Das Buch zum Thema:
Der muss haben ein Gewehr: Krieg, Militarismus und patriotische Erziehung in Kindermedien
Leseprobe, Bezugsmöglichkeiten

Kinder und Propaganda
1)

Der Erste Weltkrieg im Kinder- und Jugendbuch

Vorbemerkungen und Begriffsbestimmung

Als Propaganda wird jene Form der Werbung im weiteren Sinn bezeichnet, bei der es nicht darum geht, den Adressaten zu einem wirtschaftlichen Verhalten, das in der Regel in einem als erstrebenswert dargestellten Konsumverhalten besteht, zu verleiten, sondern ihm poltische oder religiöse Überzeugungen zu vermitteln und ihn solcherart zu einem bestimmten sozialen Verhalten zu motivieren.
Der Ausdruck Propaganda ist nach zeitaktuellem Empfinden negativ besetzt und daher bei jenen, die Propaganda betreiben, unbeliebt. Man spricht eher von politischer Überzeugungsarbeit, Wahlwerbung oder, wenn es sich um religiöse Gruppierungen handelt, von Missionierung.
Die Strategien der politischen Propaganda entsprechen weitgehend jenen der wirtschaftlichen Werbung. Auf emotionaler Ebene wird das Werbeziel mit positiven Inhalten besetzt und Abneigung gegen abweichende Ansichten erzeugt. Auf verstandesmäßiger Ebene werden Informationen mit logischen Argumenten verknüpft, welche die mit positiven Inhalten besetzten Verhaltensweisen auch als vernünftig und zweckmäßig erscheinen lassen. Dabei werden die zugrundegelegten Informationen selektiert eingesetzt, bereits von der Präsentation her mit Interpretationen versehen und entsprechen nicht immer einem objektiven Wahrheitsbegriff. Die gängige Methode besteht darin, zentral eine Information einzusetzten, die bei oberflächlicher Betrachtung objektiv nachprüfbar und richtig erscheint, und diese Information mit weiteren informativen Behauptungen zu verknüpfen, die dann gleichfalls in den (oft unverdienten) Genuss der Glaubwürdigkeit kommen.
Sobald es einer erfolgreichen politischen oder religiösen Gruppierung aber gelingt, sich soweit Zugriff auf institutionalisierte staatliche Machtstrukturen zu verschaffen, dass demokratische Kontrollmechanismen ganz oder teilweise unwirksam werden, tritt unweigerlich früher oder später die schweigsame Schwester der geschwätzigen Propaganda, die Zensur auf den Plan. Denn erst durch das Zusammenwirken von Propaganda und Zensur ist die perfekte Meinungsmanipulation und damit der Machterhalt - darum geht es im Kern immer - möglich.

Kriegspropaganda als Werkzeug der gezielten Massenbeeinflussung gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert. Sie hat das Ziel, der Bevölkerung die Notwendigkeit, Frieden, Leben, Gesundheit und Besitz aufs Spiel zu setzen, schmackhaft zu machen. Auf emotionaler Ebene wird dazu Angst vor und Zorn auf den potentiellen Gegner geweckt, patriotische und nationalistische Gefühle werden als gruppendynamisch wirksame Motivation aufgerufen und Heldentum (einschließlich Heldentod) werden als Tugend dargestellt. Auf rationaler Ebene wird mit der im Interesse von Staat und Volk unausweichlichen Notwendigkeit des Waffenganges argumentiert.

Die offizielle Kriegspropaganda Deutschlands und Österreich-Ungarns im ersten Weltkrieg war auffallend zurückhaltend. Man orientierte sich an Art. 22 der Haager Landkriegsordnung von 1907. Demgemäß stellte die oberste deutsche Zensurstelle klar: "....Aufforderungen zu barbarischer Kriegsführung und Vertilgung fremder Völker ist abstoßend...Ähnliche Aufforderungen der feindlichen Hetzpresse sind für ein gleiches Verhalten unsererseits keine Entschuldigung..." ( vgl. die Bilder oben mitte und rechts, die dieser Direktive gerecht wurden). Die Kriegsgegner unterwarfen sich solchen Beschränkungen in ihrer offiziellen Propaganda weniger konsequent (vgl. das Bild oben links)

Neben der zurückhaltenden offiziellen Propaganda gab es aber auch eine private, durchaus kommerziell orientierte Propaganda, die sich die Kriegsbegeisterung und die patriotischen Gefühle weiter Bevölkerungskreise zunutze machte und teilweise überaus aggressiv war (Oben: Postkartenparolen vom Beginn des ersten Weltkrieges). Diese private Kriegspropaganda machte auch vor Kindern nicht halt.

Ebenso wie in der traditonellen Produktwerbung finden wir drei Anwendungsfelder für das Thema "Kinder" in der Kriegspropaganda.

  • Kinder als Motiv der Propaganda In der meist grafisch gestalteten Propagandabotschaft dienen Kinder als Stilelement, durch welches eine Art Sympatiewerbung betrieben wird. Beispiele dafür sind Kriegspostkarten aus dem ersten Weltkrieg, die Kinder beim Kriegsspiel oder in Uniformen zeigen.

  • Propagandapostkarten aus dem ersten Weltkrieg:
    Oben links: "Präsentiert das Gewehr"; oben rechts: "Zu dreien vereint, ran an den Feind !" Die drei Kinder tragen die Fahnen der Verbündeten Deutschland, Österreich-Ungarn und Türkei; unten links: Die drei Verbündeten als Mädchen dargestellt; unten rechts: Die Gegner der Verbündeten stellten diese weniger lieblich dar, wobei es natürlich auch auf deutscher Seite ähnliche Postkarten gab.

  • Kinder als Vermittler der Propaganda: Dabei geht es darum, durch kindergerechte Produkte eine Propagandabotschaft an die Erwachsenen zu vermitteln. Es handelt sich um einen ähnlichen Mechanismus, wie jenen, der in der Produktwerbung unter dem Schlagwort 'Kinder als Kaufmotivatoren' beschrieben wird. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass im Umweg über das Kind nicht für ein bestimmtes Produkt, sondern für eine bestimmte Ideologie geworben wird. Beispiele dafür sind die Kriegsbilderbücher des ersten Weltkrieges. Bei Kriegsbilderbüchern, die sich an kleine Kinder richten, wird deren propagandistische Beeinflussung wohl sekundär sein. Ziel ist es vielmehr, mit der transportierten Botschaft die Erwachsenen zu erreichen, die diese Bücher kaufen, ihren Kindern vorlesen und erklären und sich dadurch letztlich zur Notwendigkeit des Krieges bekennen.

  • Ältere Kinder als unmittelbare Zielgruppe der Propaganda: Ältere Kinder werden durch die Propaganda direkt angesprochen und darauf vorbereitet, selbst aktiv zum Erreichen der Kriegsziele beizutragen. Beispiele dafür finden wir gleichfalls in der Jugendliteratur des ersten Weltkrieges

  • Die Situation vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges

    Kriegsverherrlichende Jugendbücher waren schon vor dem ersten Weltkrieg Bestandteil der patriotischen Jugendliteratur gewesen, wobei der Zugang zu diesem Thema in Deutschland und Österreich etwas unterschiedlich war.

