Neue Literatur aus Österreich

Incentives - Neue Literatur aus Österreich

readme.cc eröffnet einen mehrsprachigen Zugang zur neuesten österreichischen Literatur. In Kooperation mit dem Literaturhaus in Wien bietet die Leseplattform Einblick in das aktuelle literarische Geschehen des Landes.

LiteraturjournalistInnen und WissenschaftlerInnen stellen aktuelle Neuerscheinungen vor, Leseproben vermitteln kurze Einblicke in die jeweiligen Texte, Kurzporträts der Autorinnen und Autoren ergänzen das Bild.

Das Informationsangebot steht derzeit in fünf Sprachen zur Verfügung: Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch und Ungarisch.

Das Projekt will zur Internationalisierung österreichischer Literatur beitragen bzw. zur Übersetzung aktueller Texte anregen.

Durchführung: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur (Rezensionen, Autorenporträts) – Übersetzergemeinschaft (Übersetzungen) – readme.cc (Infrastruktur).

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Baba Rada

Das Leben ist vergänglich wie die Kopfhaare

Grigorcea, Dana

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[ Buchtipp von Literatur Schweiz ] Unter dem Zwergnussbaum ist die Zeit stehen geblieben. Baba Rada liest das böse Schicksal aus den Karten, der tote Antim verkriecht sich in die Baumhöhlung, Ileana verlobt sich und der alte Rotbart steckt schliesslich den Kopf ins Schilf. In ihrem Debütroman „Baba Rada“ lässt Dana Grigorcea ihre Figuren in einem Erzählraum agieren, dessen Horizonte im gleissenden Sommerlicht oder bei eisiger Kälte ausbleichen. Das rumänische Donaudelta, wo ihr Buch spielt, ist eine entlegene Gegend, in der eigene Gesetze zu gelten scheinen.Im kleinen Dorf hält die rüstige Baba Rada ihre Familie zusammen. Sie wünscht sich das Glück ihrer Albino-Tochter mit Mirabellenschnaps und Magie herbei, doch ein mysteriöser Terrorist bringt alles Durcheinander.

Dana Grigorceas Roman ist ein veritables Schelmenstück, das sich nur schwer greifen lässt und immer wieder neue Geschichten bereit hält. Die „herrliche Barbarei“ präsentiert sich als eine wilde Mischung aus Mären, Gerüchten, Schurkereien und einer ärmlichen Derbheit, die das neue Glück der Welt nur vom Hörensagen kennt. Auf der Donauinsel stockt das Leben, die Gebisse der Bewohner sind schlecht und wer kann, verschwindet augenblicklich von hier. Dennoch bewahren sich die Zurückgebliebenen ihren Willen und ihren Witz, indem sie trotzige Lieder singen wie „Das Leben ist vergänglich wie die Kopfhaare“.

Was dieses Buch zum Ereignis macht, ist Dana Grigorceas eigenwillige Handschrift. In Rumänien zweisprachig aufgewachsen und heute in Zürich lebend, gelingt der Autorin eine irrlichternde Prosa, die alles in phantastisches Zwielicht taucht, das einzig durch die Sprache schemenhafte Umrisse erhält. Mit langen Überschriften, die an Barockliteratur erinnern, erzeugt sie einen erzählerischen Hallraum, in dem sich die Handlung fortlaufend verschachtelt und verunklärt. Gerade so gewinnt „Baba Rada“ eine verfremdende Bildhaftigkeit, die burleske Komik mit irrlichternder Präzision und einem Quäntchen Tragik paart. Die Flunkergeschichten steigen daraus auf wie Baba Radas Rülpser, „wenn ich dieses russische, alkoholhaltige Shampoo getrunken habe“.

(Beat Mazenauer)

[ Lieblingszitat ] «Dann wurde wieder gesungen, wieder und wieder unsere Lieblingslieder, und wir sangen lauthals mit; einer der Sternsinger schlich sich zu meiner Nichte, die mit knallroten Wangen ebenfalls sang: ‹Das Leben ist vergänglich wie die Kopfhaare, ja lasst es uns geniessen.›»

[ Info ] Grigorcea, Dana: Baba Rada. Das Leben ist vergänglich wie die Kopfhaare. (original language: Deutsch) KaMeRu, Zürich, 2011 . ISBN: 978-3-906739-67-0.


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