einst hinter der Gründung der Internet-Enthüllungsseite Wikileaks stand, waren Transparenz und der demokratische Zugang zu Informationen. Tatsächlich errichtete Wikileaks-Kopf Julian Assange dann aber eine Art Wissens-Monopol: Von den mehr als 251 000 Depeschen amerikanischer Diplomaten, zu denen er Zugang erhielt, hat Wikileaks tatsächlich erst 2497 veröffentlicht (Stand: Mittwochabend). Das heißt: Trotz einiger Publikationen in den vergangenen Monaten ist das Allermeiste aus diesem Bestand noch unbekannt. Die ausgewählten Medien, die mit Wikileaks zusammenarbeiten - darunter die "New York Times" und der "Spiegel" - müssen jede Veröffentlichung mit Assange absprechen. Dieses Informationskartell hat die "Welt" nun gebrochen, mithilfe der norwegischen Zeitung "Aftenposten". Sie hat Zugang zu allen Dokumenten erhalten. Die "Welt" beteiligt sich als deutscher Partner an der Auswertung der Papiere, ebenso wie das "NRC Handelsblad" in den Niederlanden, "Politiken" aus Dänemark und das schwedische "Svenska Dagbladet". Anders als bei Assanges Konsortium müssen diese neuen Veröffentlichungen nicht vorab vom Wikileaks-Chef oder sonst jemandem genehmigt werden. Und: Die "Welt" und ihre Partner verfolgen keine politischen Ziele - anders als Assange, der den Zweck der Aktion so beschrieb: "Sie enthüllt die Widersprüche zwischen der Selbstdarstellung der USA und dem was sie hinter geschlossenen Türen sagt."