    Deutschland hatte sich nach Gründung des zweiten deutschen Kaiserreiches zu einem zentral regierten Nationalstaat entwickelt, der auf dem besten Weg war, sich als Großmacht zu etablieren. Diese Entwicklung wurde von den anderen europäischen Mächten nicht ohne Sorge beobachtet, zumal die deutsche Aussenpolitik unter Willhelm II nicht nur selbstbewußt, sondern geradezu konfliktbereit war.
    Deutschland (zu der Zeit noch Preußen mit seinen Verbündeten) hatte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts glänzende militärische Erfolge errungen: 1866 den Sieg gegen Österreich, der die Vormachtstellung Preußens im Deutschen Bund sicherte und 1870/71 den Sieg gegen das Frankreich Napoleon III, dem die Gründung des zweiten deutschen Kaiserreiches folgte.
    Dies führte zu der Überzeugung, dass Krieg ein probates Mittel der Politik sei und förderte das Bewusstsein von der eigenen militärischen Stärke und dem Wert des Soldatentums. In diesem Sinn entstanden zahlreiche patriotische Jugendbücher, die oft den Krieg von 1870/71 zum Inhalt hatten.

    Anders war die Situation in Österreich. Der Vielvölkerstaat der Habsburger war ein großes Reich, das aber nicht mehr in der Lage war, auch Großmachtpolitik zu betreiben. Die Regierung in Wien war innenpolitisch viel zu sehr damit beschäftigt, die zahlreichen, nach mehr Selbständigkeit strebenden Völker zusammenzuhalten und teilweise erbittert geführte Auseinandersetzungen zwischen den Nationalitäten auszugleichen. Dieses ständig vom Gespenst des Zerfalls bedrohte Reich wurde überdies von begehrlichen Nachbarn umlagert, die angefangen von Italien über Rumänien bis hin zu Russland nur auf Zeichen der Schwäche warteten um Gebietsansprüche geltend zu machen.
    Unten: Zeitgenössische Propagandapostkarte auf die Annexions Bosniens und der Herzogewina; Wien, Zeichnung: Fritz Schönpflug
    Die von Österreich einseitig vorgenommene und von den europäischen Mächten zunächst nicht anerkannte Annexion Bosniens und der Herzegowina 1908 war als Zeichen aussenpolitischer Stärke gedacht gewesen, die Österreich-Ungarn aber isolierte, aussenpolitsch noch mehr schwächte und die akute Gefahr eines Krieges heraufbeschwor, der erst durch die schützende Intervention Deutschlands, das sich hinter Österreich stellte, noch einmal vermieden werden konnte. Innenpolitsch sahen die Völker des Habsburgerreiches durch die Annexion das fragile Gleichgewicht zwischen den Nationalitäten zugunsten der Slawen verschoben und es kam in Böhmen und Mähren zu gewalttägigen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Tschechen, die den Zusammenhalt des Reiches weiter zerrütteten. Auch hatte das österreichische Kaiserreich in den kaum hundert Jahren seines Bestandes seit den napoeonischen Kriegen trotz vereinzelter Erfolge auf dem Schlachtfeld keinen Krieg mehr geführt, der letztlich zu seinem Vorteil ausgegangen war.
    In dieser Situation verwundert es wenig, dass in der österreichischen patriotischen Jugendliteratur zwar die Treue zum Herrscherhaus als einigendes Band der Völker des Reiches beschworen wurde, kriegerische Erreignisse aber anders als in Deutschland eher nur als historische Reminiszenzen an eine große Vergangenheit dargestellt wurden.

    Oben: Deckel einer Federschachtel für Grundschüler, berittene Artillerie, Deutschland um 1910

    Im zweiten deutschen Kaiserreich hatte sich das Militär zu einem dominierenden gesellschaftlichen Faktor entwickelt. Die oft zitierte Frage: "Haben Sie gedient?" eröffnete einem Mann die Möglichkeit, sich als wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu erkennen zu geben. Die Einbeziehung von Kindern in dieses militaristische Denken spiegelte die gesellschaftlichen Wertvorstellungen wider. Dementsprechend gehörte 'Der kleine Rekrut' zu einem Standardthema von Bilderbüchern und Lesefibeln (Mitte). Unten links: Im Manöver, Ein Soldaten- Bilderbuch für deutsche Knaben, undatiert, vor 1914. Unten rechts: Das deutsche Heer ein Bilderbuch für deutsche Knaben, Verlag von Gustav Weise, Stuttgart, undatiert, vor 1914.

    Wer will unter die Soldaten? Bilder aus dem Soldatenleben für angehende Rekruten; Zeichnungen von Felix Schmidt mit Versen von A. Steinkamp und Erzählungen von H. Weinert; Verlag und Erscheinungsjahr nicht ersichtlich, vmtl. um 1900 (Bilder oben und unten links)
    ...noch fünfzehn Jahr und mehr, / Dann trittst als wirklicher Rekrut / Du in des Kaisers Heer / Und wirst ein tüchtiger Soldat, / Der seinen Dienst versteht / Und jedem Feinde, der sich naht, / Mit Mut entgegen geht.
    In einer programmatischen und einem durchgängigen Erziehungsprinzip entsprechenden Weise wird schon im Kinderzimmer den Buben nahegebracht, was von ihnen erwartet wird: Als brave, tapfere Soldeten in des Kaisers Heer zu dienen.
    Das Bild rechts zeigt ein Sammelbildchen (Vorder- und Rückseite) aus einer Schokoladepackung, das sich auf die Erstürmung der Spilcher Höhe im Deutsch - Französischen Krieg 1871 bezieht. Der Soldat, der den fliehenden Feinden hinterherfeuert, ist als kleiner Bub dargestellt.

    In der Zeit von etwa 1880 bis 1914, also in Friedenszeiten, waren Soldatenbilderbücher, in denen verbunden mit einer deutlich spürbaren Kriegsbereitschaft der Eintritt in das Heer des Kaisers für Knaben als selbstverständliches und erstrebenswerte Ziel propagiert wurde, ein fester Bestandteil der Kinderbuchszene.
    Oben: Soldaten-Buch, 16 Seiten, ohne Verlag, vmtl. um 1900
    ."Guten Morgen, Herr Offizier, / Hier sind wir alle vier / Als gute, brave Soldaten / Und wackere Kameraden." Unten: Das Soldatenbuch, 16 Seiten, ohne Verlag, vmtl. um 1910 (oben im Bild: Frühes Modell einer österreichischen Selbstfahrlafette mit Halbpanzerung neben Kavallerie).

    Die Bilder in den ersten beiden Reihen oben stammen aus dem Soldatenbilderbuch Die Wacht am Rhein, Scholz, Künstlerbilderbücher No 74, 1910, Illustrationen: Angelo Jank
    Oben links: Zehn Jahre deutsche Not, Vaterländische Bilderbücher, Mainz, Scholz, 1912. Eine Rückbesinnung auf die napoleonischen Kriege. Die Themenwahl dieser beiden, exzellent illustrierten Bücher macht deutlich, dass sich die so augenfällig demonstrierte Wehrhaftigkeit primär gegen Frankreich richtet.
    Oben rechts: Ein Kriegsschiff als Spielzeug (um 1910), ganz im Sinne der neuen, von England als bedrohlich empfundenen Flottenpolitik.

