Clemens Berger: Rothblog 7 | New York, 6. Februar 2010

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New York, 6. Februar 2010

Als Kaffeesnob ergeht es mir übel. Wenn irgendwo auch nur Illy steht, schlägt mein Herz schon höher, welches der Espresso dann allerdings nicht schneller schlagen lässt. Also gehe ich gleich zu Starbucks, wo ich von einer mir äußerst sympathischen jungen Frau nach meinem Namen gefragt werde (leider nur für den Sticker, der auf den Plastikbecher kommt: Clemins, Lemins, etc.) und drahtlosen Internetzugang habe, wofür ich mich allerdings registrieren musste. Mittlerweile habe ich meinen ersten Starbucks-Reward verdient; wofür, wüsste ich nicht zu sagen.

Auf der Wallstein-Website sehe ich, dass mein neuer Roman auf einmal nur noch 365 Seiten hat – vor meinem Abflug waren es noch 420 gewesen! Ich schicke Thorsten Ahrend, meinem Lektor, sofort eine E-Mail. Eine E-Mail kann viel zu lange dauern, noch dazu an einem Wochenende, noch dazu mit sechs Stunden Zeitverzögerung. Ich schicke ihm sofort eine Kurznachricht, packe meinen Laptop und gehe ins Hotel.

Kaum bin ich weit genug weg, denke ich, kaum. Als ich in mein Zimmer komme, habe ich eine Kurznachricht von Thorsten bekommen: Gekürzt. T Ich pendle zwischen Mordlust, tiefster Verzweiflung und schierem Unglauben, bisweilen unterbrochen von einem Splitter Realitätssinn. Zeichengröße (Realitätssinn) oder Text (Mordlust)? Ich setze mich in die Lobby, bin noch nicht bereit, zu Katz’s Delicatessen zu gehen, um das von Martin Amanshauser empfohlene (befohlene) Pastrami Sandwich zu essen.

Thorsten antwortet, er wolle mich nicht foppen, Thedel, der Verleger, habe das Layout nicht gefallen, Schrift und –größe seien verändert worden.

Ich fahre zu Katz’s, esse ein Pastrami Sandwich, in dem soviel Wurst ist, dass man es kaum in den Mund bekommt. Wie gut mir mit einem Mal die hellgrünen Gurken schmecken. Bill Clinton hat hier gegessen, Mihail Gorbatschow, alle New Yorker celebrities. Herr Katz steht an der Theke, auf den alten Fotos hatte er um ungefähr fünfzig Kilogramm weniger.

Ich antworte Thorsten: die viertelstunde bekommst du zurück! Ich weiß nur noch nicht, wie.

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