
Öl auf dem Wasser drucken
[ Buchtipp von Beat Mazenauer ] Die Journalisten Rufus und Zaq sind auf auswegloser Mission im Nigerdelta. Sie sollen eine entführte Britin aufspüren und so bestätigen, dass sie noch lebt. Doch alles gerät in diesem trostlos finstern, gewalttätigen Stück Erde aus den Fugen. Rufus muss hilflos mit ansehen, wie sein journalistische Vorbild Zaq und zynisch geworden ist. Das liegt auch an ihrer Umgebung. Das ökologische wie auch das soziale Gleichgewicht ist in jeder Hinsicht am Kippen, es gibt keinen verlässlichen Halt mehr.
So torkelt der Held durch einen Dschungel zwischen Verbrechen und Freiheitskampf und erzählt von einer üblen, weitgehend vergessenen Tragödie. Sachlich und präzis beschreibt Habila, was sich im ölverseuchten Nigerdelta zwischen Einheimischen, Rebellen und ökonomischen Interessen abspielt. Grenzen sind keine sichtbar, alles verfliesst in Dunst und Rauch. Grossartig bedrückend liefert Helon Habila eine neue Version von Joseph Conrads „Reise ins Herz der Finsternis“, die gänzlich frei ist von kolonialistisch rassistischen Untertönen.
[ Info ] Habila, Helon: Öl auf dem Wasser.
(original language: Deutsch)
Wunderhorn,
Heidelberg, 2012
(2010).
Übersetzt aus dem Englischen von Thomas Brückner