    Man findet nur wenige Beispiele im Kinderbuch jener Zeit, die diese Verherrlichung des Militärs mit kritischer Distanziertheit behandeln. Im Bilderbuch mochte so etwas noch angehen; in der Jugendliteratur herrschte hingegen durchgehend patriotischer Ernst.
    Die Beispiele unten stammen aus dem schönen Gartenlaube-Bilderbuch, das 1903 (?) erstmals erschienen ist und bis 1922 (?) mehrere inhaltlich gleiche und sich nur im Titelbild unterscheidende Auflagen erlebte. Die Zeichnungen zu dem ausschnittsweise wiedergegebenen Zwiegespräch zwischen Hans und Grete stammen übrigens von Arpad Schmidhammer, der später mit seinen Kriegsbilderbüchern traurige Berühmtheit erlangen sollte.
    Auch der soldatische Hühnerhof, auf dem ein Gockelhahn als Offizier herumstolziert, scheint mir recht spöttisch gemeint zu sein (Bild rechts unten, aus einem Bilderbuch vmtl. um 1900).

    Links: Aus großer Zeit – Eine Erzählung für junge Mädchen von Henny Koch, Deutschland,1908: Vor dem Hintergrund des deutsch-französischen Krieges wird in einer nach heutigem Empfinden unglaublich schwülstigen, damals aber zeitgemäßen Sprache als nachahmenswertes Beispiel beschrieben, wie es junge Frauen mit Stolz erfüllt, wenn ihre Verlobten in den Krieg ziehen und wie sie von patriotischen Gefühlen beseelt ihre Kinder zur treuen Vaterlandsliebe erziehen. Dieses Buch ist eine unverhohlene Einstimmung für den nächsten Krieg, von dessen Ausmaßen man sich damals noch keine Vorstellung machte.
    Mitte: Abbildung aus der für den Unterrichtsgebrauch zugelassenen Monatsschrift für die Jugend Mein Österreich!, 1910: Vor hundert Jahren. Die Preußen begrüßen ihre österreichischen Waffenbrüder.
    Rechts: Aus Österreichisches Lesebuch für für die dritte Klasse der Bürgerschule (um 1910) : "Auf ferner, fremder Aue, / Da liegt ein toter Soldat, / Ein ungezählter, vergess'ner, / Wie brav er gekämpft auch hat." Ein trauriger Text zu einem melancholischen Bild; kein Wort von einem ruhmreichen Heldentod.

    Nun soll nicht der Eindruck entstehen, Österreich wäre ganz im Gegensatz zu Deutschland pazifistisch gesinnt gewesen. Es gab auch am österreichischen Hof eine einflussreiche 'Kriegspartei', die sich letztlich durchsetzte. Aber die Ahnung vor dem drohenden Unheil war in der krisengeschüttelten Donaumonarchie wohl deutlicher ausgeprägt als in Deutschland und das fand auch seinen Niederschlag in der Jugendliteratur.

    Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges

    Am 28. Juni 1914, wurden der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Ehefrau in Sarajewo von einem serbischen Nationalisten erschossen. Wohl nicht zu Unrecht vermutete die österreichische Regierung eine zumindest indirekte Beteilgung serbischer Geheimdienstkreise und erklärte, gestärkt durch eine deutsche Bündniszusage am 28. Juli 1914 nach einem unbefriedigend beantworteten Ultimatum Serbien den Krieg.
    Auf österreichischer Seite überwog dabei die Hoffnung, durch einen raschen Sieg in einer begrenzten kriegerischen Auseinandersetzung die Integrität des Reiches stärken zu können, die Befürchtung, der Vielvölkerstaat würde der Zerreißprobe eines Krieges nicht lange standhalten können.
    Als aber Rußland mobil machte, um Serbien zu Hilfe zu eilen, erklärte das deutsche Kaiserreich als Österreichs Bündnispartner Russland den Krieg. Dadurch wurde ein durch das bestehende europäische Bündnissystem begünstigter Flächenbrand ausgelöst, der weltweit mehr als zwei Dutzend Staaten in den Krieg involvierte und über neun Millionen Menschen das Leben kostete.


    Gesammelte Kriegserklärungen zur Erinnerung an den Weltkrieg; Werbebroschüre des Kaufhauses Herzmansky, Wien für seine Kunden, 1915
    "...Zur Erinnerung an den Weltkrieg...", der eben erst begonnen hatte. Der Krieg wurde weitgehend als notwendiges historisches Ereignis akzeptiert und noch die Hoffnung gehegt, er werde bald (siegreich) beendet sein.

    Es wird berichtet, dass zu Beginn des Krieges eine große Kriegbegeisterung herrschte. Das stimmt sicher nur zum Teil. Denn bei solchen Anlässen werden wohl nur die wahrgenommen, die offen und spektakulär ihrer Beigeisterung Ausdruck verleihen und man erinnert sich ihrer in der Geschichtsschreibung. Jene aber, die es an der nötigen patriotischen Begeisterung haben mangeln lassen, und die schweigend und sorgenvoll der Dinge harrten, die da auf sie zukamen, verliert man aus den Augen, so zahlreich sie auch gewesen sein mögen.
    Immerhin waren die Kriegsbegeisterung und die Siegeszuversicht so groß, dass sich in den ersten Mobilmachungswochen in Deutschland weit über eine Million Kriegsfreiwillige meldeten. Überdurchschnittlich repräsentiert waren dabei Schüler und Studenten (ca 15%), die zu Kriegsbeginn auch den höchsten Blutzoll zu leisten hatten (siehe unten: "Kleine Leutnants"), Intellektuelle und Angehörige des Bürgertums. Angehörige der Arbeiterschaft waren hingegen als Freiwillige unterdurchschnittlich vertreten.

    Von Anfang an wurden auch Kinder ganz direkt und in propagandistisch wirksamer Weise in diese Kriegsbegeisterung mit einbezogen. Der Leitartikel der Kinderzeitung Das Blatt der Kinder (Beilage zum Blatt der Hausfrau), Verlag Ullstein, vom 23. August 1914 beginnt mit den Worten: "Viele von euch Knaben haben es vielleicht bedauert, nicht schon so groß zu sein, um in den Krieg ziehen zu können. Und manches Mädchen mag in diesen Tagen die Knaben beneiden, die - einen Säbel umgeschnallt und einen Helm auf dem Kopf, wenigstens Krieg spielen können...."

    Wie bedenkenlos und geradezu unbefangen Kinder in die Kriegspropaganda einbezogen wurden, belegt auch das unten abgebildete, vom roten Kreuz Deutschlands herausgegebene Buch: Des Kindes Kriegsbilderbuch (1915) mit seinen martialischen Schlachtszenen.

    Kleine Leutnants von Frida Schanz, Wigand, Leipzig 1917, Illustrationen von M. Simrock-Michael.
    Bei Schülern der Prima und Sekunda hat es sich um Burschen zwischen 16 und 18 Jahren gehandelt.

