[ Knižní tip Filipe Tavares ] Szenario ist von den Francobelgern François Schuiten und Benoît Peeters. Erster bekannt als Architekt, Zweiter für seine Hergé-Biographie und weitere Comicstudien, beide zusammen für ihre Comic-Zyklus „Les Cités Obscures“, sicherlich ein Meilenstein in der Comicgeschichte. Um Bedeutung dieses Zyklus und der beiden Schöpfer zu unterstreichen, nur der knappe Hinweis, dass 1998 in Lissabon ein Symposium nur zu diesem in „Les Cités Obscures“ kreierten Comic-Universum stattfand. „Plagiat!“ ist erste und bisher einzige Zusammenarbeit mit Alain Goffin, wie Schuiten auch Absolvent der renommierten Kunstakademie St. Luc in Brüssel, gewesen. Der Comic ist erster Versuch, und m.E. auch Zeugnis des Gelingens zeitgenössische Theorien der Kunstproduktion ins Medium Comic zu überführen. Große Namen wie Genette, Jameson, Butler oder Lyotard sind, wenn auch nicht genannt, fester Bestandteil dieses Comics, da sie ebenfalls Begriffe wie Fälschung, Pastiche, Parodie und schlussendlich das Plagiat ernst genommen haben.
Die Geschichte ist schnell erzählt: bei einem Maler wird eingebrochen. Wochen später erscheinen Fälschungen auf dem Kunstmarkt. Die Karriere des Künstlers kollabiert. Erst als er sich als der Fälscher inszeniert, kommt er wieder zu öffentlichem Ansehen. Doch der Rollentausch endet tödlich. Ich habe gesagt, dass die Geschichte schnell erzählt ist, aber nicht, dass sie einfach ist. Man kommt aber schnell hinter die kleinen Details der Erzählstruktur. Und weil neben der anfangs noch zweigleisigen Handlung auch noch das intertextuelle Spiel berücksichtig werden muss, mutiert „Plagiat!“ zur Kulturschleuder, im positiven Sinne, nämlich im Sinne eines Pynchon-Overkills.
Genial ist und bleibt auch die Biographie des Künstlers am Ende des Albums. Ja, hat sich denn jetzt alles wirklich so zugetragen?

[ Informace ] Goffin, Schuiten, Peeters, : Plagiat!. Carlsen Lux, 1991 .