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[ book tip by Literatur Schweiz ] Peter Bichsel ist ein Meister der kurzen Prosa. Bichsels wohl erfolgreichstes Werk und eines der am meisten übersetzten Bücher der deutschschweizer Literatur, seine «Kindergeschichten», ist 1969 früh im schriftstellerischen Werdegang des Autors erschienen. es sind kurze Erzählungen, die sich nur scheinbar an Kinder richten, oder sicher nicht nur an Kinder. Das Buch enthält Erzählungen, die gleichsam schon ins Volksgeschichtsgut übergegangen sind, wenn es ein solches Pendant zum Volksliedgut geben sollte, wie etwa die Geschichte «Amerika gibt es nicht», vor einigen Jahren überzeugend als Rockballade inszeniert von Züri West, oder die Geschichte der Reise des Mannes, der die Welt in möglichst gerader Linie umrunden will.
Bichsels Kindergeschichten zeichnen sich durch ihre sprachliche Verspieltheit und scheinbare Einfachheit aus. Das Spielen mit der Sprache wird selber zum Thema einzelner Geschichten, wenn etwa der alte Mann in der Erzählung «Ein Tisch ist ein Tisch» beschliesst, dass sich alles ändern soll, aber nichts geschieht, und er beginnt, die Wörter zu vertauschen, und dem Tisch «Teppich» sagt, so handelt es sich um Sprachspiele im Sinne des späten Ludwig Wittgenstein. Es sind philosophische Fragen, die Bichsel spielerisch in den «Kindergeschichten» angeht: Woher weiss ich, was ich zu wissen glaube? Was meine ich, wenn ich etwas sage? Wie weiss ich, ob der andere dasselbe versteht, wenn ich etwas sage?
(Rudolf Probst)
[ Favourite quote ] «‹Nur Leute mit schlechtem Gedächtnis fahren Eisenbahn›, sagte er, ‹denn wenn sie ein gutes Gedächtnis hätten, könnten sie sich doch wie ich die Abfahrts- und Ankunftszeit merken und müssten nicht fahren, um die Zeit zu erleben.›»
[ book info ] Bichsel, Peter: Kindergeschichten.
(original language: Deutsch)
Luchterhand,
Neuwied, 1969
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ISBN: 978-3-518-39142-6.
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Genre: narrative prose
Languages (book tip): English, German, French, Italian