    Abbildung oben: Illustration zu einem Artikel 'Die Jugend in Waffen' aus der Kinderzeitung Das Blatt der Kinder (Beilage zum Blatt der Hausfrau), Verlag Ullstein, vom 6. September 1914

    Auf der Welle der zumindest teilweise vorhandenen Kriegsbegeisterung entstand neben der staatlichen Kriegspropaganda, die recht unkoordiniert anlief, eine Art privater Kriegspropaganda mit durchaus kommerziellen Interessen. Dazu gehörten neben den bereits erwähnten Propagandapostkarten auch Kriegsbücher für alle Altergruppen, teilweise auf Groschenheftniveau. Nicht alles was da produziert wurde fand trotz des enthaltenen Hurrapatriotismus die Zustimmung der Obrigkeit.
    Nachdem 1914 im Deutschen Reich der Belagerungszustand verhängt worden war, übernahmen die Stellvertretenden Generalkommandos die vollziehende Gewalt in ihren Armeebezirken. Mit der Berechtigung Verordnungen zu erlassen, fiel ihnen auch (teilweise) die Zensurkompetenz zu und in zahlreichen Fällen wurden - anders als in Österreich - allzu derbe Kriegspostkarten und triviale Kriegsliteratur schlicht und einfach als moralisch anfechtbarer, jugendgefährdender Schund eingestuft und verboten.
    Eine besondere Spielart der Kriegspropaganda stellen die Kriegsbilderbücher dar, die man in dieser Form hauptsächlich im ersten Weltkrieg findet.


    Die Kriegsbilderbücher

    Der Krieg wird als putziges Kinderzimmerspiel dargestellt.
    Oben links: Die fröhlich daherlaufenden Kinder tragen unter dem Titel Heil und Sieg die Fahnen der Verbündeten Österreich-Ungarn, Deutschland, Türkei und Bulgarien (seit 1916 mit den Mittelmächten verbündet). Oben rechts: Das lustige Schiffchen ist mit den Fahnen der Kriegsflotten Deutschlands und Österreichs geschmückt.

    Das wohl bekannteste und in der nachträglichen Beurteilung eines der am meisten kritisierten Kriegsbilderbücher jener Zeit ist Lieb Vaterland magst ruhig sein! von Arpad Schmidhammer. Dieses Bilderbuch versucht in einfachster Form den Kindern - und wohl auch den Erwachsenen, die es ihren Kindern vorlasen - Ursachen und Ziele des Krieges verständlich zu machen: Der Michl (Deutschland) und der Seppl (Österreich) bestellen ganz friedlich ihren Blumengarten. Aber der Nachbarknabe Lausewitsch (Serbien) hört nicht auf, den Seppl zu sekkieren und vertraut darauf, dass ihm sein großer Bruder Nikolaus (Russland) mit dem Prügel zu Hilfe kommt. Es entwickelt sich eine Art Massenkeilerei, an deren Ende die Feinde verdroschen werden und die beiden Knaben wieder friedlich ihr Gärtlein bestellen können.

    Hurra! Ein Kriegs-Bilderbuch von Herbert Rikli, 1915, wird in aktuellen Rezensionen gelegentlich als makaber, pervers, rassistisch und hochmütig beschrieben. In dieser Version müssen sich die Knaben Willi (Deutschland) und Franzl (Österreich) ihrer Feinde erwehren.
    Unsere Feinde, Verlag J. F. Schreiber, 1914, ist ein sogenanntes Verwandlungsbilderbuch, in welchem die Kriegsgegner der Mittelmächte karrikierend dargestellt werden.

    Oben: Bildausschnitte aus Hurra! Ein Kriegsbilderbuch, Herbert Rikli . Unten links: John Bull Nimmersatt, Arpad Schmidhammer, 1916 .
    Schockierend ist die Brutalität, die sich in diesen, immerhin für Kinder bestimmten Szenen wiederspiegelt."Schnell an die Wange das Gewehr,Piff, Paff! Der Russe lebt nicht mehr. Klein Willi aber fröhlich lacht und denkt, das hab' ich schlau gemacht." oder "Nun stopft man dir das Lügenmaul..", was mit einer drastischen Szene illustriert wird.
    Aber auch das kleine Mädchen, das wohlwollend von Englein betrachtet sein Nachtgebet spricht, vergönnt den Feinden nichts Gutes: "...Gib uns Milch und Butterbrot. Doch der Feind im Schützengraben, soll von alledem nichts haben..." Für unser Kriegskind, 1916

    "Hurra die Eisenbahn",
    ein lustiges Bilderbuch von Ludwig Ringler, Worte von Julius Seger, Druck und Verlag von G. Löwensohn, undatiert.


    Bunt mit Fahnen angetan/ Kommt die neue Eisenbahn/ Von der Kaiserstadt Berlin/ Fährt sie nach dem schönen Wien/ Dann an Budapest vorbei/ Zur befreundeten Türkei./ Wo der Zug vorübersaust/ Heller Jubel ihn umbraust.

    Dieses Bilderbuch, das vermutlich 1915/16 erschien, ist insoferne interessant, als es ein wesentliches Kriegsziel Deutschlands reflektiert, das in seiner Komplexität für Kleinkinder kaum verständlich gewesen sein dürfte, aber einmal mehr zeigt, wie sehr man bereit war solche Themen in propagandistisch wirksamer Weise auch in die Kinderzimmer tragen.
    Ab der Jahrhundertwende strebte Deutschland danach, seine Einflusssphäre auf Südosteuropa und die Türkei auszudehnen. Wesentliches Instrument dafür war eine funktionierende Eisenbahnverbindung in diese Regionen.
    Bereits ab 1888 bestand eine durchgehende Bahnverbindung von Paris über Budapest, Zagreb und Sofia bis Konstantinopel, die Orientexpress genannt wurde.
    1903 wurde in einer deutsch - türkischen Kooperation mit dem Bau der Bagdadbahn begonnen, die Konstantinopel mit Bagdad verbinden sollte. Frankreich, Russland und England sahen dadurch ihre Kolonialinteressen in dieser Region gefährdet, weil eine solche Verkehrsverbindung durch ansonst unwegsames Gelände nicht nur den raschen Transport von Gütern, sondern auch von Militärkräften ermöglichen und Deutschland indirekt eine Expansionslinie bis Bagdad öffnen würde.
    In den Balkankriegen von 1912 und 1913 verlor die Türkei allerdings fast ihre gesamten europäischen Besitzungen an Bulgarien, Serbien, Griechenland und Montenegro.
    Dadurch geriet der größte Teil der von Deutschland dominierten Eisenbahnlinie nach Konstantinopel unter die Kontrolle der Balkanstaaten. Verschärft wurde die Situation durch die offene Feindschaft des von Russland protegierten Serbiens gegen die durch Deutschland unterstützte Donaumonarchie wegen der Annexion Bosniens und der Herzogewina. Deutschland sah in dieser Situation seine Interessen in Südosteuropa nachhaltig gefährdet. Denn die Regierungen Bulgariens und Griechenlands waren zwar bereit, die deutschen Rechte an der Eisenbahnlinie nach Konstantinopel anzuerkennen, Serbien lehnte dies jedoch ab.
    Da es Serbien somit in der Hand hatte, die Linie Berlin - Konstinopel - Bagdad zu unterbrechen und offensichtlich dazu auch bereit war, erwog Deutschland bereits ab 1912 mit Hilfe der Donaumomarchie eine militärische Intervention in Serbien, auch auf die Gefahr hin, in einen Krieg mit Russland verwickelt zu werden.
    Diese Option wurde 1914 schlagend, als der österreichische Thronfolger von einem serbischen Nationalisten erschossen wurde und Österreich-Ungarn von Deutschland gedrängt und durch Bündniszusagen gestärkt, an Serbien den Krieg erklärte.
    Im Ersten Weltkrieges konnte tatsächlich vorübergehend eine unter direkter deutscher Kontrolle stehende Bahnverbindung durch das militärisch besetzte Serbien von Berlin nach Konstantinopel geführt werden.

