Sabine Scholl: Venedig 8. 2. 2010 | Vampire as Metaphor

| mitSprache unterwegs |

Venedig , 8. 2. 2010

Ausgehend von der Gestalt des jüdischen Reisenden Armin Vambery, der Bram Stoker persönlich gekannt und ihm anscheinend als Fachmann für Transsilvanisches bei der Herstellung seines Dracula-Romans beigestanden hat, stellt Friedrich Kittler die These auf, dass die Vielsprachigkeit und Weitgereistheit dieses Gelehrten sich mit dem Mythos des ewigen Juden verknüpfen ließe. Die Namensähnlichkeit von Vambery und Vampir lässt ihn vermuten, dass damit die Ängste sowohl vor der Unfassbarkeit des jüdischen Weltenwanderers wie des Vampirs, beides Monster, vereint wären. Lustig allerdings, dass der Mann laut Wikipedia als Bamberger oder Wamberger geboren worden war und Vambery eine verfremdete Namensversion.

Er ist eine Lieblingsfigur, die mindestens ebenso einen Roman verdient hätte wie der Weltensammler Trojanows, bewegt sich zwischen den Religionen: Er besucht als Jude eine protestantische, später eine katholische Schule, konvertiert zum Islam, sprach angeblich Deutsch, Ungarisch, Slawisch, Hebräisch, Französisch, Latein, lernt dazu Türkisch, Dänisch, Schwedisch, Spanisch, Russisch, Arabisch und gibt auf diese Weise seine “eigentliche” Identität, was immer das gewesen sein mochte, auf, wird sprachliches und kulturelles Chamäleon.

Und das macht Angst, sowohl ihm selbst als auch den anderen, weil sie nicht mehr wissen können, woran sie mit ihm wirklich sind. Des ständigen Wechselspiels müde, schreibt er in seinen Erinnerungen: “In Mesched werde ich für einen aus Buchara gehalten, und in Buchara für einen aus Mesched und während der Reise für einen Türken, dann für einen Russen, dann für einen Europäer und was sonst noch”.

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