Standortfaktoren für Verlagsunternehmen - Ergebnisse einer Umfrage
09-08-2011 15:00
Das »Institut für Kreativwirtschaft« an der Hochschule der Medien
erforscht die ökonomische Bedeutung, die Rahmenbedingungen und die
Erfolgsfaktoren der Kreativwirtschaft sowie deren Wechselwirkungen mit
anderen Industriezweigen. Hierzu werden u. a. empirische Studien
durchgeführt. So wurde im Sommersemester 2011 im Rahmen des Seminars
»Kreativwirtschaft in der Wirtschaftsregion Stuttgart« die
Standortattraktivität der fünf größten Verlagsregionen in Deutschland
bewertet.
Durchführung der Umfrage
Die Befragung wurde über einen Zeitraum von einem Monat (Juni-Juli 2011)
auf Basis eines Fragebogens durchgeführt, der sowohl online als auch in
Papierform ausfüllbar war. Insgesamt konnten 137 gültige Antwortbögen
ausgewertet werden, was einer Beteiligungsquote von 36 % entspricht. Wir
danken allen Teilnehmern für ihre freundliche Unterstützung.
Erhebungsfeld und Teilnehmerstruktur
Die Teilnehmerstruktur umfasst Verlage der fünf größten Verlagsregionen
in Deutschland (Berlin, Hamburg, Stuttgart, München, Frankfurt). Über
zwei Drittel der befragten Verlage sind Buchverlage, rund die Hälfte der
befragten Unternehmen beschäftigte zum Jahresende 2010 unter zehn
Mitarbeiter. Die teilnehmenden Personen sind zu 75 % in leitender
Funktion.
Bei digitalen Verlagsprodukte aktiv
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Abb. 1: Digitale Verlagsprodukte als Geschäftsfeld |
Die Teilnehmer wurden im statistischen Teil auch nach
ihrem aktuellen Engagement im Bereich digitaler Verlagsprodukte befragt.
Ein Viertel der Verlage hat bereits einen etablierten Digitalbereich,
etwa die Hälfte baut diesen Bereich derzeit erst auf (siehe Abb. 1).
Wesentliche Studienergebnisse
Die Studie bewertet zentrale Standortfaktoren aus Sicht der Unternehmen sowie aus Sicht der Mitarbeiter.
Standortfaktoren für Unternehmen
Die Ergebnisse zu den allgemeinen Standortfaktoren zeigen, dass die
Ansiedlung traditioneller Verlage, der Sitz großer Medienkonzerne und
ein dichtes Netz an Content-Lieferanten die wichtigsten Faktoren für das
Standortimage im Verlagssektor darstellen, wenngleich die Aspekte im
Einzelnen regional unterschiedlich bewertet wurden. Der Aspekt der
Ansiedlung von Zukunftsbranchen und -unternehmen wurde von 31 % der
Teilnehmer genannt und verdeutlicht dessen zunehmende Bedeutung
(deutlich höhere Bewertung in Hamburg / München). Rund jeder dritte
Befragte bewertete die regionalen Netzwerke mit strategischen
Kooperationspartnern als gut. Innovationsnetzwerke im Verlagsbereich
hingegen sind in den meisten Verlagsregionen nur rudimentär vorhanden,
ebenso werden die Potenziale der Partnerschaften mit Hochschulen noch
unzureichend ausgeschöpft. Als wichtiges Handlungsfeld der Zukunft wird
in der Versorgung mit Fachkräften gesehen. Bereits heute gaben lediglich
42 % an, ihren Fachkräftebedarf in der Region decken zu können und nur
jeder Dritte war mit dem Spektrum der vorhandenen Aus- und
Weiterbildungsangebote zufrieden.
Standortfaktoren für Mitarbeiter
Die großen Verlagsregionen bieten eine große Vielfalt angebotener
Stellen mit hoher Qualität (46 % insgesamt, 78 % in der Region München)
sowie einen wachsenden Stellenmarkt in den Zukunftsbereichen (46 %). Die
gut qualifizierten Mitarbeiter erwarten jedoch spezifische
Fortbildungsangebote, mit denen erst 36 % der Studienteilnehmer heute
zufrieden sind. Allgemeine Standortfaktoren wie gute
Verkehrsanbindungen, leistungsfähiger Personennahverkehr sowie
vielfältige Kultur- und Freizeitangebote prägen die Lebensqualität der
großen Verlagsregionen am deutlichsten und sind in allen untersuchten
Ballungsgebieten heute gut abgedeckt.
Fazit der Studie
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Abb. 2: Wohlfühlen am Standort |
Die Studie ergab, dass 91 % der Befragten sich an ihrem
Standort wohl fühlen (siehe Abb. 2). Hieraus lässt sich ableiten, dass
die Standorte schon weitgehend dem gewünschten bzw. dem erwarteten
Profil entsprechen.
Aus Sicht der Unternehmen ist der ideale Standort zukünftig nicht mehr
nur durch eine Ansiedlung mehrerer Verlagshäuser bzw. -konzerne geprägt.
Die Vernetzung mit Zukunftsbranchen sowie das Potenzial an
Innovationspartnerschaften mit Unternehmen und Hochschulen gewinnen an
Bedeutung. Auch zeigt sich, dass der so genannte „War-for-Talents“
bereits begonnen hat und dies eine der zentralen zukünftigen
Herausforderungen für die Verlage darstellt. Dies betrifft den Zugang zu
qualifizierten Absolventen und die Fortbildungsangebote als wichtigem
Aspekt zur Mitarbeiterbindung. Sowohl die Anforderungen der Unternehmen
an die Mitarbeiter als auch der Mitarbeiter an die Unternehmen steigen.
Weitere Informationen
Interessenten können weitere Informationen zum Institut sowie zur Studie über folgende Kontakte anfordern:
Prof. Dr. Martin Engstler
Prof. Holger Nohr
Johannes Lämmerhirt, B.Sc.