    Vor dem ersten Weltkrieg war Italien mit Deutschland und Österreich-Ungarn im sogenannten Dreibund verbündet, erklärte sich aber bei Ausbruch des Krieges zunächst für neutral und nutzte schließlich die Gelegenheit, um Gebietsansprüche gegenüber der Donaumonarchie geltend zu machen. Im Londoner Vetrag von 1915 ließ sich Italien von den Aliierten erhebliche Gebietsgewinne zum Nachteil Österreichs zusichern und erklärte am 23. Mai 1915 Österreich-Ungarn den Krieg. Den Kriegseintritt Italiens, der von den Mittelmächten als Verrat empfunden wurde, thematisiert Arpad Schidhammer in dem Kriegsbilderbuch Der Räuber Maledetto Katzelmacker.
    Unter "Katzelmacher" (bei Schmidhammer 'Katzelmacker') verstand man nach herkömlicher Auffassung im österreichischen und süddeutschen Raum italienische Wanderhandwerker, die Kochgeräte reparierten (Kesselflicker) und 'Gatzeln'(Löffeln) - daher der Name - herstellten. Seit dem Kriegseintritt Italiens wurde dieser Ausdruck allgemein abschätzig für Italiener gebraucht, mit 'falsch' assoziiert, ist heute aber weitgehend außer Gebrauch gekommen.

    Oben links: Eine Abbildung aus dem Kriegsbilderbuch Wir spielen Weltkrieg, Verlag des Kriegshilfebüros des k.k. Ministeriums des Inneren, Wien, Illustrationen: Ernst Kutzer
    Oben rechts: Propagandapostkarte Wir halten fest und treu zusammen, Wien. Auch hier finden wir wieder die vier Verbündeten als fröhliche, fahnenschwingende Knaben dargestellt.
    Wenngleich sich die in der Zeit des ersten Weltkrieges beispiellose Einbindung von Kindern in die Kriegspropaganda wohl nicht primär an die Kinder selbst richtete, kann davon ausgegangen werden, dass die Kinder indirekt massiv mitbeinflusst wurden und das aktuelle Geschichtsverständnis einer ganzen Generation in einer Weise geprägt wurde, die den Weg für den Nationalsozialismus und damit den zweiten Weltkrieg ebnete.

    Ein geradezu schockierendes Beispiel ist die Propagandapostkarte links, die recht realistisch in fotografischer Widergabe KInder beim Kriegsspiel zeigt. Das Panorama im Hintergrund zeigt Wien.
    Die Propagandapostkarte rechts stammt von Karl Theodor Zelger (Wien), der später einer der meistbeschäftigsten Zeichner für die Kinderzeitungen des Verlages Steinsberg wurde.

    Man kann aus heutiger Sicht nur mehr schwer verstehen, aus welcher Geisteshaltung heraus soviel Brutalität und Verachtung dem Feind gegenüber schon Kindern nahegebracht wurde.
    Diese auch bei der Zivilbevölkerung zu Tage tretende aufgeheizte Aggression macht die an Geschmacklosigkeit kaum mehr zu überbietende Weihnachtskarte links deutlich (Wien, 1914). 'Mit herzlichen Weihnachtsgrüßen' baumeln die erhängten Kriegsgegner an einem Weihnachtszweiglein .

    Aber auch der reale Christbaum wurde mit Kriegsdevotionalien geschmückt. Da gab es beispielsweise (Bild links) Hoheitszeichen, Granaten, Zeppeline oder Soldaten.

    Betrachten wir dieses Bild, das aus dem bereits erwähnten Bilderbuch Heil und Sieg (Marie Flatscher und Ludwig Morgenstern, Verlag J. F. Schreiber, Eßlingen und München), fallen zunächst die hübschen Zeichnungen von putzigen, spielenden Kindern ins Auge.
    Erst bei näherem Hinsehen wird deutlich, worum es sich wirklich handelt. Gefesselt Kriegsgegner, von denen einer weint, werden von den siegreichen Verbündeten abgeführt.
    Man fragt sich, wie solche Bilderbücher entstehen konnten, da doch die recht jungen Kinder, für die sie offenbar bestimmt waren, sicher noch nicht verstanden haben, um was es geht.

    Die Darstellung aktueller Kriegserreignisse in verniedlichender Bilderbuchform stellte damals keinen Tabubruch dar. Sie stand in konsequenter Tradition und Fortsetzung der Vorkriegsbilderbücher, die jahrzehntelang auf diesen Ernstfall vorbereitet hatten.
    Dahinter stand anders als im Vorfeld des zweiten Weltkrieges kein planmäßiges propagandistisches Konzept, sondern es handelte sich um den Ausdruck eines allgemeinen, von militaristischen Traditionen geprägten Gesellschaftsgefühls.
    Die Kriegsbilderbücher des ersten Weltkrieges können daher nicht als isoliertes Phänomen sondern nur im Kontext mit ihrem gesellschaftlichen und medialen Umfeld gesehen werden.
    Vor allem in der auch die Kinderbücher beeinflussenden trivialen Literatur der ersten beiden Kriegsjahre wurde der Krieg als grosses, heroisches Abenteuer dargestellt. Ähnlichkeiten mit gleichartiger Literatur des zweiten Weltkrieges sind natürlich vorhanden, aber man hat den Eindruck, dass die Kriegspropaganda in den Jahren 1914 bis 1916 nicht so sehr von oben gesteuert wurde, sondern sich auf der Welle einer weitverbreiteten Kriegsbegeisterung selbst trug. Denn diese Druckwerke wurden zum überwiegenden Teil von gewinnorientierten Verlagen und nicht von staatlichen Stellen produziert.



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    Die großformatige Zeitschrift "Illustrierte Geschichte des Weltkrieges" (oben links) brachte sozusagen in Echtzeit Berichte von den Kriegsschauschauplätzen, wobei die Publikation als Sammelwerk angelegt war. "Der Verlauf des großen, über unser Vaterland hereingebrochenen Krieges kommt jetzt dem Theile immer näher, welcher die höchste Spannung erweckt..." Mit diesen Worten warb die Zeitschrift um Abonnenten, nicht anders, als wie für eine Abenteuergeschichte.
    Tatsächlich wurde der Krieg auch in zahlreichen Romanheftserien in Form von Abenteuergeschichten dargestellt, die in direkter Nachfolge der bis vor dem Krieg sehr beliebten und in Heftromanen verbreiteten Wildwest- Erzählungen standen (oben, mitte und rechts). Bereits vor Kriegsbeginn etablierten sich Groschenheft-Serien, die kriegerische Erreignisse als Abenteuer schilderten. Unten drei Beispiele aus der Serie "Hurrah! Soldatenstreiche aus Krieg und Frieden", die zwischen 1907 und 1912 erschien und ab Nr. 83 unter dem Titel "Durch die Welt" weitergeführt wurde.

