Neue Literatur aus Österreich
Incentives - Neue Literatur aus Österreich
readme.cc eröffnet einen mehrsprachigen Zugang zur neuesten österreichischen Literatur. In Kooperation mit dem Literaturhaus in Wien bietet die Leseplattform Einblick in das aktuelle literarische Geschehen des Landes.
LiteraturjournalistInnen und WissenschaftlerInnen stellen aktuelle Neuerscheinungen vor, Leseproben vermitteln kurze Einblicke in die jeweiligen Texte, Kurzporträts der Autorinnen und Autoren ergänzen das Bild.
Das Informationsangebot steht derzeit in fünf Sprachen zur Verfügung: Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch und Ungarisch.
Das Projekt will zur Internationalisierung österreichischer Literatur beitragen bzw. zur Übersetzung aktueller Texte anregen.
Durchführung: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur (Rezensionen, Autorenporträts) – Übersetzergemeinschaft (Übersetzungen) – readme.cc (Infrastruktur).

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Bis auf die Knochen
Das Kochbuch, das jeder brauchtRitte, Jürgen (Hg. von Jürgen Ritte)
Bild vergrößern[ Buchtipp von Beat Mazenauer ] Die OuLiPo-Werkstatt mit ihren bekanntesten Repräsentanten Queneau, Pastior oder Perec gleicht einer brodelnden Sprachküche. Kein Zufall ist es daher, dass die "Werkstatt für potentielle Literatur" auch eine OuCuiPo-Zweigstelle ins Leben gerufen hat: „Ouvroir de Cuisine Potentielle“. Das literarische Kochbuch, das Jürgen Ritte zusammengestellt hat, demonstriert den kulinarischen Feinsinn der OuLiPoten. Ritte selbst betätigt sich dabei als gewitzter „Maître de Table“, der uns freundlich die "oulipotage" erklärt.
Das furiose Intro zeigt, wohin die Reise geht: Marcel Bénabou erzählt die Schöpfungsgeschichte aus dem Geist des Kochens. Ritte dazu: „Man nehme einen beliebigen Text (etwa die Lutherbibel) und ersetze jedes Substantiv durch das an siebter Stelle nach ihm folgende in einem x-beliebigen Wörterbuch.“ Solcherart enthüllt jeder Text seine „unendlichen Potentialitäten“. OuLiPo verwandelt Literatur in „mathematisch kalkulierte Unendlichkeit“ und erweitert die Sprache durch formale Zwänge. Dabei spielen Speis und Trank eine belebende Rolle.
Sprache und Küche werden bei OuLiPo sorgsam verquirlt. Sei es in theoretischer Form in Jacques Jouets Überlegungen zum Umgang mit Eiern, sei es ganz praktisch beim sagenhaften Gericht aus der Auvergne, das Harry Mathews anrichtet. Die „Farce double“, wie sie in La Tour Lambert zubereitet werde, lässt sich im Grunde nur da an ihrem Ursprungsort zubereiten, darin besteht die Provokation an alle Koch-Aficionados.
Trotz Sprachwitz und -spiel ist in diesem Band viel Kulinarisches zu erfahren, wie Perec mit seinen „81 Kochrezepten für Anfänger“ beweist. Er dekliniert ein paar wenige Ingredienzien systematisch durch und schmeckt sie jeweils mit neuen Zutaten und Kräutern ab – wobei das Spiel in jedem Fall zu geniessbaren Ergebnissen führt. Denn die Sprachexperimente gehen hier nie auf Kosten des guten Geschmacks. Georges Perec, der Grossmeister der Regel, brilliert obendrein mit einer Speisenfolge aus „Les Revenentes“ – alles wird mit dem Vokal „e“ gegessen. Der Herausgeber kann es bei dieser Gelegenheit nicht lassen, die Liste auf Deutsch mit „Rehlenden & Erdbeerschnee“ zu ergänzen.
[ Info ] Ritte, Jürgen: Bis auf die Knochen.
Das Kochbuch, das jeder braucht. (original language: Deutsch) Hg. von Jürgen Ritte.
Arche Verlag,
Zürich / Hamburg, 2009
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Übersetzt aus Französisch von Diverse
Dieses Buch ist ...
Genre: Erzählende Prosa
Sprachen (Buchtipp): Deutsch