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Die Kinder beruhigte das nicht drucken

Die Kinder beruhigte das nicht

Hotschnig, Alois

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[ Buchtipp von Ulrike Matzer ] "... was gerade geschehen war, dafür hatte ich keine Erklärung, doch dass es mit mir zu tun hatte, war klar, und das schreckte mich ab, und das zog mich an, davon wollte ich mehr", und bald überkommt einen selber der Kitzel, und das Mulmigsein auch.

Recht gewöhnlich ist das Setting der neun Prosakonzentrate, unaufgeregt. Aber nicht selten geht Ennui mit Unheil schwanger, wachsen sich die unspektakulärsten Dinge verstörend aus: Wie einst Murphy harrt ein altes Nachbarspaar auf seinen Liegen, "in der Sonne, im Schatten, im Regen, im Wind, tagein und tagaus, jeden Tag". Und auf Onkel Walter warten ist wie Warten auf Godot, umsonst. Oder: ein Spiegel blickt das Ich vor ihm als andern an und will es haben - anthropophagengleich geht in den Geschichten einer im Leben eines andern auf, in es eingestülpt, verschlungen von ihm, je nachdem. Surreale strangeness und erotische Phantasmagorien schieben sich an anderer Stelle in Form von Doppelgängerpuppen in das Spiel, das der Autor angelehnt an Kafka mit Lynch-liken Effekten treibt, gekonnt.

Die Erzählungen sind wie minimalistische Stücke komponiert. Stetes Wiederholen, Variieren, ein subtiler Takt legen John Cage als Assoziation nahe, seinen "Vortrag über nichts". Doch die scheinbar solid gebaute Sprache bröselt. Bilder sind Trug und wahr zugleich. Nicht zu trauen ist den Sätzen also, Relativierungen folgen auf den Fuß, in einem fort. Und sie verfolgen einen selber, die paranoiden, rätselhaften Textchen.

[ Info ] Hotschnig, Alois: Die Kinder beruhigte das nicht. Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2006 . ISBN: 3-462-03685-8.


Dieses Buch ist ...

Genre: Erzählende Prosa
Stichworte: beeindruckend
Stil: spannend
Empfohlen für: Sprachgenuss
Sprachen (Buchtipp): Deutsch


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