    Hefte dieser Art wurden nicht nur von Erwachsenen, sondern auch von älteren Kindern und Jugendlichen begeistert gelesen.
    Diese Situation löste eine von progressiven Kreisen der Lehrerschaft getragene Gegenbewegung aus, die jener ähnelt, die wir nach dem zweiten Weltkrieg unter dem Schlagwort Kampf gegen Schmutz und Schund kennengelernt haben.
    Organisatorische Basis war die 1893 gegründete Jugendschriftenwarte, die von ihrem führenden Theoretiker Heinrich Wolgast, geleitet wurde. Wolgast legte seine Gedanken in seinem Hauptwerk Das Elend unserer Jugendliteratur nieder. Er forderte, dass der künstlerische Wert das oberste Bewertungskriterium für Literatur, also auch für die Jugendliteratur sein solle. Die verbreitete Jugendliteratur seiner Zeit stufte er teils als Tendenzliteratur, teils als reine Unterhaltungsliteratur ein und sprach ihr schon deswegen jeden künstlerischen und damit auch jeden erzieherischen Wert ab. In seinem Aufsatz "Das Religiöse und Patriotische in der Jugendschrift" sagte er: '...Was Wunder, dass bei dieser Sachlage eine Jugendliteratur emporwuchert, die unter Missachtung aller künstlerischen Schaffensbedingungen und aller dichterischen Qualitäten die dichterische Form als bloßes Vehikel für Religion, Patriotismus und Moral benutzte.'
    Wolgast wurde wegen dieser Haltung sowohl von nationalen als auch kirchlichen Kreisen heftig angefeindet. Es ging ihm aber primär um das volkserzieherische Anliegen einer künstlerisch wertvollen Jugendliteratur, nicht um eine grundsätzliche Ablehnung der herrschenden gesellschaftlichen Ansichten, einschließlich einer gewissen Kriegsbereitschaft.
    Immerhin ist es seinem Wirken zu verdanken, dass im deutschen Reich auch nach Ausbruch des Krieges etliche Heftromanserien verboten wurden.
    Die sogenannten Kriegsbilderbücher, bzw kriegspropagandistische Bücher für kleinere Kinder blieben davon freilich unberührt.

    Typische Kriegsbilderbücher aus den Jahren 1914 und 1915. Es handelt sich hier um relativ dünne Hefte, die, wie der Aufdruck auf der Rückseite belegt, nicht nur der Kriegspropaganda dienten, sondern auch in Art der Werbekinderzeitungen für das Geschäft warben, in dem sie als kostenlose Zugabe gegeben wurden. Kriegsbilderbücher dieser naiv - enthusiastischen Art verschwanden etwa ab 1916 und machten einer Durchhalteliteratur Platz.

    Auch eines der bekanntesten Kinderbücher, Der Struwwelpeter, musste für die Kriegspropaganda herhalten.
    1914 erschien in London der Struwwelpeter als Swollen-headed William. Kaiser Wilhelm steht in Art des Struwwelpeter mit aufgeschwollenem Kopf da und von seinen Händen tropft Blut. Deutschland reagierte darauf mit einer eigenen, nicht minder deftigen Struwwelpeterversion. 1915 erschien Der Kriegsstruwwelpeter von Karl Ewald Olszewski. Hier wird beispielsweise der serbische Großfürst als Bombenpeter gezeigt , oder die französische Marianne kommt in einem Brand um, den sie selbst gelegt hat.
    Es ist anzunehmen, dass dieses Buch wohl eher für Erwachsene bestimmt war, obwohl es sicher auch den Weg in viele Kinderzimmer gefunden hat.

    Das Pfützenfritzchen, eine Struwwelpeteriade von Dr. Kurt Rackl, 24 Seiten, erschien um 1917 im Pfützenfitzchenverlag. Obwohl das Buch inhaltlich nicht zu den Kriegsbilderbücher gehört, hinterließ auch hier der Krieg seine Spuren. Die Titel der einzelnen Geschichten fallen als Bomben aus deutschen Flugzeugen.
    Auch Max und Moritz wollten in den Krieg ziehen, obwohl sie untauglich waren. Max und Moritz im Felde, Verlag von Otto Schloß um 1915
    Ganz rechts: Ein österreichisches Kriegsbilderbuch 1914; Herausgegeben von Richard Hering im Verlag Leopold Heidrich, Wien, 64 Seiten.

    Natürlich fand der Krieg auch Eingang in die Schulbücher. Links eine Abbildung aus einer Fibel für Leseanfänger, in welcher das Soldatenleben zum Kinderspiel wird (1915).
    Mitte und rechts: Vater ist im Kriege Ein Bilderbuch für Kinder herausgegeben von der Kriegskinderspende deutscher Frauen, gedruckt in der Königl. Hofdruckerei Berlin. Zu dem Bild rechts:" Väter und Söhne ziehen aus, / Geschultert das Gewehr; / Für's deutsche Land, für's deutsche Haus / Kein Weg zu weit und schwer!"

    Die vom Bayrischen Lehrerverein herausgegebene, seit 1875 bestehende Schülerzeitung Jugendlust, die christlich konservativen Werten verpflichtet war, hatte sich zum Ziel gesetzt, 'gute' Literatur zu fördern und verstand sich als Gegengewicht zur trivialen Kinder- und Jugendliteratur.
    Genauso wie später im Zweiten Weltkrieg betrieb diese Zeitschrift massive an Kinder und Jugendliche gerichtete Kriegspropaganda. Die Abbildung links unten zeigt das 'lieblich' gestaltete Titelblatt des Jahrganges 1903/4. Ganz anders das martialische Titelblatt des Jahrganges 1916/17 (unten, mitte).
    Die Jugendlust wendet sich in den Kriegsjahren hauptsächlich an Buben, bietet ein geschickt zusammengestelltes Gemisch an technisch- sachlichen Informationen, abenteuerlichen Geschichten von der Front und stimmt unverhohlen auf den Heldentod am Schlachtfeld ein.

    Die Abbildungen unten stammen aus der Zeitschrift Jugendlust, Jahrgang 1916/17. Diese Zeitschrift war zur Anschaffung für Schülerbibliotheken ministeriell genehmigt.

    Die Jugendlust bringt einen Ton in die kinder- und jugendorientierte Kriegspropaganda, den man sonst in dieser Intensität selten findet. Mit Gedichten, Bildern und Kurzgeschichten wird immer wieder das real stattfindende Verrecken Hunderttausender in den Schützengräben suggestiv und in geradezu morbider Weise verklärt.
    Man soll sich durch die seriöse, gediegene Aufmachung und die religiösen Bezüge nicht täuschen lassen. Nach meiner Einschätzung handelt es sich dabei um eine Form der kinder- und jugendorientierten Kriegspropaganda, die weit perfider ist, als man sie in den meisten Kriegsbilderbüchern mit ihren plakativen Bildern und bisweilen recht derben Versen findet.

    Das Volk steht auf Deutsche Verse und Bilder für deutsche Kinder (1914, Verlag J. A. Steinkamp Duisburg ). Ein ausgesprochenes Propagandabuch, das sich wohl ebenso an die Väter richtete. Unter dem Motto 'die Fahnen warten' werden in comicartigen Bildern Angehörige verschiedener Berufe gezeigt, die zu den Waffen eilen und dem Feind zusetzen.

