Neue Literatur aus Österreich

Incentives - Neue Literatur aus Österreich

readme.cc eröffnet einen mehrsprachigen Zugang zur neuesten österreichischen Literatur. In Kooperation mit dem Literaturhaus in Wien bietet die Leseplattform Einblick in das aktuelle literarische Geschehen des Landes.

LiteraturjournalistInnen und WissenschaftlerInnen stellen aktuelle Neuerscheinungen vor, Leseproben vermitteln kurze Einblicke in die jeweiligen Texte, Kurzporträts der Autorinnen und Autoren ergänzen das Bild.

Das Informationsangebot steht derzeit in fünf Sprachen zur Verfügung: Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch und Ungarisch.

Das Projekt will zur Internationalisierung österreichischer Literatur beitragen bzw. zur Übersetzung aktueller Texte anregen.

Durchführung: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur (Rezensionen, Autorenporträts) – Übersetzergemeinschaft (Übersetzungen) – readme.cc (Infrastruktur).

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Reise nach Kalino

Knapp, Radek

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[ Buchtipp von Incentives ] Radek Knapp kann es. Was immer er sich schreiberisch vornimmt, es gelingt, so auch der Pseudo-Detektivroman „Reise nach Kalino“ über die Stadt der „Papiergesichter“, Kalinianer und sonstigen HeldInnen. Der „Kalino“-Super-Held ist Julius Werkazy, ein heruntergekommener Detektiv, der eines Morgens einen Anruf entgegennimmt, der seinem Leben einen Schwung gibt, wie er ihn bis dahin nicht gekannt hat. Wenige Stunden nach dem Anruf sitzt Werkazy schon im Zug nach Kalino, das vor ihm kein Fremder betreten hat, weil es seit drei Jahrzehnten vollkommen abgeschottet von der Außenwelt sein eigenes Leben führt. Atmosphärisch ist Kalino irgendwie (nicht irgendwo!) in Polen angesiedelt.

Gleich nach der Ankunft lernt der Detektiv den (Landes-)Gründer F. Osmos kennen. Etwas Unerhörtes ist passiert: Es gab den ersten Todesfall in der Geschichte von Kalino, den Werkazy aufklären soll. Sein ungewöhnlicher Auftrag ist damit verbunden, dem Rätsel der Kalinianer auf den Grund zu gehen: Niemand scheint älter als dreißig Jahre zu sein. Während Werkazy erste Früchte seiner Ermittlungsarbeit erntet, beginnt er zu begreifen, dass Osmos ihn nicht zufällig angeheuert hat. Hinter allem steckt ein ausgeklügelter Plan. Und hinter diesem steckt ein Autor mit seiner Riesenphantasie. Zum Krimi selbst sei nur eines vorweggenommen. Die Leiche, dessen Mörder Werkazy sucht, existiert nicht…

Der Verlag sieht Radek Knapps Vorbilder in Paul Auster und Philip K. Dick. Für mich gibt es nach der Lektüre von „Kalino“ aber noch andere Indizien und Spuren. Einerseits Anklänge an Knapps Landsmann Stanisław Lem und andererseits unverkennbar an George Orwells „1984“.

Der Roman lebt, wie schon andere Knapp-Bücher, auch von den vielen schlagfertigen Dia- und Polylogen sowie dem sprühenden Wortwitz („Ich hatte schon Toaster, die charmanter waren…“, S.110).

Insgesamt ist „Kalino“eine wohldosierte Mischung aus Belletristik, klassischem Krimi, Krimi-Parodie und Science Fiction. Eine traumhafte und fast zauberische Geschichte, ein Märchen, ohne dass hinter irgendeiner Ecke die Gebrüder Grimm hervorlugen würden.

Also, auf nach Kalino!

Kurzfassung der Rezension von Janko Ferk, 2. Oktober 2012
Originalversion: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=9654

[ Info ] Knapp, Radek: Reise nach Kalino. (original language: Deutsch) Piper, München, Zürich, 2012 . ISBN: 978-3-492-05472-0.


Dieses Buch ist ...

Genre: Roman
Sprachen (Buchtipp): Deutsch, Englisch, Französisch, Ungarisch, Tschechisch


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