Schweizer Literaturen
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[ Buchtipp von Klaus Zeyringer ] Literatur ist Spiel, Literatur ist Einbildungskraft, Literatur ist Vorstellung. "Ich stelle mir vor:", dann "oder...?", heißt es immer wieder, leitmotivisch, in Max Frischs Roman - für mich ist es sein radikalster. Um Identitäten geht es, um Rollen, die anprobiert werden "wie Kleider", um Lebensmuster, in stilsicher erzählten Episoden. Das Konjunktivische steht im Titel. Gantenbein könnte einer heißen, sagen wir, er hätte einen Unfall gehabt und gälte als blind. Der Erzähler stellt sich vor, daß dieser Gantenbein sieht. Er würde es niemandem sagen und die Umgebung aus seiner vorgeblichen Blindheit heraus sehen, erkennen, wie einem Blinden anders mitgespielt wird wie Sehenden. "Jede Geschichte ist eine Erfindung", sagt er. Und stellt sich ein Leben mit einer großen Schauspielerin vor - ihr Name sei Lila -, die ihn betrügt. Dann wieder wäre Lila Medizinerin. Oder Contessa?
Wir könnten uns nun vorstellen, es wäre umgekehrt: Wir alle tun so, als ob wir sehen würden, dabei sind wir blind...
[ Info ] Frisch, Max: Mein Name sei Gantenbein.
Suhrkamp,
Frankfurt a.M. 1964
.
Dieses Buch ist ...
Genre: Roman
Stichworte: blitzgescheit, interessant, ungewöhnlich, beeindruckend
Stil: lehrreich, ernsthaft
Empfohlen für: Sprachgenuss, Freundschaftsgeschenk, Lektüre zum Nachdenken
Sprachen (Buchtipp): Deutsch
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Kommentare Chronologie wechseln

[ 19.03.06 - 14:36 ] [ Kommentar von Margit Strobl ] Obwohl Max Frisch streckenweise recht infantil daherkommt, ist seine Sprache doch wunderschön, nicht wahr? Danke für diesen erfrischenden Buchtip!