    Der Weltkrieg 1914 In Bildern und kurzen Texten werden deutsche Kriegserfolge geschildert.zB.: Österreichische Motorbatterien beschießen Namur, Schlacht bei Tannenberg, Zeppelin über Antwerpen (Abbildung rechts), Deutsches U-Boot bringt den russ. Kreuzer Pallada zum Sinken usw (um 1915).

    Oben: Im Feindesland, Bilderbuch, Verlag von Jos. Scholz Mainz, Verse von Adolf Holst, undatiert, um 1915
    Unten: Kriegs Bilderbuch mit Bildern und Versen von P. Wendling, Verlag: J.A. Steinkamp Duisburg, 16 Seiten, um 1916

    Links:
    Die Geschichte vom General Hindenburg, Arpad Schmidhammer, 1915, Scholz Künstler-Bilderbücher

    Links oben: Aus Die Geschichte vom General Hindenburg, Arpad Schmidhammer
    Rechts oben: Weltkriegsbilderbuch, 1916, Bilder: Albert Henselmann, Text: Ludwig Pronold
    Rechts unten: Das Bilderbuch vom Landsturmmann, 1918; ein Teil des Erlöses diente der Unterstützung Kriegsversehrter.
    Rechts: Bunte Kriegsbilderbogen, Berlin 1914
    Unten links: Auf der Leipziger Messe 1915 wurden 'feine Metallspielwaren' angeboten. Unter anderem: Kanonen, Gewehre, Pistolen, Revolver, Torpedoboote, Kriegsschiffe und dgl. mehr.




    Oben Abbildungen von sogenannten Reklamemarken mit Kriegspropaganda (um 1915). Die letzte in der Reihe eignete sich für Todesanzeigen.
    Reklamemarkem hatten das Aussehen und die Größe von Briefmarken, waren aber keine Postwertzeichen. Sie wurden ursprünglich von Firmen als Werbeträger zusätzlich auf Briefe geklebt und dienten oft als sogenannte Verschlussmarken. Im Laufe der Zeit wurden diese Marken immer aufwändiger gestaltet und so wie Briefmarken in Sätzen herausgegeben. Ähnlich wie man es in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg bei den Notgeldscheinen beobachten konnte, wurden Reklamemarken zu begehrten Sammelobjekten, die in eigenen Reklamemarkenalben gesammelt wurden. Bei Kindern war diese Sammeltätigkeit sehr beliebt, weil man an die meisten Marken relativ billig kommen konnte. Diesem Sammeltrend folgend wurden solche Marken schließlich auch entgeltlich abgegeben und dienten dabei der Finanzierung gemeinnütziger Zwecke, wie etwa der offiziellen Kriegsfürsorge, wobei die Werbebotschaft in Form von Kriegspropaganda auftrat.
    Reklamemarken waren in der Zeit zwischen 1900 und 1920 sehr verbreitet, dann wurden sie als Sammelobjekt von den Notgeldscheinen und den Sammelbildern, die besonders in der Zwischenkriegszeit sehr beliebt wurden, verdrängt.

    Als Bilderbücher eigener Art können die Sammelbilderalben angesehen werden. Sammelbilder wurden ab der zweiten Hälfte des 19. Jhdts als Werbemittel eingesetzt. Sie wurden in der Regel Verbrauchsprodukten, die immer wieder angeschafft wurden, wie Kaffee, Margarine, Konserven, Schokolade usw., beigegeben, um eine Produktbindung zu bewirken. Diese Sammelbilder waren oft sehr aufwändig gestaltet und wurden in Sätzen und Serien herausgegeben. Dazu gab es meist spezielle Sammelbilderalben, nicht selten mit recht umfangreichen Textteilen zu den einzelnen Bildern. Die Themen waren vielfältigst und zum Teil auf Kinder zugeschnitten. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts nahm des Sammelbildwesen mit den sogenannten Zigarettenbildern nach einer vorübergehenden Flaute wieder einen neuen Aufschwung. Auch nach dem zweiten Weltkrieg erfreuten sich Sammelbilder größter Beliebtheit. In jüngerer Zeit haben Sammelbilder teilweise ihren Charakter als Werbemittel verloren und sind, wie wir es beispeilsweise von den Trading Cards und ähnlichen Produkten kennen, Selbstzweck geworden.

    Oben zwei der Kriegspropaganda zuzurechnende Sammelbilderalben vom Beginn des ersten Weltkrieges.

    Passend zu den Bilderbüchern mit dramatisch-gefälligen Bildern von deutschen Kriegserfolgen gab es jede Menge Kriegsspiele, angefangen vom Schützengrabenspiel über Soldatenfiguren bis zum unterhaltsamen und belehrenden Weltkriegsspiel.
    Aber auch den Mädchen wurde eine entsprechende Beschäftigung nahegelegt. In dem 'lustigen' Bilderbuch für 'unsere' Jugend Wie uns're kleinen Hausmütterlein im Kriege müssen fleissig sein, Paul Telemann, 1915, werden Mädchen angeleitet, brav zu sein, Handarbeiten zu verrichten und nach dem Vorbild der Kaiserin zur Unterstützung der Soldaten zu spenden. Auch hier richtete sich die Botschaft wohl gleichermaßen an die Mütter.
    Bild links: Die Kinder unseres Kaisers beim Weihnachtsspiel (Holzschnitt, William Pape, 1859 - 1920, Hofmaler)

    Schützengraben-Spiel! Sehr interessant und belehrend. Nebst Unterständen mit Sandsackdeckung und Drahtverhau 20 wirklich schießende Soldaten mit 100 Patronen und 2 wirklich schießende Kanonen mit 50 Patronen. Auch mit mehr Soldaten und Kanonen lieferbar (gegen Aufpreis).

    Links Reklamemarken der Spielzeugfirma Lineol mit denen für Spielzeugsoldaten geworben wurde (um 1915)

    Aus einem Spielwarenkatalog (Leipziger Lehrmittelanstalt) von 1915: Festungen, Kanonen, Unterseeboote usw.


    Der Krieg im Jugendbuch


    Für die männliche Jugend waren Erzählungen aus dem Feld vorgesehen, die in schwülstig überhöhter Form die Heldentaten der deutschen Soldaten priesen, wobei schon bald Durchhalteparolen auftauchten und erkennen lassen, wie angspannt die Lage der Mittelmächte schon kurz nach Kriegsbeginn war und wie wenig man mit einem raschen Kriegsende rechnete.
    Links: Wir halten aus, Wilhelm Momma,1914. Es folgten zwei Fortsetzungen: Waffenbrüder und Wider die halbe Welt.
    Mitte: Der Kampf im Feindesland ,1917 (?). Auffallend ist die brutal - realistische Darstellung eines Bajonetangriffes auf dem Titelbild.
    Rechts: Abbildung aus dem Buch Märchen in Feldgrau von Julie Ermler, vmtl. 1916. In einem für Schülerinnen bestimmten Bändchen werden aus deutscher Sicht die Ursachen des Weltkrieges in parabelhaften Märchenerzählungen dargestellt und erläutert.

