
Die Ringe des Saturn. Eine englische Wallfahrt drucken
[ Buchtipp von Lucas Cejpek ] Der Titel war mir zu literarisch und der Untertitel zu religiös und überhaupt erinnert mich W.G. Sebalds Art zu schreiben ans 19. Jahrhundert. Trotzdem habe ich es immer wieder mit seinen Büchern versucht, weil mich seine Methode, meist äußerst umständliche Beschreibungen durch Fotos, Skizzen und Zeitungsausschnitte zu ergänzen, fasziniert, die Diskrepanz bzw. Vielfalt der Mittel der Wahrheitsfindung. Die Ringe des Saturn gehören inzwischen zu meinen Lieblingsbüchern, weil die Erkundung der englische Ostküste ein ganzes Universum eröffnet. Die Beschränkung auf diesen abseitigen Landstrich führt durch die ganze europäische Geschichte der Gewalt, vom Luftkrieg über den Vorwand für den Ersten Weltkrieg und zurück in den Kongo, ins Herz der Finsternis, wie es Joseph Conrad genannt hat wobei für Sebald die Verbrennung die Grundlage des menschlichen Fortschritts ist. Die von uns ersonnenen Maschinen haben wie unsere Körper und wie unsere Sehnsucht ein langsam zerglühendes Herz. Über seine Wahlverwandten eine der schönsten Passagen des Buches ist die Verschränkung seiner Auswandererbiographie mit der Flüchtlingsbiographie von Michael Hamburger gibt W.G. Sebald seine Obsessionen und Ängste preis, wie ein Foto vor einer libanesischen Zeder in Ditchingham beweist, von denen so viele sonst, wie gesagt, schon verschwunden sind.
[ Info ] Sebald, W. G.: Die Ringe des Saturn. Eine englische Wallfahrt.
Fischer Taschenbuch Verlag, 8. Auflage,
Frankfurt/Main 2004
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Dieses Buch ist ...
Genre: Essay
Stichworte: beeindruckend
Stil: ernsthaft
Empfohlen für: Reiselektüre
Sprachen (Buchtipp): Deutsch