Doron Rabinovici: 8.1. Alt Goa und Panaji

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8.1.

Wohin es keinen der Raver und keine der Hippies zieht. Wohin sich auch die Strandtouristen kaum verirren, die all inclusive buchen, um in ihren Hochburgen zu bleiben. Mitten in Indien stoße ich auf portugiesische Häuser und Kirchen.

Ich fahre nach Velha Goa, nach Alt Goa. Ich bin auf der Suche nach einem Buch. Die katholische Diözese brachte ein Machwerk heraus, in dem gegen israelische Reisende gehetzt wird, als wären die negativen Auswüchse jener, die mit Rucksack nach Goa kommen, um hier Freizügigkeit, Hasch oder Rave zu genießen, nur eine national typische und israelische Eigenart. Das Bändchen meidet auch nicht antisemitische Stereotypen. Studenten des theologischen Seminars, die durchaus Barthes, Jacobson, Kellog oder Bremond zu zitieren wissen, erforschen hier die Sitten der Sabres, und um das zu tun, schreiben sie, sei es notwendig gewesen, sich zu maskieren, den Fremden nachzustellen, grad so, heißt es hier, wie die Katzen den Ratten auflauern. Ach ja, welch eingängiges Bild.

Etwa sechsundzwanzig Prozent der Bevölkerung in Goa sind Katholiken. Portugal in Goa. Das Rom des Ostens. Die Basilica Bom Jesus mit der Leiche vom Heiligen Francis Xavier.

Daneben ein Museum moderner christlicher Kunst. Bilder, die manche Gläubige wohl als Ausdruck der Moderne ansehen mögen. Mich faszinieren eher die Fliesen. Ich glaube beinah, in Lissabon zu sein.

Danach die Kirche des Franziskus von Assisi. Das Äußere erinnert an die Toskana. Das Innere ist voller vergoldeter Holzschnitzereien. Auf dem Boden Grabsteine.

Gleich daneben die Kathedrale Se.

Auf der Suche nach dem Büchlein über die Israelis fahre ich nach Panaji weiter, der Hauptstadt von Goa. Hier suche ich die Kirche der Unbefleckten Empfängnis auf und erkundige mich, wo ich es bekommen könnte.

Dieses bessere Photo finde ich auf dem englischen Wikipedia. Es wurde von Timichal gemacht und als creative commons freigestellt.

Ich werde zum erzbischöflichen Palast weiterempfohlen. Dort soll ich nach dem Buch fragen.

Ich finde auch hier nicht das Buch. Ein freundlicher Priester telefoniert aber für mich herum, um zu erkunden, wo ich den Band erwerben kann. Ja, sagt er mir, das Druckwerk sei nicht unumstritten. Und dann betont er: Er habe daran nicht mitgearbeitet.

Erst im Instituto Nossa Senhora de Piedade verkauft mir eine nette ältere Dame das Büchlein, während sie mir von den Zeiten des Kolonialismus berichtet. Goa, so sagen die einen, sei damals befreit worden. Andere hätten das nicht ganz so empfunden, sagt die Katholikin mit portugiesischem Namen, die im Council for Social Justice and Peace arbeitet, und lächelt dabei.

In dem Buch, das ich mir danach anschaue, finde ich ein Photo, das mir besonders gut gefällt. In Schwarzweiß ist ein ein Banner vor Palmen zu sehen. Darauf steht: “Little Italy Café Pizzeria – Italian Israeli Food” Darunter in der in der Erklärung: “Food caters to Israeli requirements”. Kürzer kann nicht festgehalten werden, wie kulturelle Perzeption funktioniert. Die italienische Pizzeria gilt nicht als fremd. Auch nicht die mexikanischen oder deutschen Lokale. Die spanischen und englischen Buchverkäufe sind kein Problem. Nur die israelischen Spezialitäten und die hebräische Literatur werden von den Autoren hervor gestrichen und scheinen ihnen eine Bedrohung.

Und warum wundert mich das eigentlich nicht einmal?

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One Response to Doron Rabinovici: 8.1. Alt Goa und Panaji
  1. [...] des enfants ; j’avais une petite note à ce sujet dans une récente Revue. Je ne cherche pas. Alt Goa und Panaji ; les photos peuvent suffire, [...]

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