    Bereits im zweiten Kriegsjahr war klar, dass der Krieg ungeahnte Ausmaße angenommen hatte, sein Ende nicht abzusehen und der Ausgang höchst ungewiss war. Dementsprechend wurde die Hurra - Stimmung bald von immer dringlich wirkenderen Durchhalteparolen abgelöst.
    Oben: Haltet aus im Sturmgebraus, ein Propagandabilderbuch, wahrscheinlich um 1916

    Das Gedicht links stammt von dem seinerzeit recht bekannten Literaten Max Bewer (1861 - 1921), dessen Werke sich durch Deutschtümelei und Antisemitismus auszeichnen.
    Man steht der fröhlichen Selbstverständlichkeit, mit der einem kaum dem Kindesalter entwachsenen Jugendlichen Heldenmut einschließlich Heldentod nahelegt werden (von einem, der selbst nicht in den Krieg zog) mit einiger Fassungslosigkeit gegenüber.

    Kriegsstunden:

    Die aktuellen Kriegserreignisse waren auch Gegenstand des Schulunterrichts, mit eindeutiger Zielsetzung, wie das Vorwort deutlich macht:

    ...Möge die vaterländische Tagesgeschichte, die hier gelehrt wird, die Schüler zu höchster vaterländischer Begeisterung hinreißen, auf daß sie fähig sind, "zu leben und zu sterben fürs deutsche Vaterland". (1916)

    Nach dem Krieg

    Im Sommer 1918 wurde die Lage für die Mittelmächte immer aussichtloser. Die ausgeblutete und erschöpfte deutsche Armee hatte, trotz der russischen Kapitulation und obwohl sie noch in Frankreich stand, nicht mehr die Kraft für eine entscheidende Offensive und geriet zunehmend unter den Druck aliierter Truppen, die ständig von frischen amerikanischen Kräften verstärkt wurden. Im September brach die bulgarische Armee zusammen, im Oktober zerbrach die Donaumanarchie und löste sich in Einzelstaaten auf. Österreich unterzeichnete den Waffestillstand am 3.11.1918, wenige Tage später verzichtete der letzte österreichische Kaiser Karl I auf jede Teilnahme an den Regierungsgeschäften und begab sich ins Exil. Am 11.11.1918 unterzeichnete auch Deutschland das Waffenstillstandsabkommen.

    Schon bald nach Kriegsende entstand eine Weltkriegsliteratur, die auch vor dem Kinder- und Jugendbuch nicht halt machte. Obwohl es sich dabei naturgemäß um keine dem ersten Weltkrieg zuzurechnende Kriegspropaganda handelte, sollen einige dieser Bücher hier erwähnt werden, weil sie den ersten Weltkrieg thematisierten und in der nachträglichen Betrachtung im Vorfeld der Kriegspropaganda des Dritten Reiches gesehen werden.


    Kurz nach Kriegsbeginn waren unerwartet starke russische Kräfte auf deutsches Reichsgebiet vorgedrungen, hatten Teile Ostpreußens besetzt und konnten erst nach schweren Kämpfen von deutschen Truppen unter Generalmajor Erich Ludendorff und Generaloberst Paul von Hindenburg zurückgedrängt werden. Diese Erreignisse, durch die der Krieg überraschend und schnell ins eigene Land kam und viele Menschen in Ostpreußen zur Flucht gezwungen wurden, waren für die deutsche Bevölkerung schockierend und fanden später Niederschlag in zahlreichen Büchern.
    Wir deutschen Jungen, Erzählung aus Ostpreußens schwerer Zeit; 1934; Generalfeldmarschall von Hindenburg gewidmet; von Alma Auswald-Heller: Die Abenteuer eines Jungen mit vorrückenden russischen Truppen 1914 in Ostpreußen während des ersten Weltkrieges. Das Buch wurde 1946 von der Deutschen Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone' verboten.
    Vor demselben geschichtlichen Hintergrund spielt Flüchtlingskinder von Else Ury.
    Nesthäkchen im Krieg ist der vierte Band der (ursprünglich) 10-bändigen Backfisch-Saga von Else Ury. Das Buch entstand bereits während des Krieges und erschien kurz nach Kriegsende. Für die bisweilen geäußerte Vermutung, es sei noch während des Krieges erschienen, sind mir keine Belegexemplare bekannt. Das Buch spiegelt die ausgeprägt deutsch-patriotische Gesinnung der Autorin während des ersten Weltkrieges wider und wurde nach 1945 als kriegsverrlichend auf die Zensurliste der alliierten Kontrollbehörden gesetzt. Else Ury war wenige Jahre zuvor von den Nationsozialisten im KZ Mathausen ermordet worden.

    Als ob nichts gewesen wäre...
    Nur wenige Jahre nach Kriegsende erscheinen auch wieder militaristische Bilderbücher, so wie wir sie aus der Zeit kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges kennen. Der kleine Kanonier, Ein lustiges Bilderbuch für kleine und große Artilleristen, 1928.
    Wie auch das folgende Beispiel zeigt, wandten sich die Gedanken bewußt oder unbewußt immer mehr der Möglichkeit eines neuen Krieges oder eher einer Wiederaufnahme des eben erst beendeten zu.

    Achtung! Achtung! Fliegeralarm!, Kinderbuch, empfohlen für Knaben ab 10. Unter Hinweis auf die Bombardierung einzelner deutscher Städte im ersten Weltkrieg wird am Beispiel eines fiktiven Luftangriffes auf Nürnberg geschildert, wie durch geeignete Luftschutzmaßnahmen die ärgsten Schäden verhindert werden können. Das Buch, das 1934 erschienen ist, schließt mit den Worten: "Wir Jungen lassen uns den Lebensraum unseres Vaterlandes nicht verdunkeln! Auch von hunderttausend Fliegern nicht." Im Anhang für Luftschutzfragen findet sich der Eintrag: "Brandbomben: Kleinbomben, die mit leicht brennbaren, nur sehr schwer zu löschenden Stoffen gefüllt sind und beim Verbrennen sehr große Hitze entwickeln; Einsatz voraussichtlich im Massenabwurf." Diese fast schon prophetischen Worte sollten 11 Jahre später furchtbare Wirklichkeit werden, ohne dass die propagierten Luftschutzmaßnahmen noch das geringste ausrichten konnten.
    Kurz vor Kriegsende, am 2. Januar 1945, warfen 521 britische Bomber auf das militärisch inzwischen bedeutungslos gewordene Nürnberg 1.825 Tonnen Sprengbomben und 479 Tonnen Brandbomben ab und zerstörten die Stadt völlig.

    Schlussbemerkung

    Es wurden beispielshaft einige und meist heute noch bekannte Kriegskinderbücher aus dem ersten Weltkrieg vorgestellt. Andere gelegentlich auftauchende, unbekannte Bücher vor allem der Gattung 'Kriegsbilderbuch' lassen aber den Schluss zu, dass diese zahlreicher waren, als man vermuten möchte. Eine umfassende und vor allem objektive Dokumentation zu diesem Themenkreis ist mir nicht bekannt.

    Kriegsbilderbücher der beschriebenen Art, insbesondere solche, die sich an kleinere Kinder richten, sind eine singuläre Erscheinung, die auf den ersten Weltkrieg beschränkt ist und nicht einmal in der Propaganda- und Kriegsliteratur des dritten Reiches eine Entsprechung findet.


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