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A Breathless Hush in the Close

Morgan, Ann

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[ Buchtipp von Charlotte Hansen ] A Breathless Hush in the Close ist Ann Morgans erster Roman, der seinen Titel von Henry Newbolts berühmten Gedicht Vitaï Lampada borgt. Die Zeile Play up! Play up! and play the game! (“Los, vorwärts! Dreh’auf und spiel das Spiel!) aus diesem Gedicht werden zum Fokalpunkt am Ende des Romans, als der Protagonist George French endlich beschließt im Spiel des Lebens mitzuspielen. So wird das Ende des Romans zum Beginn für George seiner Odyssey vom Jungen zum Mann in einer Geschichte, die sowohl als Vorspiel zu einem Bildungsroman, wie zu einer Zeitsatire gelesen werden kan.  George French ist ein unglücklicher und verwöhnter junger Mann mit Hochschulabschluss, der sich selbst als Literaturgenie in Nachahmung seines großen literarischen Helden, Evelyn Waugh, sieht. Ann Morgan schafft es die vielen Waugh-Zitate sowohl lächerlich, als auch berührend in den Roman einfließen zu lassen. Eigentlich ist George ja in einem Literaturmasterkurs an der University of Lewisham and the South East Region eingeschrieben, aber alles, was er tatsächlich macht ist auf der Couch im Haus seiner Eltern zu lümmeln und sich dümmlichen Fernsehsendungen zu widmen. Obwohl er im Grunde gar nicht an seiner Master thesis arbeitet, überzeigt er sich immer wieder selbst davon, dass er wesentliche Fortschritte damit macht einfach über das Projekt nachzudenken. Christ, it was a wonder his brain still worked, the high level of thinking he’d been putting it through these last weeks’. (39) [“Jesus, es war ein Wunder, dass sein Hirn noch arbeitete nach der starken Denkbelastung, der es in den letzten Wochen ausgesetzt war.“] Sein Größenwahn wir jedenfalls zunehmend einer ironischen Revision unterzogen je weiter die Geschichte fortschreitet.  Wir folgen George, al ser seinen akademischen Betreuer John Worthy trifft, der sich letztendlich gar nicht so ehrenwert (engl. ‚worthy’) zeigt, als George endlich versucht Verantwortung zu zeigen. Wie in jedem klassischen Märchen erscheint John Worthy drei Mal im Roman und seine Figur dient als Vorschau darauf, was für ein Mensch George im Begriff ist zu werden, wenn er sich nicht aufrafft und endlich damit beginnt ‚das Spiel zu spielen‘. George zieht im Laufe des Romans von zu Hause aus (aber es wird nicht verraten warum; es reicht eigentlich festzustellen, dass seine Fantasie hierbei an ihre Grenzen gegangen ist) und landet in einer Absteige, die eines armen Künstlers würdig ist. He couldn’t help but feel a little proud. After all, he was doing it, wasn’t he? He had taken the first step. Let it not be said that George French was lazy, let it not be said that he was putting off life’. (93) [“Er konnte nicht umhin ein wenig stolz zu sein. Alles in allem hatt er es wirklich getan! Er hatte den ersten Schritt getan. Nehmt nicht an, dass George French faul ware, nehmt nicht an, dass er sich aus dem Leben zurückgezogen hätte!“] Und natürlich gibt es die Frau, die im Hintergrund wartet, oder, wie es hier der Fall ist, zwei davon. George lässt sich, passiv wie er ist, von der, mit dem passenden Namen bedachten Emily Goodchild erobern. Dieses gute Kind hat George an der Uni kennengelernt und es umkreist ‚Porge‘, wie es ihn nennt, schon einige Zeit. Sie gibt dinner parties á la Delia [Anm. Delia Smith ist eine britische Fernsehköchin, Fernsehpräsentatorin und auch in wenig Nationalheiligtum] und erdrückt Porge im wahrsten Sinne des Wortes mit ihrem beachtlichen Vorbau, ihre Fürsorglichkeit trägt Züge eines control freaks. Und dann gibt es da noch die eine, die ihm entgangen ist, Jennifer. Oder vielleicht ist an dieser front doch noch nicht alles verloren? Weitere Variablen in Georges Gleichung sind eine mögliche Praktikumsstelle in einer bekannten Anwaltskanzlei und ein Auftritt Georges im Fernsehen, bevor er schließlich sein Leben wirklich in die Hand nimmt. Ann Morgan hat einen scharfen Blick für das Lächerliche, den sie geschickt mit vielen akkuraten und spitzfindigen Kulturbeobachten und Verweisen versetzt, speziell im Hinblick auf die gegenwártige Besessenheit der Gesellschaft mit Berühmtheit. Und George French wird einem immer sympathischer, ob man es mag order nicht. Gegen Ende des Romans wünscht man ihm wirklich, dass er den Fehdehandschuh des Lebens ergreift, den passiv-aggressiven Klauen Emilys entflieht und seinen Zustand des Dahinvegetierens endlich ändert. Damit der Anti-Held doch noch der Held seiner eigenen Geschichte werden kann.

[ Info ] Morgan, Ann: A Breathless Hush in the Close. (original language: English) YouWriteOn, 2008 . ISBN: 1849231060.


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