Schweizer Literaturen
Dokumentation Schweizer Literaturen
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[ Buchtipp von Gudrun Schury ] Verfilmen, so wie „Homo Faber“ verfilmen, lässt sich diese Erzählung nicht. Der Schauplatz im Tessin ist zwar je nach Beleuchtung hochromantisch oder hochdramatisch, aber Herr Geiser ist es nicht. Herr Geiser lebt zwar in einer Gegend, in der andere Urlaub machen, aber was heißt schon Gegend, was heißt schon leben? Herr Geiser könnte seine Existenz auch in einem Biosphärenreservat führen. Denn um ihn herum beginnt das Ende, das spürt Herr Geiser. Die Natur will wieder haben, was man ihr abgetrotzt hat mit dem Straßenbau und dem Stromverlegen und dem Postbusverkehrenlassen. Also rüstet sich Herr Geiser. Er braucht nur eine Schere dazu. Mit ihr schneidet er all die wichtigen Informationen aus wichtigen Büchern aus, um die Wände damit zu bekleben. Wann starben die Dinosaurier aus und wann kam die Edelkastanie nach Italien? Wie definiert man Erosion und wie Eschatologie? Wie macht sich ein Herzinfarkt bemerkbar?
Die Wissensschnipsel sind auch grafisch erkennbar in den Text hineinmontiert, ob Bibelzitat, ob Liste auf kariertem Papier. Zusammen mit dem kinderbuchartigen Stil („Die Haustüre ist abgeschlossen. Die Kochplatte glüht.“), der von kühl-konzentriertem Reportageton abgelöst wird, entsteht eine Art Käfig um Herrn Geiser und die Leser herum, den Letztere erst geraume Zeit nach der letzten Seite wieder verlassen können.
[ Lieblingszitat ] „Heute gurgelt es wieder. Wenigstens schneit es nicht.“
[ Info ] Frisch, Max: Der Mensch erscheint im Holozän.
(original language: Deutsch)
Suhrkamp,
Frankfurt am Main, 1979
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ISBN: 3 518 37234 3.
Dieses Buch ist ...
Genre: Erzählende Prosa
Sprachen (Buchtipp): Deutsch