
Höllisches Kino drucken
[ Buchtipp von Pascal Blum ] Der Tod im Kino ist das Thema des polnischen Publizisten und Filmkritikers Wojciech Kuczok. In kurzen, aber dichten Essays denkt er darüber nach, was andere vor ihm schon erkannt haben: Das Kino interessiert sich für den Tod, aber nicht für das Sterben. Spannend werde es erst, wenn sich ein Film ans Sterben heranwagt und so Schmerzen auslöst, die auch der Zuschauer spüren soll. In Filmen von Béla Tarr, Ingmar Bergman, Gaspar Noé oder Ulrich Seidl findet Kuczok dieses Interesse am Sterben und beschreibt es so, dass man nicht nur die Werke besser versteht, sondern ganz allgemein Lust bekommt, ins Kino zu gehen.
Den Schurken hat er dann schnell ausgemacht: Wer macht den „Todesbegriff“ klein und verbreitet massenhaft Bilder vom Tod, lässt aber das Sterben konsequent aus? Das amerikanische Popkino! Da kommt aus Kuczok der kulturpessimistische Amerikafeind heraus, der nicht erkennt, dass das „action-movie“, wie er es abwertend nennt, seine eigenen Genreregeln hat, die sich vielleicht um den „Prozess des Sterbens“ drücken, im Gegenzug aber demokratische Teilhabe an einer Kultur gerade für jene ermöglichen, die sonst eher davon ausgeschlossen werden.
[ Info ] Kuczok, Wojciech : Höllisches Kino.
Über Pasolini und andere. (original language: Deutsch)
Suhrkamp,
Frankfurt a. M., 2008
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ISBN: 978-3-518-12542-7.