Schweizer Literaturen
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[ Buchtipp von Incentives ] Ein Todesfall führt Sissi Fux zurück in den Sausal in der Südsteiermark. Zurück zu den ungeliebten Verwandten und der bösen Großmutter. Zurück zum Vater, der eine Stiege herunterfiel und sich das Genick brach. Der Vater war ein Außenseiter im Dorf, das Gegenteil der frömmlerischen, xenophoben Dorfbewohner: ein Tagedieb und Alkoholiker. Sissi, in Wien als Rechtsmedizinerin tätig, erlebt bereits vor dem Begräbnis all das, wovor sie geflohen ist: Häme, Rechthaberei, Bigotterie. Und dann schlägt während der Grablege ein Blitz in die so heuchlerische Trauergemeinde ein, der umgehend auftauchende Ortsarzt Stefan König versorgt die Verletzten.
Früher bildeten Sissi, Stefan und seine Frau Regina ein unzertrennliches Trio amicale. Seit rund zwei Jahren ist Regina nach einem Urlaub auf der Insel Procida verschollen.
Lilian Faschinger lässt Sissi Fux nun immer wieder in den Sausal fahren, mehr als ein halbes Jahr lang. Immer intensiver wird die Beziehung zu Stefan. Dann entschließt sich Sissi allein nach Procida zu reisen, auf den Spuren Reginas. Dort gelangt sie in den Besitz eines USB-Sticks, auf dem Regina Jahre lang Journaleinträge gespeichert hat. Die Lektüre verkehrt vieles, wenn nicht alles ins Gegenteil: Die Sympathie zu Sissi war nur vorgetäuscht; Regina manipulierte ihre Umwelt, sie betrog systematisch ihren Mann. Im Winter führt dann der Zufallsfund einer Leiche in einem nahen Waldsee zu einer rasanten, für Sissi lebensbedrohlichen Situation.
Das Buch ist teils Groteske, teils kriminalistisch grundierte Liebesgeschichte, wobei Lilian Faschinger bewusst gängige Genreregeln ignoriert. Gleich ist dies ein Roman über das Verschwinden und Sich-Finden. Denn Sissi Fux, mutterlos aufgewachsen in Strukturen, die sie von klein auf abgelehnt hat, ist zerrissen. In sexueller Hinsicht, in emotionaler Hinsicht, in geographischer Hinsicht (Wien ist für sie, heißt es an einer Stelle, keine Heimat, gerade einmal ein Aufenthaltsort, um dem Beruf nachzugehen). Kunstvoll verwendete Motive sind Behinderungen, beschädigte Beine und Füße, Taubheit und Wachheit, flirrende Realitätspigmente und Vorurteilsstrukturen.
Kurzfassung der Rezension von Alexander Kluy, 4. Oktober 2012
Originalversion: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=9658
[ Info ] Faschinger, Lilian: Die Unzertrennlichen.
(original language: German)
Zsolnay,
Wien, 2012
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ISBN: 978-3-552-05577-3.
Dieses Buch ist ...
Genre: Roman
Sprachen (Buchtipp): Englisch, Deutsch, Französisch, Tschechisch, Ungarisch