Neue Literatur aus Österreich
Incentives - Neue Literatur aus Österreich
readme.cc eröffnet einen mehrsprachigen Zugang zur neuesten österreichischen Literatur. In Kooperation mit dem Literaturhaus in Wien bietet die Leseplattform Einblick in das aktuelle literarische Geschehen des Landes.
LiteraturjournalistInnen und WissenschaftlerInnen stellen aktuelle Neuerscheinungen vor, Leseproben vermitteln kurze Einblicke in die jeweiligen Texte, Kurzporträts der Autorinnen und Autoren ergänzen das Bild.
Das Informationsangebot steht derzeit in fünf Sprachen zur Verfügung: Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch und Ungarisch.
Das Projekt will zur Internationalisierung österreichischer Literatur beitragen bzw. zur Übersetzung aktueller Texte anregen.
Durchführung: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur (Rezensionen, Autorenporträts) – Übersetzergemeinschaft (Übersetzungen) – readme.cc (Infrastruktur).

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[ Buchtipp von Ulrike Matzer ] Das Leben – die größte Herausforderung für Elisa, eine junge Frau, die sich tot fühlt, totgeboren. Als Immobilienmaklerin alles in der Hand, droht ihr die Kontrolle über den Restalltag zu entgleiten. Nirgendwo hält es die Exaltierte lange. Auch ihre leeren Wohnungen, in die sie flieht, werden ihr schnell eng. Sie düst als Rennbesen herum, macht Männer an, klammert sich an die Struktur von Listen. Ist hinterlistig, widerlich mitunter. Nicht viel passiert, alles in allem, alltägliche Geschichten. Doch plötzlich ist Elisa konfrontiert mit Brandlegungen, einem nicht minder mysteriösen Fall verjährter Mädchenmorde, ihrer Mutter ... Eine einzige Verkettung.
Ungeheuer, wie greifbar die Ich-Erzählerin in ihrer Fahrigkeit, wie präsent in ihrem Fluchtverhalten ist. Beängstigend authentisch. Dabei könnte es banaler kaum sein, das Geschehen, sein Vokabular. Nur, Stavaric macht den Wörtern Beine, treibt sie in Form und an. Zu Höchstleistung. Parataktisch oszillieren sie, ihr Sinn, hin, her, hin, wie die Zustände und Stimmungen Elisas. Leben, atmen, abheben, laufen, wieder auslaufen lassen. Das hat nicht nur Rhythmus, Tempo, sondern Drive. Beim Wort nehmen lässt sich also nur manches, vieles (weil vieldeutig) nicht; und ganz auf die Schliche kommt man der Protagonistin wie der Krimihandlung nicht. Der Takt gebende flache Atem ist dabei mehr als oberflächliche Manier. Das Buch hat es in sich, hat Substanz. Reichlich. Realistisch, relevant, jedoch – entscheidend – mit dem Surplus echter, adäquater Arbeit an der Sprache, die aber leichtfüßig wie Müßiggang mäandert.
[ Info ] Stavarič, Michael: stillborn.
Residenz,
Salzburg 2006
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ISBN: 3-7017-1440-1.
Dieses Buch ist ...
Genre: Roman
Stichworte: blitzgescheit
Stil: experimentell
Empfohlen für: Sprachgenuss
Sprachen (Buchtipp): Deutsch