Documentary Fiction
Documentation of literary Documentary Fiction
Die Europäischen Literaturtage 2013 diskutierten den Bereich des dokumentarischen Romans. Das dazu eröffnete Archiv versammelt Buchempfehlungen von readme.cc Usern. Besprechungen, die unter dem Stichwort "Roman" abgespeichert werden, erweitern das Archiv

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[ Buchtipp von Markus Hartwiger ] Mit Walter Kempowski hat man die Möglichkeit, einen in Österreich fast unbekannten Autor zu entdecken. Kempowski war zeitlebens ein „zu spät Gekommener“. Er war ein Außenseiter der keiner literarischen oder anderen Gruppe angehörte. Tadellöser & Wolff war sein erster großer Familienroman und wurde ein Teil seiner neunbändigen deutschen Chronik. Der Text beschäftigt sich mit der Geschichte seiner Familie im dritten Reich. Er ist eine Ansammlung von Erinnerungsstücken, Zitaten und direkten Reden. Kempowski untertitelte sein Werk mit „ein bürgerlicher Roman“. Einerseits weil er aus einer bürgerlichen Zeit berichtet, die nun endgültig vorüber ist, andererseits weil die Katastrophe des dritten Reiches, in seinen Augen, durch das Bürgertum erst möglich wurde. Kempowski (2007 verstorben) war ein Sammler. Um zu überleben sammelte er die Geschichte seiner Familie. Später weitete er diese Sammlertätigkeit aus und schuf das Echolot und andere Teile seiner kollektiven Tagebücher. Dabei handelt es sich um ein Konglomerat von Tagebucheintragungen verschiedenster bekannter und unbekannter Personen, Erinnerungen, Nachrichten aus Rundfunk und Zeitungen, alles chronologisch geordnet und unkommentiert. Beeindruckende Werke, die einen bisher ungekannten Blick auf die Geschichte ermöglichen. Wenn man mit der Art des Erzählens, die der Roman „Tadellöser & Wolf“ bietet, zurechtkommt, sich in seinem Sprachrhythmus einrichten und zu Hause fühlen kann, dann wird man mit Leseerlebnisse von unglaublicher Dichte beschenkt.
[ Info ] Kempowski, Walter: Tadellöser & Wolff.
btb Verlag (TB) ,
2007
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ISBN: 978-3-442-72033-0.