Kinder- und Jugendliteratur

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Die Taschen voll Wasser

Heinrich, Finn-Ole

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[ Buchtipp von Beat Mazenauer ] Mit diesem Band debütierte der damals 23-jährige Finn-Ole Heinrich. Neun Erzählungen von unterschiedlicher Länge zwischen 3 und 35 Seiten umfasst der Band. Trotz dieser Spanne lassen sich daraus ein paar Grundelemente herausschälen. Heinrichs Geschichten gruppieren sich – in unterschiedlicher Dringlichkeit – um den Kern des Herauswachsens aus einem Gefängnis der Liebe: dem Elternhaus. Heinrichs Protagonisten sind Jugendliche, selbst wenn sie längst über 50 sind und tief im Erwachsenenalter stecken. Ein schönes Beispiel dafür gibt die Erzählung „Mutters Hund“, die eine ebenso grausame wie symbiotische Zweierbeziehung zwischen der Mutter und ihrem Sohn erzählt – von Mutters Hund triefäugig beobachtet, der den „Jungen“ stets daran erinnert, dass er nie selbstständig aus dieser Wohnung herausfinden wird. Finn-Ole Heinrich erzählt dieses Kammerstück mit brutalem, zugleich lächerlichem Ende in einer überscharf, grell ausgeleuchteten Szenerie, die der Hund nicht überlebt.

Das Motiv des gequälten Tieres taucht in vergleichbarer Konstellation nochmals in „Emilie“ auf. Eine junge Frau peinigt in Abwesenheit ihrer besten Freundin deren Katze, um sich dafür zu rächen, dass diese schön ist und geschmeidig und Hauke zum Freund hat. Um ihn dreht sich insgeheim alles, doch die wechselweise von Fress- und Kotzattacken heimgesuchte Erzählerin hat sich längst im Wahngebilde eingesponnen, dass sie Hauke für sich gewinnen kann. Am Schluss bricht unter den Stichen einer tückischen Bösartigkeit alles auseinander.

Heinrich trägt zuweilen dick auf, beispielsweise im brutal tristen „Sein längster Gedanke“, hin und wieder tut er diesbezüglich etwas mehr als vielleicht nötig. Doch fast immer beweist er sich als Meister von irrwitzigen, manchmal ins Bodenlose abgleitenden Erzählsituationen, die unter seiner Hand erst nach und nach auf verschlungenen und klug inszenierten Wegen ihre Geheimnisse, ihre Eigenheiten, ihre Schrullen und ihren unterschwelligen Zorn offenbaren.

[ Lieblingszitat ] „Auf der Autobahn sind die Momente, in den sich Leben schneiden, künstlich gedehnt.“ (S. 130)

[ Info ] Heinrich, Finn-Ole: Die Taschen voll Wasser. (original language: Deutsch) Mairisch Verlag, Hamburg, 2005 .


Dieses Buch ist ...

Genre: Erzählende Prosa
Sprachen (Buchtipp): Deutsch


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